Nimbus

[733] Nimbus, Glorie, Heiligenschein, kommt schon bei den alten Hindus, Ägyptern, Griechen und Römern an Götter- und Heldenbildern in Gestalt einer runden Scheibe um das Haupt vor. In der christlichen Kunst findet dieses symbolische Zeichen des sinnlichen Glanzes zuerst im Orient Aufnahme, seit dem 6. Jahrhundert ist dasselbe als Attribut der drei Personen der Gottheit, der Engel und Heiligen allgemein üblich und je nach dem Stande der Personen klassifiziert. Bei den drei Personen der Gottheit ist der Nimbus mit einem Kreuze bezeichnet, dessen Mittelpunkt und unterer Arm von Kopf und Hals bedeckt sind; statt des kreisförmigen Nimbus oder auf demselben tragen Gott Vater und Sohn oft drei Lilien oder drei Strahlenbündel. Im allgemeinen ist bis zum 12. Jahrhundert der Nimbus eine feine Kreisfläche oder Scheibe; im 12. und 13. Jahrhundert wird er dicker und grösser; im 14. und 15. Jahrhundert verschwindet allmählich die Kreisfläche und bleibt bloss eine dünne Kreislinie übrig; am Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts gleicht der Nimbus einer Kokarde oder runden Kappe; oft wird er auch zu einem formlosen Lichtschein vergeistigt, der als Strahlenglanz namentlich die ganze Figur der Salvator- und Marienbilder umgiebt. Im frühern Mittelalter wurden übrigens auch Kaiser und Könige mit dem Nimbus versehen. Auf Gemälden ist der Nimbus meist golden oder gelb, manchmal bezeichnet die Farbe eine gewisse Rangordnung der Heiligen. Nach Otte, Kunst-Archäologie, §. 160.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 733.
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