[807] Prämonstratenser heisst der von Norbert im 12. Jahrhundert gestiftete Orden von Chorherren, welcher unter die reformierten Klosterstiftungen des 11. und 12. Jahrhunderts gehört. Norbert war ein Kanoniker von vornehmer Abkunft, geboren in Xanten, der in angesehener Stellung am Hofe lebte, verwandt mit Heinrich V. Plötzlich entschloss er sich (1115) der Welt zu entsagen; ein Blitzstrahl, der ihn betäubte, bestärkte ihn in seinem Vorsatz, und er nahm zu Siegburg das Mönchskleid an, ohne doch eigentlich in den Orden einzutreten. Vielmehr ging er umher und predigte, wozu er sich vom Papste Gelasius eine förmliche Vollmacht auswirkte; besonders Hess er es sich angelegen sein, die zahllosen Fehden, welche damals Frankreich wie Deutschland erfüllten, beizulegen und Frieden zu stiften. Im folgenden Jahre liess er sich von seinem Freunde, dem Bischof von Laon bewegen, dauernd in dessen Sprengel sich niederzulassen; in unwirtlicher, sumpfiger Gegend gründete er 1121 das Kloster Prémonstré (Praemonstratum) nach der Regel des heiligen Augustinus (siehe Kanoniker), die er durch strengere Bestimmungen schärfte. Die Erwerbung von Kappenberg in Westfalen für den Orden führte Norbert wieder häufiger nach Deutschland; mit dem Erzbischof Friedrich von Köln, der ihn zum Priester geweiht hatte, war er nahe befreundet. Bald gewann er auch grossen Einfluss auf Kaiser Lothar, der Norberts Wahl zum Erzbischof der sehr verwilderten und verwahrlosten Magdeburger Kirche bewirkte, eine Stellung, zu der seine übertriebene mönchische Askese ihn keineswegs geeignet machte. Er erfuhr dort den hartnäckigsten Widerstand und konnte zu keiner bedeutenden Wirksamkeit gelangen. Erst nach seinem Tode (1134) breitete sich der Prämonstratenser-Orden in diesen Gegenden weiter aus und leistete viel für den Anbau und die Germanisierung der slavischen Lande.
Der Orden der Prämonstratenser umfasste 30 Provinzen oder Circarien, denen jedesmal ein Circarier vorstand. Daneben übte das Mutterkloster gewisse Rechte über die von ihm abgeleiteten Stiftungen. Das höchste Ansehen hatten die vier ältesten Stiftungen Prémontré, St. Martin, Floreff und Cuissy, die das Recht der Visitation sämtlicher Klöster besassen. Der Abt von Prémontré hatte die Oberleitung des Ordens. Eine gewisse unabhängige Stellung nahm die sächsische Circarie unter dem Propst von Magdeburg und die spanische Circarie ein. Die Tracht des Ordens ist weiss und besteht in Tunica, Skapulier, Kappe und Baret. Es giebt auch Frauenklöster des Ordens. Vogel in Herzogs Real-Encyklopädie; Wattenbach, Geschichtsquellen, V, § 3; Fr. Winter, Die Prämonstratenser des 12. Jahrhunderts und ihre Bedeutung[807] für das nordöstliche Deutschland. Berlin, 1865.