Rother

[888] Rother, König, heisst ein episches Gedicht eines unbekannten Dichters, das, in den Rheinlanden entstanden, der Vorbereitungszeit der höfischen Litteratur angehört und zur byzantinisch-palästinischen Dichtung gezählt wird. König Rother herrscht zu Bari in Apulien und sendet, da er sich zu vermählen beschlossen hat, zwölf Mannen nach Konstantinopel zu Kaiser Konstantin,[888] Werbung anzustellen um dessen Tochter; die Boten werden aber gefangen genommen und in den Kerker gesteckt; worauf Rother selber unter fremdem Namen nach Konstantinopel fährt und die Königstochter entführt; Konstantin aber lässt dieselbe durch einen Spielmann, der sie auf sein Schiff lockt, dem Rother wieder entreissen. Darauf zieht Rother mit einem grossen Heere vor Konstantinopel und zwingt den Kaiser, ihm seine Frau wieder herauszugeben. Erst infolge späterer Erfindung ist diese namenlose Frau zur Ahnmutter Karls des Grossen gemacht worden. Ausgabe mit Einleitung von Heinrich Rückert, König Rother. Leipzig, 1872.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 888-889.
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