Aegisthvs

[88] AEGISTHVS, i, Gr. Ἄιγισθος, ου, ( Tab. XXX.) des Thyestes und seiner eigenen Tochter, der Pelopia, Sohn, Hygin. Fab. 87. welche er, nach dem gottlosen Rathe des Orakels, gewaltsamer, ob wohl zugleich ihr unbekannter Weise, zu seinem Willen brachte, Id. Fab. 88. die aber auch den jungen Buben hernach so fort nach seiner Geburt weg warf. Da ihn aber einige Hirten fanden, so legeten sie denselben einer Ziege unter, die ihn denn mit ihrer Milch auferzog; wie er denn daher auch von αἲξ, αἰγὸς, eine Ziege, seinen Namen bekommen hat. Id. Fab. 87. & Aelian. H. V. lib. XII. c. 42. So bald ihn seine Mutter erkannt und sich deswegen umgebracht hatte, rächete er sie und seinen Vater an dessen Bruder Atreus, den er bey einem Opfer umbrachte. Hygin. Fab. 88. Als hernachmals alle tapfere Griechen mit vor Troja giengen, so blieb er zu Hause auf der Bärenhaut liegen. Weil er unn also sonst nichts zu thun hatte, so besuchete er indessen der abwesenden Heerführer zurück gelassene Weiber; Ovid. de Remed. Amor. lib. I. v. 163. wie er denn auch selbst mit der Clytämnestra, Agamemnons Gemahlinn, so gut Freund wurde, daß, als dieser Held nach einer zehenjährigen Abwesenheit wieder nach Hause kam, er solchen mit Beyhülfe besagter Clytämnestra elendiglich, nebst der Cassandra, ermordete, Hyg. Fab. 117. auch dessen mit der Cassandra gezeugeten Söhne, Teledamus und Pelops, bey der Aeltern Grabe abschlachtete. Pausan. Corinth. c. 16. Er bemächtigte sich damit selbst des Reiches des Agamemnons, und erzeugete mit der Clytämnestra die Erigone. Dictys. Cret. lib. VI. c. 2. Indem ihm aber doch Orestes, des Agamemnons Sohn, entrissen worden, so brachte dieser mit der Zeit einen starken Anhang zusammen, insonderheit aber stund ihm Strophius, ein Phocenser, [88] bey, dessen Tochter Aegisthus, um der Clytämnestra willen, verstoßen hatte, überfiel Mycenen, und weil Aegisthus nicht zu Hause war, richtete er erst die Clytämnestra hin, bekam aber bald darauf den Aegisthus auch in die Hände, und schickete ihm also seiner ehebrecherischen Mutter nach. Id. ib. c. 3. Andere erzählen diese Hinrichtung anders, und wollen, sie sey nur bloß durch List ausgeführet. Hygin. Fab. 119. Cf. Meziriac comment. sur les Ep. d'Ovid. T. II. p. 262. Die Tragödien, welche Sophokles, Fabric. Biblioth. Græc. lib. II. c. 17. §. 3. Livius Andronicus, Nävius und Attius Id. Biblioth. Lat. lib. IV. c. 1. §. 4. von ihm verfertiget, sind verloren gegangen.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 88-89.
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