Hercvles

[1236] HERC ÉLES, is, Gr. Ἡρακλῆς, οῦς, ( Tab. X. & XVII.)

1 §. Namen. Nach der gemeinsten Meynung soll dieser von Ἥρα, Juno, und κλέος, Herrlichkeit, zusammen gesetzet seyn, weil nämlich dieser Held, durch den Haß und die Verfolgung solcher Göttinn, zu seiner Ehre und Herrlichkeit gelanget Andere hingegen setzen ihn aus ἥρως, Held, und κλέος, zusammen, weil er gleichsam der Ruhm der Helden gewesen, oder leiten ihn auch von ἥρη her, so fern solches so viel, als die Luft bedeutet, weil er gleichsam ein himmlischer Mann gewesen. Voss. Etymol. in Hercle, s. p. 287. Indessen wollen doch einige solchen Namen gar für keinen griechischen erkennen, sondern führen ihn entweder aus dem Phönicischen her, da harochel so viel, als einen Kaufmann, bedeutet, dergleichen denn auch der tyrische [1236] Herkules nur gewesen seyn soll, Clericus ap. Banier. Entret. XIV. ou P. II. p. 66. oder sie leiten ihn gar aus dem Deutschen oder Celtischen her, und setzen ihn aus Heer und Carl oder Kerl, oder Keule u.s.f. zusammen. ap. Abel. Hist. Monarch. l. II c. 1. §. 12. Cf. Heurnius Philos. Barbar. lib. I. p. 13. Noch andere holen ihn von dem deutschen Worte Räckel, welches von Reck, ein Riese, so viel, als einen kleinen Riesen bedeuten soll. Abel ipse l. c. Es kann aber Herkules nicht so wohl ein besonderer Namen einer Person, als viel mehr ein Ehren- oder Beynamen seyn. Banier l. c. Ihn sollen auch mehr als fünf und vierzig unterschiedene berühmte Helden geführet haben Varro ap. Abel. l. c. So soll der thebanische Herkules, als der berühmteste unter allen, und dem daher aller der übrigen Thaten insgemein allein zugeschrieben werden, eigentlich, nach einigen, Alcäus, Diodor. Sic. lib. I. c. 10. p. 14. nach andern aber Alcides geheißen haben, und zuerst von der Pythia, oder dem Orakel zu Delphi, Herkules seyn genannt worden, als er dasselbe gefraget, wo er seinen eigentlichen Aufenthalt in Griechenland nehmen solle. Apollod. l. II. c. 3. §. 12. Jedoch soll, nach noch andern, auch sein erster Namen Nilus gewesen seyn, wofür er aber Herkules genannt worden, als er die beyden Riesen, Anonymus und Perlpnous, erleget, welche der Juno Gewalt anzuthun im Begriffe waren. Ptol. Hephæst. l. II. p. 310.

2 §. Aeltern und Geburt. Seine Mutter war Alkmene, Elektrions Tochter, eine so schöne, als tugendhafte Frau, welche bereits an den Amphitryo verheurathet war. Weil aber Jupiter sein Auge auf dieselbe warf, ihr aber nicht anders beyzukommen gedachte, so nahm er die Gestalt des Amphitryo an sich, welcher damals abwesend und im Kriege mit den Teleboern begriffen war, und that, als ob er aus solchem Kriege, den er glücklich geendiget, und damit den Tod der Brüder solcher Alkmene an ihren Feinden gerächet hätte, zurück käme. Weil nun Alkmene glaubete, [1237] daß es wirklich Amphitryo sey, so genoß der verstellete Jupiter von ihr, was er suchte. Dieß vergnügte ihn denn dergestalt, daß er seine Begierden desto völliger zu sättigen, dieselbe Nacht so lang, als sonst drey, machete. Indessen kam den Tag darauf der rechte Amphitryo nach Hause. Da ihn nun Alkmene gar kaltsinnig empfieng, so fragte er sie um die Ursache. Sie antwortete ihm, er hätte ja schon Tages vorher alle geziemende Liebesbezeugungen genossen. Dieß war ihm eine neue Entdeckung; und hinter der Sachen Beschaffenheit zu kommen, befragte er den berühmten Wahrsager, Tiresias. Dieser entdeckete ihm, es hätte Jupiter selbst seine Stelle vertreten, daher denn der gute Amphitryo seinen Verdruß verbiß, jedoch aber der Alkmene nichts desto weniger auch noch beywohnete. Apollod. l. II. c. 3. §. 8. Kurz vor des Herkules Geburt that Jupiter im Beyseyn aller Götter die Erklärung, wer am ersten von des Perseus Geschlechte geboren würde, der sollte über Mycene und alle seines Geschlechts herrschen. Dieß merkete sich Juno; und weil sie sich ihres Mannes Nebengänge wegen anders nicht rächen konnte, so vermochte sie die Ilithyia, daß sie des Herkules Geburt über die Zeit aufhielt, hingegen aber des Eurystheus seine beförderte, welcher denn also vor ihm geboren wurde, ungeachtet er nur sieben Monate alt war. Id. ib. §. 5. Als hierauf auch Alkmene niederkommen sollte, nachdem sie mit dem Herkules bis in den zehnten Monat schwanger gegangen, so machte Juno, daß ihr dessen Geburt ungemein sauer ankam, indem sie dieselbe ganzer sieben Tage und Mächte darinne aufhielt. Endlich half ihr noch ihre Bedientinn mit einer Lügen durch. Sieh Galinthias. Andere hingegen schreiben diese Hülfleistung der Historis, des Tiresias Tochter, zu. Sieh Historis. Alkmene gebar hingegen nach dem Herkules, jedoch um einen Tag noch später, auch den Iphiklus, welcher denn eigentlich des Amphitryons Sohn war. Apollod. l. c.

[1238] 3 §. Auferziehung. Alkmene fürchtete sich hierbey dennoch ungemein vor der Juno Rachgierde, und setzete also den Herkules auf ein weites Feld weg, welches von ihm hernach den Namen des herkulischen Gefildes bekam; und als Juno mit der Minerva über dasselbe spazieren giengen, und das schöne Kind liegen fanden, so vermochte Minerva die Juno, daß sie ihm die Brust gab, und es tränkete. Weil aber Herkules allzustark anzog, warf sie ihn wieder hinweg, Minerva hingegen nahm ihn, und brachte ihn der Alkmene wieder. Diod. Sic. lib. I. c. 10. p. 14. Andere wollen, Mercurius habe ihn gleich nach seiner Geburt der Juno überbracht, welche ihn auch angeleget: so bald sie aber gemerket, wer er sey, so habe sie ihn wieder hinweggethan; weil ihr nun dabey ein Theil der Milch entflossen, so sey daher die Milchstraße am Himmel entstanden. Eratost. Cata. ster. 44. & Hygin. Astron. Poet. lib. II. c. 43. Indessen erhielt doch Herkules durch die genossene Milch die Unsterblichkeit. Eumoiph. ap. Nat. Com. lib. VII. c. 1. p. 668. Dagegen schickete Juno, nach einigen, den neunten Monat nach seiner Geburt, Apollod. lib. II. c. 4. §. 8. nach andern aber gleich die erste Mitternacht darnach, zwo große Schlangen ab, welche ihn noch in der Wiege, oder vielmehr in dem Schilde, welchen Amphitryo dem Pterelas abgenommen, und Alkmene an statt der Wiege brauchete, hinrichten sollten. Herkules aber nahm sie bey den Hälsen, und erwürgete mit jeder Hand eine. Als indessen Amphitryo, auf des Iphiklus Geschrey und der Alkmene Bitten, herzu gelaufen kam, so warf er sie ihm voller Freuden vor die Füße. Alkmene aber ließ sie darauf die folgende Mitternacht, nach des Tiresias Rathe, auf die ihr vorgeschriebene Art verbrennen, und die Asche in einen Fluß werfen. Theocrit. Idyll. XXIV. ab init. Indessen geben doch einige vor, daß nicht Juno, sondern Amphitryo diese beyden Schlangen zu den Kindern in die Wiege geworfen, um zu sehen, welcher von ihnen eigentlich Jupiters Sohn sey. [1239] Weil nun Iphiklus aus Furcht vor denselben zu entfliehen getrachtet, Hero kules aber nichts dergleichen von sich, merken lassen, so habe er den Iphiklus für seinen, den Herkules aber für Jupiters Sohn erkennen müssen. Pherecyd. ap. Apollod. l. c. Man hat diese Erdrückung der Schlangen auf einem schönen herkulanischen Gemälde vorgestellet, welches nach des Zeuxis seinem Plin. H. N. L. XXXV. c. 9. gemacht zuseyn scheint, nur daß die beystehenden Götter auf demselben fehlen. Herkules liegt halb kniend auf der Erde, und drückel in einer jeden Hand eine Schlange, die sich mit den Köpfen nach seinem aufgerichteten und weggewandten Kopfe hinauf winden. Vor ihm sitzt an der einen Seite Jupiter auf dem Throne mit dem Zepter in der linken, und der Geißel in der rechten Hand, in der Stellung, als wenn er die Schlangen damit wegpeitschen wollte. Hinter ihm flieht Alkmene nach dem Jupiter zu, in einer solchen Bewegung und Gebärdung, welche ihr Schrecken auf das lebhafteste ausdrücken. An der andern Seite steht Amphitryo mit dem erschrockenen Iphiklus auf den Armen, und sieht verwundernd hinunter auf den Herkules, der ein silbernes Halsband um hat. Amphitryo ist mit einem Rocke bekleidet, dessen Aermel bis an die Knöchel enge zugehen; darüber hat er ein Epomis oder Kleid, welches die Schultern bedecket, und von dem lang hinunter hängenden Hintertheile vornher abgekürzet ist, und den Mantel. Auf dem Haupte hat er einen Hut mit einem breiten Rande, Petasus, dergleichen nur die Reisenden zu tragen pflegten, so wie er auch ganz beschuhet ist, und diese Beschuhung über die Knöchel weggeht, und vorn und hinten mit kleinen Riemchen zugebunden ist: Alkmene aber hat eine Art Pantoffeln an, und ist mit der rechten Brust bloß, wovon sie gleichsam durch ihren erhobenen Arm das Kleid weggeworfen hat. Le pitt. ant. d'Ercol. T. I. tav. 7. Als Herkules heran wuchs, so unterwies ihn Linus in den Wissenschaften, Eurytus im Schießen, Eumolpus in [1240] der Musik, Harpalykus im Ringen, im Fahren mit dem Wagen selbst Amphitryo, in den Waffen Kastor. Theo. crit. l. c. v. 103. Die Astronomie aber erlernete er von dem Centaur Chiron. Nat. Com. l. c. Cf. Schol. Theocr. ad Idyll. XIII. v. 9. Einige zählen auch selbst den Rhadamanth mit unter dessen Lehrmeister. Aristot. ap. eumd. l. c. Linus lehrete ihn noch die Cyther schlagen. Als er ihn aber eines Males schlug, weil er seine Sachen nicht recht gemacht, so verdroß es ihn dergestalt, daß er ihm die Cyther wieder an den Kopf schmiß, und Linus davon starb Aelian. Var. H. l. III. c. 32. Er wurde deswegen vor Rhadamanths Gericht gefordert, verantwortete sich aber so, daß er frey gesprochen wurde. Jedoch, weil Amphitryo befürchtete, er möchte dergleichen Dinge mehr begehen, so that er ihn aufs Land, woselbst er vollends unter den Kühhirten bis in sein achtzehntes Jahr auferzogen wurde. Apollod. l. c.

4 §. Thaten. Als Herkules sich also auf dem Lande befand, und nunmehr heran gewachsen war, so begab er sich eines Tages an einen einsamen Ort, und dachte ernstlich nach, was er wohl für eine Lebensart wählen sollte. Hier erschienen ihm nun zwo große ansehnliche Frauenspersonen, wovon die eine sehr schön, ganz sauber, reinlich und weiß gekleidet war. Sie hatte ein freyes, majestätisches Gesicht, doch ließ sie in ihren Augen eine große Schamhaftigkeit, und aus ihrem ganzen Wesen viel Sittsamkeit blicken. Die andere war dick und fett, und schien sehr zärtlich zu seyn. Sie hatte sich stark geschminket, und zwang ihre Gestalt ganz merklich. Ihre Blicke waren kühn und unverschämt, und sie ließ solche überall herum fliegen. Sie war prächtig und so gekleidet, daß man ihre Schönheit durchgehends sehen konnte. Beyde sucheten ihn zu überreden, daß er sie zur Führerinn seines Lebens nehmen möchte. Als er nach ihrem Namen fragete, so erfuhr er, daß die erste die Tugend war, die, andere aber von ihren Freunden die [1241] Glückseligkeit, jedoch sonst die Wollust genannt würde. Er wählete demnach die erste, und wies die andere von sich. Xenoph memor. Socrat. l. II c. 2. Dieß sieht man noch auf einem geschnittenen Steine vorgestellet, wo ein sitzender Jüngling, der seine Hand auf eine Keule stützet, mit zwoen Frauenspersonen redet, wovon die eine wie Minerva gekleidet ist, und Lorberzweige in der einen Hand hält, die andere aber, wie Venus, und den Cupido vor sich stehen hat. Begeri Thes. Br. T. I. p. 208. Damals hielt sich ein ungeheurer Löwe auf dem Berge Cithäro auf, welcher zum öftern so wohl unter Amphitryons, als insonderheit unter des Thestius, Königes zu Thespia, Viehe großen Schaden that. Diesen suchte er zu erlegen, und begab, sich daher zu dem besagten Thestius. Er gefiel demselben so wohl, daß, so oft er des Abends von der Jagd zurück kam, er ihm eine von seinen funfzig Töchtern zur Beyschläferinn gab, bis endlich alle von ihm schwanger wurden. Dabey erlegete er indessen auch erwähnten Löwen, und trug dessen Haut hernach zu seiner Kleidung, daß ihm der Obertheil des Kopfes zugleich zu einem Helme dienete. Apollod. l. II. c. 4. §. 9. 10. Sieh auch Thespiades. Als er von Thespia zurück nach Theben gieng, so stieß er auf Ergins, von Orchomenus, Gesandten, welche den jährlichen Tribut von Theben abholen wollten. Diese griff er an, schnitt ihnen Nasen und Ohren ab, und schickte sie also wieder zurück. Hierüber kam es zu einem öffentlichen Kriege, worinnen er den Ergin überwand, und die Orchomenier zwang, den Thebanern den erhaltenen Tribut doppelt wieder zu geben. Id. ibid. §. 11. Sieh Erginus. Kreon, König in Theben, gab ihm darauf für solche Befreyung von den Orchomeniern selbst seine Tochter, Megara, zur Gemahlinn, Mercurius aber ein Schwert, Apollo eine Anzahl Pfeile, Vulcan einen goldenen Harnisch, Minerva aber ein Peplum: er selbst hingegen erwählete sich zu seinem Hauptgewehre eine hölzerne Keule, die er [1242] sich in dem nemäischen Walde en Rechte machte. Inzwischen zeugete er mit gedachter Megara den Therimachus, Kreontias und Deikoon. Id. l. c. Allein, als ihn Juno hernach unsinnig machte, so nahm er diese seine, und des Iphiklus Söhne dazu, und warf sie insgesammt ins Feuer. Jedoch bestrafte er sich selbst dafür mit dem Elende, als er wieder zu sich kam; und vorerwähnter Thestius söhnete ihn wiederum mit den Göttern aus. Er fragete darauf das Orakel wo er sich in Zukunst aufhalten sollte. Dieß verwies ihn denn nach Tirynth, wohin er sich auch verfügte, und seine Wohnung daselbst aufschlug. Id. ib. §. 12 Einige wollen hierbey, es habe Eurystheus, als er gehöret, was Herkules mit dem Erginus gethan, ihn aus Furcht, er möchte allzu groß werden, nach seiner habenden Macht über denselben vor sich gefordert, und die von dem Schicksale ihm bestimmten zwölf Arbeiten angekündiget, worüber denn dieser das Orakel befraget. Als ihm nun dasselbe angedeutet, daß solches allerdings der Götter Wille sey, so habe er es sich ungemein zu Gemüthe gezogen, daß er einem weit geringern, als er selbst sey, zu Gebothe stehen solle, und da Juno darzu gekommen, so sey er vollends rasend geworden, habe den Jolaus, seinen sonst getreuen Gefährten, umbringen wollen, der sich noch mit der Flucht gerettet, worauf er seine eigenen Kinder für Feinde angesehen, und mit seinen Pfeilen erschossen; wie er aber sich wieder besonnen, so habe er sich ganz eingezogen gehalten; und, da endlich die Zeit seinen Schmerz gemindert, sich selbst zu dem Eurystheus verfüget, und um Anbefehlung der bestimmten zwölf Arbeiten Ansuchung gethan. Diodorus Sic. lib. IV. c. 11. p. 152. Es befahl ihm derselbe

I. Den nemäischen Löwen umzubringen. Apollod. l. II. c. 5. §. 1. Sieh Nemeus Leo.

II. Die lernäische Schlange zu erlegen. Id. ib. §. 3. Sieh Lernæa Hydra.

III. Eine Hindinn der Diana, die [1243] ein goldenes Geweih, und eherne Füße hatte, lebendig zu fangen. Id. ib. §. 3. Sieh Cerynitis Cerua. Diese That sieht man noch auf einer nicäischen Münze des Antonins vorgestellet, wo Herkules eine auf der Erde liegende Hindinn bey den Hörnern fasset Froel. tentam. p. 266. Beg. Thes. Br. T. II. p. 779.

IV. Das erymanthische wilde Schwein lebendig zu fangen. id. ib. §. 2. Sieh Erymanthus Aper.

V. Des Augias Stall in einem Tage auszumisten. Id. ib. §. 5. Sieh Augias.

VI. Die stymphalischen Raubvögel zu vertreiben. Id. ib. §. 6. S. Stymphalides.

VII. Einen wilden Ochsen aus Kreta zuholen. Id. ib. §. 7. S. Cretensis Taurus.

VIII. Die Pferde des Diomedes aus Thracien zu verschaffen. Id. ib. §. 8. S. Diomedes.

IX. Den Gürtel oder das Wehrgehenk der Hippolyta, Königinn der Amazonen, zu holen. Id. ib. §. 9. Sieh Hyppolita.

X. Des Geryons Rinder aus Erythea nach Mycenen zu bringen. Id. ib. §. 10. Sieh Geryon.

XI. Die goldenen Aepfel aus den Gärten der Hesperiden zu holen. Id. ib. §. 11. Sieh Hesperides.

XII. Den Cerberus aus der Hölle herauf zu bringen, Id. ib. §. 12. Sieh Cerberus Cf. Auson. Idyll. 19. Diese Verrichtungen nimmt man nun insgemein für des Herkules Arbeiten an, wenn man davon redet. Gleichwohl zählen einige deren nur acht: nämlich die Erlegung des nemäischen Löwen, der erymanthischen Sau, die Holung des wilden Ochsen aus Kreta, die Erlegung der lernäischen Schlange, das Forttreiben der geryonischen Rinder, der Pferde des Diomedes, die Ausrottung der stymphalischen Vögel und as Holen der goldenen Aepfel Lucret. de N. R. l. V. 24. Andere rechnen deren zehn, und zwar die Ueberwindung des Antäus, die geholten hesperischen Aepfel, der Hippolyta Wehrgehenk, die Erlegung der erymanthischen Sau, des nemeäischen Löwen, des Hirsches der Diana, der stymphalischen Vögel, des Cerberus, der lernäischen Schlange [1244] und der Rinder Geryons. Martial. l. IX. epig. 104. Dafür aber zählen andere ihrer achtzehn, indem sie die Erdrückung der Schlangen, die Erlegung des Hundes Orthrus, die Erlösung des Prometheus, der Hesione und die Ueberwindung der Centauren, so wie des Antäus, mit dazu nehmen. Q. Calab. Paral. VI. 200. Wenn man aber alle seine großen Thaten so benennen wollte, so würde man deren über vierzig zählen können. Man versteht also nur diejenigen darunter, die ihm Eurystheus anbefohlen. Er brachte aber über diese zwölf Arbeiten auch zwölf Jahre zu, als so lange sein Dienst bey dem Eurystheus währen sollte. Apollod. l. II. c. 3. §. 12. Jedoch verrichtete er dabey zugleich viele andere große und sonderbare Thaten neben her. Also da er wider das erymanthische Schwein ausgieng, kehrete er bey dem Centaur, Pholus, ein, und gerieth dabey mit den übrigen Centauren in ein höchst gefährliches Gefecht, weil sie nicht allein mit ausgerissenen Bäumen, großen Steinen, brennenden Fackeln, und gräulichen Streitäxten auf ihn los stürmeten, sondern ihnen auch ihre Mutter, Nephele, mit einem starken Regen in so weit zu Hülfe kam, daß der Erdboden dadurch schlüpfrig gemacht wurde, und Herkules keinen festen Fuß fassen konnte. Indessen schlug er sie nicht nur glücklich in die Flucht, sondern erlegete auch von ihnen den Daphnis, Argeus, Amphio, Hipotio, Oreus, Isopeles, Melanchätas, Thereus, Dapones und Phryxus. Diod. Sic. lib. IV. c. 12. p. 154. cf. Apollod. l. c. c. 5. §. 4. Als er von dem Augeas zurück kam, so zog er nach Olenus; und, da hieselbst Eurytion, ein Centaur, den Dexamenus gezwungen, ihm seine Tochter zu versprechen, so klagte es dieser dem Herkules, welcher denn solchen Centaur auch erlegete, als er kam, mit seiner Braut Hochzeit zu machen. Apollod. l. c. §. 5. Nachdem er den kretischen Ochsen geholet, stiftete er die olympischen Spiele in Elis an dem Alpheus, Diod. Sic. l. c. c. 14. p. 155. half den Göttern bey Pallene, [1245] wider die Riesen, Id. ib. c. 15. p. 155. und erlegete dabey insonderheit den Halcyoneus, schoß dem Ephialtes das rechte Auge aus, schlug den Eurytus mit einem eichenen Knüttel nieder; und, da die Götter, ohne eines sterblichen Beystand, solche Ungeheuer nicht besiegen konnten, so gab eben Minerva den Rath, ihn mit zu Hülfe zu nehmen. Apollod. lib. I. c. 6. §. 1. 2. Er erschoß nachher auch den Adler, der dem Prometheus die Leber ausfraß, und befreyete diesen Elenden von seinen Banden. Diod. Sic. l. c. p. 156. & Schol. Apollon. ad lib. IV. v. 1399. Wie er des Diomedes Pferde geholet, so gieng er mit dem Jason nach Kolchis. Demarets ap. Apollod. l. I. c. 9. §. 19. & Dionysius Mitylenæus ap. Schol. Apollon. ad l. I. v. 1289. Er blieb aber in Mysien zurück, weil er, den verlohrnen Hylas wieder zu suchen, ausgegangen war, und indessen die übrigen Argonauten davon fuhren. Apollod. l. c. Dieses thaten sie vornehmlich darum, weil er, wenn er mit rudern sollte, alle Ruder zerbrach, und wo er sich auf dem Schiffe Argus hinsetzete, mit seiner Schwere machte, daß es allemal dahinwärts zu kippen anfieng. Schol. Apollon. ad l. c. v. 533. & 1163. Er kam also von dar wieder nach Argos; und als er seinen Zug wider die Amazonen unternahm, so half er unterwegens dem Lykus wider den Mygdo, König der Bebrycier, erlegete jenen, und schleifete der andern Stadt, wofür Lykus das ihm zugewendete Land, dem Herkules zu Ehren, Heraklea nannte. Apollod. l. c. §. 9. Von den Amazonen erlegete er insonderheit die Aella, Philippis, Prothoe, Eriboea, Celäno, Eurybia, Phobe, Deianira, Asteria, Marpe und Tekmessa. Diod. Sic. l. c. c. 16. p. 156. Da er von solcher Verrichtung zurück gieng, so kam er nach Troja, und fand die Hesione, des Laomedons Tochter, an einen Felsen gebunden, wo ein von dem Neptun erwecktes Seewunder sie verschlingen sollte. Er erlösete solche gegen Versprechung der Pferde des Laomedons, und erlegete das Meerwunder, mußte aber dennoch leer und [1246] ohne die Pferde abziehen, weil Laomedon sein Wort nicht hielt, und er sich dazumal zu schwach befand, ihn mit Gewalt dazu zu zwingen. Darauf erschoß er bey Aenos den Sarpedon, Neptuns Sohn, einen bösen Menschen, eroberte die Insel Thasus, und gab sie des Androgeus Söhnen; und da ihn Torones, Polygonus und Telegonus, des Proteus Sohne; auf einen Zweykampf heraus forderten, so machte er sie alle drey nieder. Apollod. l. c. Zu seinem Zuge wider den Geryon zog er eine gute Mannschaft in Kreta zusammen; und weil ihm die Einwohner solcher Insel große Ehre erwiesen, so befreyete er das gesammte Land von allen Schlangen, Wölfen, Bären und dergleichen schädlichen Thieren. Hierauf gieng er nach Afrika, erlegete den Riesen Antäus, befreyete das Land von allen schädlichen Thieren, schlachtete in Aegypten den Tyrannen Busiris ab, bauete die Stadt Hekatompylon, richtete die beyden Säulen an den beyden Ufern der See, (nämlich Abyle in Afrika, und Kalpe in Europa) auf, und kam also endlich nach Spanien, nachdem er selbst, nach einigen, die Enge zwischen Afrika und Europa durch graben, und den Ocean mit dem mittelländischen Meere vereiniget hatte. Diod. Sic. l. c. c. 17. 18. p. 157. So berühmt diese Säulen in der alten Geschichte auch sind, so behauptet man doch, daß sie niemals vorhanden gewesen, und nur die Lage gedachter beyder Gebirge zu deren Erdichtung Anlaß gegeben; zumal Abila im Phönicischer eine Säule heißt. Bochart. Chan L. I. c. 9. & 24. In dessen glaubet man doch, ihn auf einer Gemme zu sehen, wie er eine auf der Schulter, und die andere unter dem Arme hat, und sie dahin trägt. Maffei gem. ant. T. II. t. 99. p. 207. Auf diesem Zuge brannte ihn in Afrika unter andern die Sonne dergestalt, daß er endlich aus Ungeduld mit einem Pfeile nach derselben schoß, für welche kühne That ihm Apollo einen goldenen Becher verehrete, dessen er sich statt des Schiffes bedienete, und damit nicht nur in Spanien hinüber fuhr, sondern [1247] auch nebst den erbeuteten Rindern in demselben zurück gieng, worauf er dem Apollo seinen Becher wieder zustellete. Apollod. l. II. c. 4. §. 10. Diesen Becher führet er noch auf einigen smirnischen Münzen in der Hand. Froel. tentam. p. 355. Er kömmt damit auch auf andern alten Denkmaalen vor, wiewohl aus andern Ursachen; wie denn dieser Becher selbst nichts anders als ein Schiff gewesen seyn soll. Macrob. Satur l. V. c. 21. In Afrika erlegete er sodann noch den Alebio und den Dercynus, Neptuns Söhne, mußte aber auch fast vor Durst umkommen, weil er nirgends kein Wasser fand, bis er endlich mit dem Fuße wider einen Fellsen stieß, aus welchem sodann Wassers genug geflossen kam. Apollon. l. IV. v. 1436. Nach einigen gieng er gleich aus Spanien nach Celtica, oder dem jetzigen Frankreich, schaffte daselbst die Menschenopfer ab, bauete die Stadt Alesia, bähnete einen sichern Weg durch die Alpen, kam durch Ligurien und Tuscien nach Latium. Diod. Sic. l. c. c. 19. 20. 21. p. 158. Hieselbst erlegete er den Kakus; richtete dem Erfinder Jupiter, wegen seiner wiedergesundenen Rinder, die ihm Kakus gestohlen, einen großen Altar auf, und verordnete zu dessen Dienste die Pinarier und Potitier. Aur. Vict. de Orig. G. R. c. 6. 7. cf. Virgil. Aen. VIII. v. 200. seqq. & Serv. ad v. 269. Als er darauf nach Cumä kam, so setzeten sich ihm auf den phlegräischen Gefilden die Riesen mit gesammter Hand entgegen. Er erlegete sie aber insgesammt durch den Beystand der Götter, bauete darauf den Weg zwischen dem Avernus und dem Meere; und, da er dereinst gern schlafen wollte, die Heuschrecken ihn aber mit ihrem Gezwitscher verhinderten, so bath er die Götter, solche wegzuschaffen, welches sie in so fern thaten, daß nach der Zeit keine mehr in dasiger Gegend zu sehen gewesen. Als er endlich an die Meerenge zwischen Italien und Sicilien kam, so trieb er seine Rinder da hinüber, fassete den einen Ochsen an das Horn, und schwamm also selbst in die dreyzehn Stadien weit zugleich [1248] mit über. Als er darauf in des Eryx Gegend kam, so wurde er von diesem auf einen Zweykampf mit den Streitriemen herausgefordert. Er nahm ihm dabey Leben und Land, worauf er die gesammten Sicilianer unter ihren Anführern, dem Leukaspis, Pediakrates, Buphonas, Kauchates, Cygäus und Krytidas schlug, von den Agyrinäern aber es zuerst annahm, daß sie ihm opferten, nachdem er gesehen, daß so wohl seine Rinder, als er selbst, in dem felsichten Wege mit ihren Füßen, als Wachs, eintraten, und er solches für einen Anfang seiner erlangten Gottheit ausdeutete. Er widmete auch daselbst dem Geryon einen Hayn, und dem Jolaus, seinem Gefährten, einen besondern Tempel, welche beyde lange Zeit beybehalten worden. Nach diesem trieb er wieder nach Italien hinüber, machte den Lacinius nieder, der ihm einige Rinder entwendet hatte; und, da er den Kroto unversehens hinrichtete, so beehrte er ihn dafür mit einem desto herrlichern Begräbnisse, worauf er vollends um das adriatische Meer hinum trieb, und endlich dem Eurystheus die Rinder zuführete. Diod. Sic. l. c. c. 21–25 p. 160. Bey Abholung der goldenen Aepfel der Hesperiden erlegete er den Cygnus, des Mars Sohn, band den Nereus, und zwang ihn, zu sagen, wo die Hesperiden mit besagten Aepfeln damals waren, durchstrich sodann Asien, und fraß einem Bauer einen ganzen Ochsen von dem Wagen weg, erlegete den Emathion in Arabien, gieng durch Libyen, setzete in einem Becher in das gegen über gelegene Land, und befreyete sodann erst den Prometheus. Für den Atlas hielt er so lange den Himmel, bis dieser ihm die goldenen Aepfel holete. Allein, da Atlas lieber gar nicht wieder an seine saure Arbeit mit Haltung des Himmels wollte, sondern den Herkules unter der Last wollte stecken lassen, so machte er sich mit List wieder los, und brachte seine Aepfel an Ort und Stelle. Apollod. l. c. §. 11. Als er endlich den Cerberus aus der Hölle holen sollte, so ließ er sich zuerst durch den Eumolpus, [1249] zu dem Gottesdienste der Ceres einweihen, stieg darauf durch das tänarische Vorgebirge in die Hölle hinab, da denn aller verstorbenen Seelen vor ihm flohen, bis auf des Meleagers und der Medusa ihre, nach welcher letztern er aber mit seinem Schwerte hauen wollte, jedoch als ihn Mercurius bedeutete, daß solches nur ein Schatten sey, ließ er es bleiben. Er befreyete darauf den in Banden liegenden Theseus: allein, als er ein gleiches mit dem Pirithous thun wollte, so erängele sich ein Erdbeben, daß er es mußte bleiben lassen. Er schlachtete jedoch eine von des Pluto Kühen ab, und tränkete mit deren Blute die daselbst befindlichen Seelen, würde auch des Pluto Kuhhirten, Menöcius, vollends umgebracht haben, wo nicht Proserpina für ihn gebethen, doch hatte er ihm schon die Ribben im Leibe zerbrochen, und Pluto selbst mußte ihm endlich den Cerberus abfolgen lassen. Id. ib. §. 12. Nachdem er aber seine zwölf Arbeiten verrichtet, so kehrete er nach Theben zurück, gab seine Gemahlinn, die Megara, dem Jolaus, und gewann hingegen durch die Schießkunst die Iole, des Eurytus, Königs zu Oechalia, Tochter. Als man ihm aber solche nicht abfolgen lassen wollte, so gieng er nach Pheris, und stellete daselbst dem Admetus die gestorbene Alcestis wiederum lebendig zu, gerieth aber nachher wieder in einige Raserey, und stürzete den Iphitus, des Eurytus Sohn, in solcher Tollheit, unverschuldeter Weise, zu Tirynth von der Mauer hinab. Wie er wieder zu sich selbst kam, so wollte ihn Neleus zu Pylä nicht wieder aussöhnen, doch that es Deiphobus zu Amyklä. Nichts desto weniger fiel er, des Iphitus Hinrichtung wegen, in eine schwere Krankheit. Da er nun das Orakel zu Delphi deshalber um Rath fragete, so wollte ihm selbiges nicht antworten. Er fieng daher an, den Tempel zu plündern; und, als er darüber mit dem Apollo selbst zu Händeln kam, so schied sie Jupiter mit einem Wetterstrale von einander. Dabey antwortete ihm aber auch das [1250] Orakel, daß er von seiner Krankheit frey werden würde, wenn er sich auf drey Jahre zum Sklaven verkaufen ließe und das Geld für sich dem Eurytus zur Strafe gäbe. Es verkaufte ihn daher Mercurius der Omphale, Königinn in Lydien, bey welchem Dienste er denn die Cerkopen gefangen nahm, und den Syleus hinrichtete. Id. ib. c. 6. §. 1. 2. 3. Doch wurde er auch mit der Omphale selbst gar gut Freund. Nach seiner Dienstzeit griff er den Laomedon mit einer Flotte von achtzehn Schiffen an, überwand und erschoß ihn, gab die Hesione dem Telamon, das Reich aber dem Priamus. Id. ib. §. 4. Er verwüstete bey seiner Zurückkehr die Insel Co, weil man ihn da nicht wollte anländen lassen, erlegete dasigen König, Eurytus, wurde aber selbst von dem Chalkodon verwundet. Hernach überzog er den Augeas, und erlegete ihn, weil ihm solcher den Lohn für den ausgeräumten Stall nicht geben wollte, und stellete dessen Reich dessen Sohne, dem Phyleus, zu. Ein gleiches that er auch mit dem Neleus, zu Pylä; und, da solchem Pluto helfen wollte, so verwundete er denselben selbst. Hierauf griff er den Hippokoon zu Lacedämon an, erlegete ihn mit allen dessen Söhnen, und gab das Reich dem Tyndareus. Er gieng nach Kalydon, zu dem Oeneus, und verlangete dessen Tochter, die Deianira, zu seiner Gemahlinn, die er denn auch erhielt, nachdem er den Achelous in einem harten Zweykampfe überwunden hatte. Er schickte darauf einige seiner Söhne von des Thestius Töchtern, als eine Colonie, nach Sardinien, gab dem Eunomus bey angestelltem Gastgebothe wider Vermuthen einen so derben Schlag, daß er starb, und gieng daher von Kalydon selbst nach Trachine, zu dem Ceyx, ins Elend, wobey er den Centaur Nessus erschoß, als ihm derselbe die Deianira entführen wollte Mittlerweile, als er zu Trachine war, bezwang er die Dryopen, und stund dem Aegimius wider die Lapithen bey, erlegete den Amyntor, König zu Orchomenus, und überzog auch den Eurytus [1251] zu Oechalia, eroberte die Stadt, erlegete den König, und führete die Iole gefangen mit hinweg. Id. ib. c. 7. §. 1.–7. cf. Diod. Sic. l. c. c. 31–37. p. 163. sq. & Hygin. Fab. 31.

5 §. Tod und Vergötterung. Als er nach vollbrachter Verrichtung wider den Eurytus, dem cenäischen Jupiter auf dem Vorgebirge gleiches Namens ein Opfer bringen wslite, so schickte er nach Trachine zu dem Ceyx, dasigem Könige, und verlangete ein anständiges Kleid zu solcher Cerimonie. Als solches Deianira hörete, und glaubete, er werde die Iole an ihrer statt zur Gemahlinn nehmen, so nahm sie das vermeynte Liebesmittel, welches sie von dem oberwähnten Nessus bekommen, und bestrich damit solches Kleid. Weil dieß aber der ärgste Gift war, so empfand er gleich eine grausame Pein, so bald das Kleid am Leibe warm wurde. Er nahm daher den Ueberbringer desselben, den Lichas, bey den Beinen, drehete ihn etliche mal um den Kopf, und schleuderte ihn sodann bis in das euböische Meer, hingegen riß er auch, da er sich das Kleid vom Leibe reißen wollte, ganze Stücken Fleisch bis auf die Knochen zugleich mit hinweg. Er ließ sich daher zu Schiffe wieder nach Trachine bringen, da denn Deianira, als sie hörete, was sie angerichtet, sich selbst erhieng, und er sich auf den Berg Oeta, unsern von besagter Stadt, und daselbst auf einem bereits von ihm errichteten Scheiterhaufen bringen ließ, auch befahl, solchen alsofort anzuzünden. Wie aber solches niemand von den Seinigen thun wollte, so ließ sich endlich Pöas, der ungefähr da vorbey gieng, darzu bewegen, welchem Herkules dafür seinen Pfeil und Bogen verehrete. Diod. Sic. l. IV. c. 39. p. 169. Nach andern soll Philoktetes, des Pöas Sohn, und, nach noch andern, Phorsimus, von Trachine, solchen Scheiterhaufen angesteckt haben. Ptol. Hephæst. l. II. p. 308. Als derselbe brannte, soll sich ein Donnern erhoben, und eine Wolke den Herkules in den Himmel geführet haben, woselbst er nicht allein die Unsterblichkeit [1252] erlangete, sondern auch, nachdem er mit der Juno ausgesöhnet worden, deren Tochter, die Hebe, zur Gemahlinn bekam. Apollod. l. II. c. 7. §. 7. Einige wollen, er habe bey seinem Leiden zwar noch das Orakel um Rath gefragt, dieses ihm aber den Rath gegeben, den Scheiterhaufen zu errichten, und das übrige Jupitern anzubefehlen. Als solches durch den Jolaus geschehen, und er sich hinauf geleget, hätten die Seinigen im Verborgenen erwartet, was ferner werden würde. Da nun niemand den Scheiterhaufen anzünden wollen, habe es endlich noch Philoktetes gethan, wobey denn die Blitze vom Himmel das Ihrige beygetragen, bis alles in Asche verwandelt worden. Als darauf Jolaus die Beine zusammen lesen wollen, habe er nichts von allen gefunden, daher man ihn sofort als einen Halbgott verehret, welches denn bald hernach die zu Theben, und selbst die Athenienser nachgethan. So bald er in den Himmel gekommen, soll Jupiter die Juno beredet haben, ihn zu ihrem Sohne anzunehmen, da sie sich denn ins Bette geleget, und den Herkules an ihren Leib gedruckt, und sodann unter ihren Kleidern wieder auf die Erde nieder gelassen, welches heißen sollen, als ob sie ihn selbst geboren. Da ihn aber Jupiter selbst mit unter die zwölf einwilligenden Götter versetzen wollen, soll er solches aus Bescheidenheit nicht haben annehmen wollen. Diod. Sic. l. c. c. 39. 40. p. 170. Bey allem dem wollen doch einige, daß er sich aus Verdrusse verbrannt, weil er in seinem funfzigsten Jahre nicht mehr die Stärke gehabt, seinen gewöhnlichen Bogen zu spannen. Ptol. Hephæst. l. l. p. 305.

6 §. Gemahlinnen und Kinder. Seine erste Gemahlinn war gedachter maßen Megara, mit welcher er den Deikoon, Therimachus, Kreontias und Deiones, Apollod. l. II. c. 7. §. ult. oder, nach andern, den Onites, Therimachus, Kreontias und Demokoon zeugete. Tzetz. ad Lycophr. v. 48. Nachdem er aber solche Megara dem Jolaus gegeben, oder auch in der Raserey mit [1253] umgebracht, Hygin. Fab. 241. und dafür die Deianira genommen, so zeugete er mit solcher den Hyllus, Ktesippus, Glaneus und Glycisonettes. Allein, ohne diese zeugete er auch noch neben her mit den funfzig Töchtern des Thespius, zum wenigsten mit jeder, einen Sohn; mit der Omphale den Agelaon; mit der Chalciope den Thessalus und Eurypylus; mit der Epikaste den Thestalus; mit der Parthepe den Everes; mit der Auge den Telephus; mit der Astydamia den Ktesippus; mit der Autonoe den Palämon. Apollod. l. c. Man nennet auch unter dessen Söhnen noch einen Afer, Acelus, Bentus, Lamius und Kamirus von der Iole, Lamus von der Omphale, Lydus und Hyllus von der Melita, Scythes von einer Frau, die halb eine Schlange war, Sardus, Olynthus, und als Töchter die Makaria, Hippoloche und Bdella. Nat. Com. l. c. Einige setzen die Anzahl seiner Kinder zusammen auf achtzig. Chartar. Imag. 28. Von diesen zeugete er noch zwey, nämlich den Alexiares und Anicetus, mit der Hebe, als er, nach seiner Vergötterung, mit selbiger im Himmel vermählet worden, Apollod. l. II. c. 7. §. 7. die übrigen aber stehen fast insgesammt Tab. XVI.

7 §. Statur und Bildung. Er soll in allem vier Cubitos und einen Fuß lang gewesen seyn. Heraclit. Ponticus ap. Nat. Com. lib. VII. c. 1. p. 671. Pau. san. ap Gron. ad Gell. lib. I. c. 1. Dieß wird nach unserm Maaße etwan drey und drey Viertheil Elle betragen, und folglich noch lange keine solche Größe machen, als wohl erfordert wird, den Antäus, einen Kerl von sechzig Schuhen, oder wenigstens dreyßig Ellen, zwischen die Arme zu nehmen, und so lange in der freyen Luft empor zu halten, bis ihm der Athem aus dem Leibe gedruckt worden. Gleichwohl machen ihn andere nur klein, und soll er blaue Augen, eine Habichtsnase und die Haare unordentlich um den Kopf hängen gehabt haben. Clem. Alexand. Protrept. p. 9. Hiernächst soll er drey Reihen Zähne im Munde gehabt haben, Ion [1254] Chius ap. Nat. l. c. aus den Augen aber sollen ihm glänzende Stralen geschossen seyn. Tzetz. ap. eumd. l. c. Im Gesichte sah er martialisch aus, hatte einen ziemlichen Bart, und ungemein starke Arme: jedoch kömmt er in einigen alten Denkmaalen auch oft ohne Bart vor. Begeri spicileg. p. 154. Ej. thes. Brand. T. I. p. 32. Maffei gem. ant. T. II. t. 86. 87. 92. 97. Er führete hiernächst des nemäischen Löwen, oder, wie andere wollen, eines von ihm ehemals erlegten Riesen Haut um sich. Ptol. Hephæst. lib. V. p. 324. Auf dem Rücken trug er einen Köcher mit Pfeilen, in der rechten Hand aber seine Keule und in der linken einen Bogen. Voss. theol. gent. lib. IX. c. 32. Gleichwohl hält man diese Vorstellung für viel jünger, als den trojanischen Krieg, und für eine bloße poetische Erdichtung, deren sich der Verfasser der Heraklea zuerst bedienet hat; denn die ältern Bildsäulen stellen den Herkules nicht in solchem Aufputze vor. Strabo L. XV. p. 688. Dennoch sind die Löwenhaut und die Keule nunmehr die eigentlichen Kennzeichen des Herkules, so daß der Bogen und die Pfeile überflüßig zu seyn scheinen; wie man ihn denn auch mit einer oder der andern und gemeiniglich mit beyden auf den alten Denkmaalen vorgestellet sieht, und er eben dadurch bey den Dichtern kenntlich gemacht wird. Theocr. Id. XXXII. 66. Man hat vielerley Abbildungen von ihm, seinen Thaten und Arbeiten auf allerhand alten Denkmaalen. Montfauc. Antiq. expl. T. I. P. II. pl. 121–141. Verschiedene davon sind an ihren besondern Orten angeführet worden, da es hier zu weitläuftig seyn würde, auch nur diejenigen anzuzeigen, die auf Münzen und geschnittenen Steinen vorkommen. Sieh Lipperts Dactyl. I Taus. VIII Abtheil. 204 u. ff S. Etwas ganz ungewöhnliches ist es, wenn er auf einem Wagen in Stiefeln, mit einem Panzer, Helme, Schwerte, Schilde und Spieße aufgeführet wird. Hes. Asp. v. 122. cf. Voss. l. c. Daß er überhaupt ziemlich fürchterlich ausgesehen haben muß, erhellet wenigstens [1255] mit daher, daß, eines Males einer, der in einer Höhle steckete, und ihn nur vor, solcher vorbey gehen sah, vor Schrecken über ihn alsofort in einen Stein verwandelt wurde. Suidas. op. Chartar. Imag. 54.

8 §. Beynamen. Nach diesen wird er genannt


Adamanus, Addephagus, Alcides,

Alexicacus, Apomyius, Astrologus,

Buphagus, Buraïcus, Callinicus,

Canopius, Charops, Chon,

Claviger, Cynosarges, Gaditanus,

Hippodetus, Index, Manticlus,

Melampygos, Melius, Menœcus,

Musagetes, Nemeæus, Oetæus,

Ogmion, Olivarius, Pamphagus,

Polyphagus, Prodicius, Rhinocolustes,

Thasius, Tirynthius, Trisesperus,

Triumphalis, Tyriusund Victor,


die an ihrem Orte besonders nachzusehen verdienen, weil sie noch vieles zur völligen Historie des Herkules an die Hand geben.

9 §. Verehrung. Es ist schon im vorhergehenden erwähnet worden, daß man ihn bereits, bey seinen Lebzeiten, und noch mehr gleich nach seinem Tode göttlich verehret habe. Es war auch nachherfast kein namhafter Ort weder in Griechenland, noch in Italien, wo er nicht seinen Tempel, seine Kapelle, seinen Hayn u.d.g. hatte. Wenigstens hatte er davon selbst zu Rom in der ersten Region eine Aediculam, in der fünften dergleichen, in der sechsten ebenfalls, in der achten zwey Aedes, in der neunten zwey dergleichen, in der eilften selbst einen Tempel, und auch einen Aedem, und in der dreyzehnten auch einen Aedem. Merula & alii de Regionibus V. R. Und es pflegeten ihm die Karthaginienser hiernächst selbst Menschen, Plin. H. N. l. XXXVI. c. 5. die Römer aber einen jungen Ochsen, trächtige Schweine, Meth und Brod, Macrob. Saturn. III. c. 11. durch die Pinaner und Potitier zu opfern. Knipping. A. R. lib. I. c. 12. §. 3. So waren ihm auch die Wachteln, die Pappelbäume, die Quitten, und eine Art Eichen heilig. Voss. Theol. gent. l. IX. c. 32. Insonderheit pflegten ihm die Zehenden [1256] von allem Einkommen gewidmet zu werden. Plaut Bacch. Act. IV. Sc. 4. v. 15. Indessen durften sich bey dessen Gottesdienste keine Weiber befinden, weil sie ihm, als ihn einmal ungemein gedurstet, nicht einmal etwas Wasser zu trinken geben wollen. Macrob. Saturn. l. I. c. 12.

10 §. Eigentliche Beschaffenheit. Es sind wenigstens sechs Personen im Alterthume gewesen, welche diesen Namen geführet haben, nämlich Jupiters und der Lysito Sohn, welcher sich mit dem Apollo um den Dreyfuß des Orakels überworfen; zweytens des Nilus Sohn, der insgemein auch der ägyptische Herkules genannt wird; drittens einer von den daktylischen Idäen; viertens Jupiters und der Asterie, einer Schwester der Latona, Sohn, der insonderheit zu Tyrus verehret worden; fünftens der indianische, der auch Belus geheißen, und sechstens Jupiters und der Alkmene Sohn. Cic. de N.D. l. III. c. 16. p. 1197. Andere hingegen zählen deren gar drey bis vier und vierzig. Varro ap. Voss. Inst. Orator. l. V. c. 11. §. 7. Man will auch, daß alle und jede diesen Namen geführet, welche vor andern ihre Tapferkeit sehen lassen. Id. ap Serv. ad Virg. Aen. IX. v. 564. Seine Historie ist also nichts, als ein Mischmasch aller der Thaten in eins zusammen. Weil nun der thebanische Herkules der jüngste unter allen ist, als welcher erst ums Jahr der Weltl 3468, und also zu Gideons Zeiten gelebet, Petav. Rat. Temp. Part. I. l. I. c. 10. so werden ihm alle der übrigen Thaten insgemein allein. zugeschrieben. Banier Entret. XIV. ou P. II. p. 66. 67. Einige verstehen unter ihm den Josua, Huet. Demonstr. Evang. Propos. IV. c. 14. Sect. 2. §. 13. andere den Simson. Id. ibid. Sect. 3. §. 6. cf. Voss. theol. gent. l. I. c. 22. Dieß kann auch in so fern wohl zugestanden werden, weil beyde Helden mit unter den vielen Herkules begriffen seyn können; nicht aber, daß einer von ihnen derselbe allein seyn soll.

11 §. Anderweitige Deutung. Sittlicher Weise wird selbiger auf die mit der Stärke vereinbarte Klugheit gedeutet, [1257] als welche fähig ist, auch die größten Ungeheuer oder Laster zu bezwingen. Physisch aber soll er insonderheit die Sonne bedeuten, und wird also durch seine zwölf Arbeiten der Sonnen Lauf durch die zwölf himmlischen Zeichen, durch seine Löwenhaut der Sonnen Gewalt in dem Zeichen des Löwes, durch seine hökerichte Keule, der ungleiche Lauf der Sonne, durch die lernäische Schlange die Feuchtigkeit des Wassers, welche die Sonne vertrocknet, durch die hesperischen Aepfel die übrigen Sterne, welche Herkules raubet, oder die Sonne verdunkelt u.s.f. verstanden. Voss. Theol. gent. lib. II. c. 15.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1236-1258.
Lizenz:
Faksimiles:
1236 | 1237 | 1238 | 1239 | 1240 | 1241 | 1242 | 1243 | 1244 | 1245 | 1246 | 1247 | 1248 | 1249 | 1250 | 1251 | 1252 | 1253 | 1254 | 1255 | 1256 | 1257 | 1258

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Der Teufel kommt auf die Erde weil die Hölle geputzt wird, er kauft junge Frauen, stiftet junge Männer zum Mord an und fällt auf eine mit Kondomen als Köder gefüllte Falle rein. Grabbes von ihm selbst als Gegenstück zu seinem nihilistischen Herzog von Gothland empfundenes Lustspiel widersetzt sich jeder konventionellen Schemeneinteilung. Es ist rüpelhafte Groteske, drastische Satire und komischer Scherz gleichermaßen.

58 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon