Pallas [1]

[1853] PALLAS, ădis, eine Tochter des Tritons, welchem Minerva zur Erziehung gegeben war. Sie hatte ein eben so männliches Gemüth, als diese, und wurde also deren liebste Gespielinn. Beyde Mägdchen beflissen sich auch lauter solcher Uebungen, die zum Kriege dienen, worinnen sie es denn weit brachten, da keine der andern etwas nachgeben wollte. Diese Nacheiferung erweckete manche Zwistigkeiten unter ihnen, und sie wurden eines Tages dabey handgemein. Pallas war im Begriffe, der Minerva einen Schlag zu versetzen, als Jupiter, der wegen seiner Tochter besorget war, ihr seinen Schild vorhielt. Sie erschrack darüber und fuhr zurück. Indessen nahm Minerva dieses Augenblickes wahr und gab ihr selbst einen Schlag, wovon sie auf der Stelle liegen blieb. Dieß betrübete Minerven sehr; und damit sie das Andenken ihrer Gespielinn erhielte, [1853] so machte sie ein Bild, welches ihr vollkommen glich, und setzete ihr die Aegis, wovor sie sich gefürchtet und welche ihren Tod veranlasset hatte, auf die Brust. Sie stellete dasselbe zu desto mehrer Ehre neben dem Jupiter. Elektra, welche zur Pestzeit dahin geflohen war, nahm es von da mit, und brachte es in das trojanische Land, wo es Ilus ehrerbiethig aufnahm und ihm einen Tempel erbauete. Apollod. l. III. c. 11. §. 3.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1853-1854.
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