Conradus Schäuber (12)

[660] 12Conradus Schäuber (Scheuber), (5. 6. März, al. 26. Nov.), ein Einsiedler, wurde zu Altsellen, einem Bergorte der Pfarrei Wolfenschießen in dem schweizerischen Kanton Unterwalden in dem Kernwald, von frommen und rechtschaffenen Bauersleuten um das Jahr 1481 geboren. Seine Mutter Dorothea war die älteste Tochter des gottseligen Bruders Nikolaus von der Flue. In wahrer Frömmigkeit und Gottseligkeit erzogen, widmete er sich frühe, weil schöner und starker Leibesgestalt, auf Befehl seiner Obrigkeit in den damaligen Religionskriegen dem Soldatenleben. Er war daher in der Schlacht bei Kappel, wo Zwingli umkam, und in verschiedenen andern. Durch Muth, Einsicht und Tapferkeit sich auszeichnend, wurde er dann von seinen Pfarrgenossen zu einem Rathsmitgliede und im Jahre 1543 sogar zum regierenden Landamann des Kantons gewählt, welche Wahl er im Geiste voraussah und seiner Frau und seinen Hausgenossen mit um so bekümmerterem Herzen mittheilte, als er schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken umging, gleich seinem Großvater in die Einsamkeit sich zurückzuziehen. Je mehr er in dieser Stellung mit der Welt sich abgeben mußte, desto mehr drängte es ihn nun nach der Einsamkeit, und deßwegen nahm er mit Einwilligung seiner Frau von ihr und seinen beiden Töchtern Abschied, entsagte, sobald es ihm gestattet war, allen Aemtern und begab sich in den Ranft in die Hütte seines Großvaters, wo er 3 Jahre im strengsten Fasten, indem er weder Fleisch noch Bier noch Fische genoß, im Gebete zubrachte. Besonders war das Leiden Christi seine tägliche Betrachtung, woher sein sehnlicher Wunsch entstand, für Ihn etwas zu leiden. So geschah es eines Tages, daß er vom höllischen Feinde so gewaltsam geschlagen wurde, daß er niemals mehr geheilt werden, sondern stets hinkend, eines Stockes sich bedienen mußte. Durch vielfältige Besuche gestört, verließ er den Ranft und ließ sich auf seinem eigenen Grund und Boden in der sogenannten Bettelruti ob Wolfenschießen eine kleine Hütte erbauen, wozu später eine Kapelle kam, welche noch jetzt gesehen und besucht wird. Aber auch da wurde er bald gefunden und von nahe und ferne besucht, um bei ihm Rath, Trost und sein frommes Gebet zu erhalten. Selbst in der Nacht bekam er oft Besuche, indem die Seelen der Berstorbenen, wie alle Autoren, die von ihm schreiben, berichten, an seiner Zelle anklopfend, ihm zuriefen: »Bruder Conrad, hilf uns! wir werden heftig gepeinigt.« Daher er oft ganze Nächte für sie betete, öfters, besonders an Sonn- und hohen Festtagen, die heil. Sacramente [660] in seiner Pfarrkirche zu Wolfenschießen empfing, und von Gott auch mit der Gabe der Weissagung künftiger Dinge begabt wurde. So lebte er Allen ein Beispiel der Frömmigkeit, eine Zuflucht der Betrübten und ein wahrer Nachahmer seines gottseligen Großvaters Nikolaus von der Flue in seiner kleinen Hütte bis in sein 80. Lebensjahr. In diesem erkrankend, soll er gesagt haben, daß, wenn sie seine rechte Hand auf der Brust finden würden, sie wegen seiner ganz getröstet seyn sollten, weßwegen er nun immer mit der rechten Hand auf der Brust und einem Stock in der Hand, einem Käppchen in Form eines Barrets und einer aschgrauen Kutte vorgestellt wird. Er starb am 5. März 1559 (nach Murer am 6. März 1557) nach Empfang der heil. Sterbsacramente den Tod der Gerechten. Schon am 12. Juli 1602 wurde sein Leib wegen der vielfältigen Gebets-Erhörungen aus dem gemeinen Begräbnißorte erhoben und in die Kirche versetzt. Sein Gedächtniß wird in Wolfenschießen jährlich am 26. Nov. als dem Feste des hl. Bischofs Conrad feierlich begangen, weil er noch selbst auf diese Zeit, am 3. Juli 1558, eine Jahrzeit, d.i. einen Jahrtag gestiftet hat, und wohl auch wegen der Gleichheit der Namen. Vielfältig finden Bedrängte und Nothleidende bei seinem Grabe Erhörung, weßwegen es oft geschieht, daß in Zeiten allgemeiner Noth das ganze Land von Unterwalden und dem Kernwald dahin sich wendet. Auf solche Art geschah am 24. Mai 1837 in einer großen Noth wegen starken Schnees und Wassers nach einer allgemeinen Landesprocession zu seiner Grabstätte eine so auffallende, ja wohl wunderbare Gebets-Erhörung, daß die hohe Landesregierung selbst ein Denkmal in der Pfarrkirche zu Wolfenschießen errichten ließ mit den Worten: »Denkmal des Dankes für die Erhörung frommer Gelübde bei der Grabstätte unsers ehrwürdigen, gottseligen Landesvaters Bruder Conrad Scheuber, gewesener Landamman von Unterwalden in dem Kernwald.« (I. O.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 660-661.
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