[100] 2S. Eudocia (Eudoxia), M. (1. März). Diese hl. Eudokia wurde zu Samaria unter der Regierung des Kaisers Trajan geboren. Sie glänzte durch hellen Verstand, besaß ein heiteres Gemüth, und zeichnete sich auch durch körperliche Schönheit vor den Jungfrauen ihrer Vaterstadt aus. Das zog ihr eine Menge eitler Schmeichler zu, mit denen sie endlich zum Falle kam und immer tiefer und tiefer sank. Um sich ungehindert einem lasterhaften Leben hingeben zu können, verließ sie Heimath, Eltern und Verwandte und ging nach Heliopolis, einer Stadt am Libanon in Phönicien (Cölesyrien), und sammelte sich auf sündhafte Weise einen großen Reichthum. Da gefiel es aber auch der erbarmenden Liebe Gottes, ihr einen Retter zu senden. Germanus, ein Mönch, kehrte einmal, durch Heliopolis reisend, bei einem Verwandten ein, dessen Haus mit jenem der Eudokia zusammenstieß. Als die Zeit der Metten kam, stand Germanus auf, sang heilige Psalmen und las mit lauter Stimme die Schilderung der Höllenpein und der Himmelsfreude. Des Mönches Kammer war nur durch eine dünne Wand von dem Schlafgemache der Eudokia geschieden; das laute Beten und Lesen erweckte sie; jedes Wort konnte sie verstehen, und mit Erstaunen hörte sie da Dinge, von denen noch Niemand zu ihr geredet hatte. Des andern Tages ließ sie sogleich den Mönch zu sich erbitten, befragte ihn über seine Lebens weise, wie über sein lautes Gebet etc., und [100] verlangte eine Erklärung dessen, was er über Himmel und Hölle mit so erschütternder Summe gelesen hatte. Germanus ahnte, daß er einer Sünderin gegenüberstehe; mit tiefer Bewegung des Gemüthes sprach er von dem Himmel, der nur Frommen zu Theil werde, und von der Hölle, welcher auf ewig die Bösen verfielen. Eudokia ward tief ergriffen, ließ auf die Mahnung des frommen Mönches hin einen Priester kommen, bezeigte ihm ihre Bereitwilligkeit, Buße zu thun, ließ sich im heil. Glauben unterrichten, ging im Bußkleide zum Bischofe der Stadt, Namens Theodot, und bat ihn unter Thränen um die Gnade der heil. Taufe und um Aufnahme in die Kirche. Als die heil. Acte vollzogen waren, ging sie hochbeglückt nach Hause, beschenkte reichlich ihre Dienerschaft, ermahnte sie inständig zur Buße und Bekehrung, und entließ sie dann. All ihr Vermögen theilte sie unter die Armen aus und behielt nicht das Geringste von ihren Kostbarkeiten für sich. Auf des Germanus Rath hin verließ sie die Stadt, zog sich in die Einsamkeit zurück und führte ein musterhaftes Bußleben. Einmal kam ein junger Mann, der mit ihr früher gesündigt, als Einsiedler verkleidet, in böser Absicht zu ihr; die gotterleuchtete Büßerin aber durchschaute alsbald sein Vorhaben, verwies ihm mit Ernst seine Bosheit, und der Heuchler stürzte, wie von Gottes strafender Hand berührt, todt zu Boden. Eudokia verharrte in ihrem Bußeifer bis zum Ende ihres Lebens. Ost stieg in ihrem Herzen der fromme Wunsch auf, ihren Leib, dem sie so viele sündhaften Freuden bereitet, einmal der Marter ungeben zu können. Und siehe da, ihr Wunsch ward erfüllt. Es brach eine Christenverfolgung aus. Der Präfect Vincentius ließ die durch ihre Heiligkeit und Wunder hochgeehrte Eubökia vor sich rufen, und auf ihre standhafte Weigerung hin, den Götzen zu opfern, enthaupten um das Jahr 114. Ihr Name findet sich auch im Mart. Rom. am 1. März; um so auffallender ist es uns daher, daß wir bei Butler gar nichts davon haben finden können. (I. 8.)
Heiligenlexikon-1858: Eudocia, S. (1) · Eudocia, S. (3) · Eudocia (6) · Eudocia (4) · Eudocia (5)