Franciscus Ximenez de Cisneros (176)

[306] 176Franciscus Ximenez de Cisneros, (8. al. 9. Nov.), einer der größten Staatsmänner seiner Zeit, sowie insbesondere Spaniens, erblickte das Licht der Welt zu Torrelaguna in Altcastilien in der Provinz Toledo im J. 1437, und war der Sohn unbemittelter Eltern, früh zum geistlichen Stande bestimmt, zu Alcala und Salamanca ein ausgezeichneter Student, und machte sich seit 1459 als Anwalt seiner Landsleute bei den geistlichen Gerichten in Rom zuerst einen Namen. Vom Papste mit der Anwartschaft auf die erste erledigte Pfründe bedacht, kehrte er in die Heimat zurück, verlangte die Stelle eines Erzpriesters in Uzeda, wurde aber sechs Jahre hindurch gefangen gehalten, weil der Erzbischof von Toledo die päpstliche Anwartschaft durchaus nicht anerkennen wollte. Endlich erhielt er eine kirchliche Pfründe zu Siquenza, und der dortige Bischof Cardinal Gonzalez de Mendoza machte ihn zum Großvicar. Allein bald legte Ximenez seine Stelle nieder, trat im J. 1484 in den Franciscaner-Orden zu Toledo und begab sich dann in das einsamere Kloster zu Castanel, wo er sich einzig mit dem Studium der orientalischen Sprachen und der Theologie beschäftigte. Auf Mendoza's Empfehlung hin mußte er im J. 1492 Beichtvater der Königin Isabella werden; bald wurde er auch Provincial seines Ordens und mußte im J. 1498 auf Befehl des Papstes gar den erzbischöflichen Stuhl von Toledo besteigen, nachdem er drei Jahre lang sich geweigert hatte. Damit war er auch Großkanzler von Castilien. Von nun an war sein Leben eine ununterbrochene Kette von guten Werken. Die Thore seines Palastes waren zu jeder Stunde den Armen und Nothleidenden aller Art geöffnet. Seine gesammten bedeutenden Einkünfte verwendete er für Kirchen, Collegien und Spitäler. Von jener Zeit an gab es auch kein wichtiges Staatsgeschäft mehr, wobei er nicht die Hauptrolle spielte. Als Staatsmann ging seine erste Sorge dahin, die noch in Spanien lebenden heidnischen Mauren zu bekehren, von denen er selbst über 3000 taufte. Papst Julius II. schmückte ihn mit dem Purpur und mit dem Titel eines Cardinals von Spanien. Da gedachte er dem Christenthum und der spanischen Macht in Afrika eine neue Stütze zu geben, weßhalb er mit eigenem Gelde ein Heer ausrüstete und dasselbe persönlich begleitete. Während der Sieg von Oraner. fochten wurde, lag er in einer Capelle so lange betend auf den Knieen, als die Schlacht währte, und flehte zu Gott um Segen für die christlichen Waffen. Bei seiner Rückkehr ins Vaterland ging ihm König Ferdinand vier Leguas (span. Meilen) von der Stadt Sevilla entgegen, stieg vom Pferde und umarmte ihn in aller Liebe. Bei einer drohenden Hungersnoth in Folge Mißwachses ließ Franciscus Ximenez öffentliche Vorrathskammern in mehreren Städten errichten und Getreide auf seine Kosten herbeiführen, welch edle That einen so großen Eindruck auf die Gemüther machte, daß sie durch eine öffentliche Inschrift auf dem Rathhaussaale von Toledo verewigt wurde. Als König Ferdinand im J. 1516 starb, verwaltete der Cardinal im Namen des minderjährigen Karl das Reich trotz seines hohen Alters mit gewohnter Energie und politischer Klugheit, schlug einzelne Aufstände nieder und war nur auf das Wohl des Landes, die Erhaltung des Friedens und der öffentlichen Sicherheit bedacht. Im Sommer 1517 erkrankte er, und es hieß, man habe ihn vergiftet; zwar erholte er sich wieder so weit, um dem in Spanien angekommenen Karl (Kaiser Karl V.) entgegenreisen zu können, starb jedoch unterwegs am 8. Nov. 1517 im Städtlein Goa in der Provinz Burgos. Vom spanischen Volk wird Franciscus Ximenez noch heute als ein Heiliger geehrt. Seine Seligsprechung wurde auch wirklich in Rom eingeleitet. Seine irdischen Ueberreste ruhen in der Kirche der von ihm gestifteten und dotirten Universität Alcala de Henares. Sintzel setzt ihn auf den 9. Nov. – Noch ist merkenswerth, daß Franciscus Ximenez auf seine Kosten die bekannte Compluter-Bibelpolyglotte herstellen ließ.60 (Hub. Men., Sz.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 306.
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