Fredericus, S. (1)

[311] 1S. Fredericus, Ep. M. (18. Juli). Vom Altd. frede = Friede, Schutz etc. und rich = reich, mächtig etc., also =, Mächtiger Schützer; Friedreich (Hebr. Salomon; Griech. Irenaeus). – Der hl. Friedrich stammte aus einer hohen Familie unter den Friesen ab; nach einigen neueren friesischen Schriftstellern soll er sogar ein Enkel Radbods gewesen seyn, welcher Friesland vor der Eroberung durch die Franzosen als König regiert hatte. Der durch Frömmigkeit ebenso wie durch Schönheit sich auszeichnende Knabe wurde von seiner Mutter zuerst einigen Mönchen, und dann später dem Bischofe Richfried von Utrecht (Trajectum vetus, Ultrajectum) zu Unterricht und Erziehung übergeben, der in ihm prophetischen Geistes seinen Nachfolger im bischöflichen Amte erkannte und ihn deßhalb wie seinen Sohn und Erben seines heil. Amtes behandelte. Der junge Pflegesohn gedieh herrlich an Geist und Leib, an Tugend und Wissenschaft, und mußte nach erhaltenen heil. Weihen den Unterricht der Katechumenen übernehmen, den er mit unermüdlichem Eifer ertheilte. Nach dem im J. 820 erfolgten Tode des Bischofes Richfried wurde er zu dessen Nachfolger erwählt. Mit weinenden Augen stellte er seine Unfähigkeit und Unwürdigkeit vor, ein so hohes Amt, wie das bischöfliche, zu verwalten, mußte aber den vereinten Wünschen der Geistlichkeit und des Volkes, zu welchen auch die des Kaisers Ludwig des Frommen hinzukamen, endlich sich fügen. Friedrich begab sich nun zu seinem Metropoliten nach Mainz und von da nach Aachen, wo er die Weihe erhielt in Gegenwart des Kaisers, der ihm dringend anempfahl, die Ueberreste der Abgötterei in Friesland vollends zu vertilgen. Ludwig besaß wegen seiner Güte die ganze Liebe der von seinem Vater, Karl dem Großen, besiegten und mit Strenge behandelten Friesen und Sachsen, was die Fortschritte des Evangeliums ungemein förderte, und sich Friedrich auch wohl zu Nutzen zu machen wußte. Kaiser Ludwig hatte von seiner ersten Gemahlin Hermengardis, welche im J. 818 zu Angers starb, drei Söhne – Lothar, Pipin und Ludwig. Im J. 819 vermählte er sich zum Zweitenmale mit Judith, einer Tochter des Grafen Welf oder Welso von Weingarten, eines der ersten Großen von Bayern, von welcher Ehe im J. 823 der nachmalige Kaiser Karl der Kahle entsproß. Einige Geschichtschreiber schildern Judith als ein ehrsüchtiges lasterhaftes Weib, das, wie ein gleichzeitiger in die Geheimnisse des Hofes eingeweihter Schriftsteller (im Leben des Abtes Wala) sagt, sündhaften Umgang mit dem Grafen Bernard von Barcelona, ihrem Blutsverwandten, pflog. Daß die Ehe Ludwigs mit Judith wegen vorhandener Schwägerschaft blutschänderisch gewesen, hält der scharfsinnige Geschichtforscher Mabillon für eine Fabel und stützt sich mit seiner Behauptung hauptsächlich auf das Stillschweigen der Feinde der Kaiserin. Der hl. Bischof Friedrich beklagte tief das Aergerniß, das die Kaiserin durch ihren Wandel gab, und sah es für seine Pflicht an, ihr mit apostolischem Freimuthe darüber Vorhalt zu machen; allein sein Eifer blieb ohne Wirkung, ja zog ihm nur Verfolgungen und manigfache Leiden zu. – Da die Bewohner von Walacria oder Walcheren (eine 21/2), Meilen lange niederländische Insel vor den Scheldemündungen) sehr roher Gemüthsart waren und eine große Abneigung gegen die Lehren [311] des Evangeliums hatten, zog der eifervolle Hirt selbst dahin, um ihnen Missionspredigten zu halten. Zuerst wandte er sein Augenmerk auf die Abstellung des Aergernisses, das durch die unter den dortigen Einwohnern sehr häufigen blutschänderischen Ehen gegeben wurde. Es kostete ihn viele Ermahnungen, heiße Thränen, inbrünstige Gebete und anhaltende Bußwerke, bis es ihm gelang, ein so tief eingewurzeltes Uebel auszurotten. Er versammelte die Häupter der Insel um sich, schrieb ihnen Verhaltungsregeln vor und trennte mehrere dieser unerlaubten Ehen; auch versöhnte er Viele, die ihr Leben durch Laster befleckt, mit Gott und der Kirche. – Nach Utrecht wieder zurückgekehrt, wo der hl. Odulph (früher Pfarrer von Orescoth in Brabant, dann Canoniker zu Utrecht) mit ihm gemeinschaftlich an der Sittenverbesserung der Friesen arbeitete, hatte er eines Tages eben die heil. Messe gelesen und wollte sich auf die Knie werfen, in der Capelle des hl. Johannes des Täufers, um seine Danksagung zu verrichten, als plötzlich zwei wahrscheinlich von Judith durch Geld gewonnene Mörder auf ihn losstürmten und ihm mehrere Dolchstiche versetzten, an welchen er bald seinen Geist aufgab im J. 838. – Er wurde in Utrecht in der Kirche zu unserm Erlöser (Oude-Münster) begraben. Nhabanus Maurus hat auf den Heiligen ein Lobgedicht verfaßt. Am 18. Juli steht er auch im Mart. Rom. unter dem Namen Fridericus. – Auf bildlichen Darstellungen sieht man den hl. Friedrich gewöhnlich von zwei Dolchen oder Schwertern durchstochen; manchmal hat er auch nur ein Schwert. (IV. 452. But. X. 477.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 311-312.
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