Fructuosus, S. (1)

[322] 1S. Fructuosus, Ep. et Soc. MM. (21. Jan.) Der hl. Bischof und Martyrer Fructuosus von Tarragona in Spanien wurde nach seinen authentischen Acten unter den Kaisern Valerianus und Gallienus den 16. Jan. 259 sammt seinen Diakonen Augurius und Eulogius gefangen genommen. Nachdem er in dem Kerker den Katechumen Rogatian getauft hatte, wurde er mit Augurius und Eulogius Freitags den 21. Jan. dem Präses Aemilian vorgestellt. Hier bekannte er sich als Christen und Verehrer des Einen Gottes, der Himmel und Erde geschaffen. Der Präses sprach dann zu Augurius: »Merke nicht auf die Worte des Fructuosus.« Allein der Diakon antwortete in wenig Worten, daß er den allmächtigen Gott anbete. Sodann fragte Aemilian den Eulogius, ob er wohl auch den Fructuosus anbete? Eulogius entgegnete: »Ich bete meinen Bischof nicht an, sondern den Gott, welchen auch mein Bischof anbetet.« Nun wendete sich der Richter nochmals an Fructuosus und fragte: »Bist du also Bischof?« »Ich bin es,« war die Antwort. »Du bist es gewesen,« sagte der Präses, womit er deutlich zu verstehen gab, daß Fructuosus seine Würde mit seinem Leben verlieren werde. Die drei Bekenner wurden auch [322] wirklich zum Feuertode verurtheilt. Diese Verurtheilung weckte das Mitleid des Volkes, das seine Thränen nicht zurückzuhalten vermochte, als es die drei unschuldigen Opfer ins Amphitheater führen sah. Auf dem Wege dahin – es war um 10 Uhr Vormittags – reichten Viele den hhl. Bekennern aus brüderlicher Liebe einen Becher gemischten Gewürztrankes; allein der heldenmüthige Bischof entgegnete: »Es ist noch nicht die Stunde, die Fasten zu lösen; ich will warten, bis ich im Himmel mit den Propheten und Martyrern sie breche.« Sie hielten nämlich am Mittwoch und Freitag das sogenannte Stationsfasten, das erst um die Non, d. h. um 3 Uhr Nachmittags endete. Als Fructuosus bei dem Amphitheater angekommen war, bat ihn sein Lector Augustalis weinend, ihm die Schuhe ausziehen zu dürfen; allein der Bischof wollte sich selbst entkleiden. Darauf bat ihn ein Christ, Felix mit Namen, er möge seiner eingedenk seyn. »Ich muß,« rief, Fructuosus mit lauter Stimme, »für die ganze Kirche, die vom Aufgang bis zum Niedergang verbreitet ist, beten.« Als ihn hierauf Martialis anflehte, einige Worte des Trostes an seine betrübte Kirche zu richten, sagte er, an die Christen sich wendend: »Meine Brüder, der Herr wird euch nicht ohne Hirten lassen; er ist seinem Versprechen treu. Betrübet euch nicht über mein Loos; eine Stunde der Leiden gehet bald vorüber.« Indeß band man die Heiligen an einen Pfahl und zündete den Holzstoß an. In diesem Marterthum wurden sie den drei Jünglingen im Feuerofen ähnlich, und wurde an ihnen die göttliche Trinität sichtbar, indem der Vater bei ihnen war, und der Sohn ihnen beistand, und der heil. Geist in Mitte des Feuers wandelte. Anfangs schien die Flamme in ehrfurchtsvoller Entfernung zu bleiben, verzehrte aber doch nach und nach die Bande ihrer Hände, und die heil. Dulder vermochten nun dieselben kreuzweise zum Gebete auszustrecken, und so betend gaben sie ihren Geist auf. Nach ihrem Tode sahen zwei Christen aus dem Hofgesinde des Statthalters, Namens Babylas und Mygdonius, wie die heil. Martyrer mit Herrlichkeit gekrönt in den Himmel auffuhren. Sie zeigten das Wunder auch der Tochter des Aemilian, die es mit ihnen sah, während ihr herbeigerufener Vater, seines Unglaubens wegen einer solchen Gnade nicht würdig, nichts sah. Bei einbrechender Nacht eilten die Christen zu dem Amphitheater mit Wein, um die halbverbrannten Leiber abzulöschen, worauf jeder, so viel er konnte, von ihrer heil. Asche sich zueignete, aber in Folge einer Erscheinung des Heiligen wieder herausgab, damit Alles zusammen an Einem Orte aufbewahrt würde. Ihre Reliquien kamen theils in die Kirche der hl. Montana bei Barcelona, theils in ein Benedictinerkloster bei Genua. Ganz übereinstimmend mit diesen Acten lautet eine Rede des hl. Augustin auf, sructuosus und ein Hymnus des Prudentius. Der Name des hl., Fructuosus, den die Spanier San Frutos nennen, war allzeit in der abendländischen Kirche, besonders in Spanien und Afrika, hoch gefeiert und ist auch in das Mart. Rom. aufgenommen. – Der Heilige wird bildlich dargestellt in bischöflichem Gewande, auf einem Scheiterhaufen stehend. Er ist einer der Patrone von Segovia und Tarragona in Spanien. (II. 339. But. I. 461.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 322-323.
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