Gentilis, V. (3)

[380] 3V. Gentilis, Vid. (28. Jan.) Die ehrw. Wittwe Gentilis wird von Einigen »heilig«, von andern »selig« genannt, obwohl eine Canonisation oder Beatification nochnicht erfolgt ist. Sie war die Tochter eines Goldschmieds aus Verona, aber in Ravenna geboren und an einen Schuhmacher, Namens Jakob Pianella aus Venedig, verheirathet. Von Jugend auf hatte sie ihre Freude am Gebete und da sie darüber öfter in Ekstase gerieth, wurde sie von ihrem Manne als unsorgsame Hausfrau, theilweise sogar aus Eifersucht, oft arg mißhandelt. Dieß trug sie alles mit Freuden, so daß sie nie um eine Erleichterung ihrer Noth betete, sondern sich nach [380] der Anleitung ihrer geistlichen Lehrmeisterin Margarita34 (23. Jan.) vollkommen in den Willen Gottes ergab. Sie hatte zwei Söhne, von denen der eine im siebenten Jahre starb, der andere aber, Namens Leo, Priester wurde, aber auch noch zwei Jahre vor der Mutter aus diesem Leben schied. Eines nur that Gentilis, um ihren Mann zu versöhnen: sie leistete ihm nämlich unverbrüchlichen und strengen Gehorsam. Allein es war alles umsonst, ja der unverständige Gatte klagte sogar beim Bischofe seine Feau als Hexe an. Eine deßhalb eingeleitete Untersuchung führte zur Erkenntniß ihrer vollkommenen Unschuld, worauf der Mann sie in der äußersten Noth verließ und nach Padua zog. Sie ließ aber in der christlichen Geduld nicht nach, arbeitete was sie konnte, und vertraute auf die göttliche Vorsehung, die sie öfter wunderbarer Weise unterstützte. Viele körperliche und Seelenleiden, Verfolgungen ungerechter und harter Menschen und mannigfache Entbehrungen zogen sie noch mehr an Gott, der sie durch wunderbare Gebetserhörungen und die Gabe der Fern- und Voraussicht begnadigte. Sie nahm hieraus Anlaß, sich noch mehr zu verdemüthigen, und pflegte öfter zu sagen, daß sie an sich nichts finde, was des Lobes würdig sei, und daß sie dieß auch nicht glauben würde, wenn irgend ein Heiliger oder selbst ein Engel ihr es versicherte. In ihren Fasten und andern Strengheiten hielt sie Maß, ebenso im Gebrauche ihrer Zunge, so laß sie weder etwas Müßiges redete, noch etwas Nothwendiges oder Nützliches verschwieg. In ihrer letzten Krankheit heilte sie durch bloße Berührung einen mit dem Brande behafteten Fuß und andere Krankheiten. Viele Sünder brachte sie durch ihre Ermahnungen auf den rechten Weg,35 Andern half sie durch ihre Fürbitte in schweren Versuchungen zum Siege. Auch ihres Mannes Bekehrung erflehte sie. Endlich starb sie reich an Verdiensten im J. 1530 zu Ravenna, nachdem sie vorher noch bestimmt hatte, daß ihre Wohnung in eine Kirche verwandelt werden solle. (II. 910.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 380-381.
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