[397] 17B. Gerardus, C. (13. Mai, al. 8. Juni, 3. Dec.) Der sel. Gerardus war ein Einsiedler zu Villamagna bei Florenz, wo er in großer Verehrung steht. Er war um das J. 1147 von armen Landleuten geboren; aber die Pest raubte ihm schon als Kind seine Eltern. Da nahm ihn die Ortsherrschaft, eine reiche Patrizier-Familie von Florenz, in ihr Haus auf. Als er aufgewachsen war, begleitete er seinen Herrn auf dem Zuge nach Jerusalem, gerieth mit demselben in saracenische Gefangenschaft und kehrte, nachdem Beide viel gelitten hatten und endlich losgekauft worden waren, in die Heimat zurück. Später jedoch machte der Selige diese fromme Pilgerschaft noch einige Male und trat endlich zu Assisi in den dritten Orden des hl. Franciscus, in welchem er bis zu seinem Tode Gott unablässig diente, die Kranken pflegte und von den empfangenen Almosen die Armen unterstützte. Er hatte sich sein tägliches Pensum, das er beten wollte, auferlegt und wich von demselben nie ab, so daß er oft die ganze Nacht durchbetete, wenn er am Tage wegen einfallender Werke der Nächstenliebe nicht hatte fertig werden können. Er hatte die Gewohnheit, im Turnus alle umliegenden Kirchen und Kapellen zu besuchen. Wenigstens besuchte er täglich deren drei; die erste Besuchung opferte er den armen Seelen, die zweite für sich, die dritte für alle Menschen, Gläubige und Ungläubige. Seine tägliche Nahrung bestand in Brod und Kräuterwerk; manchmal nahm er auch etwas Gemüse. Schon bei Lebzeiten glänzte er durch Wunder. Einer kranken Frau verschaffte er mitten im Winter frische Kirschen. Einem Fuhrmann, welcher die Gewohnheit zu fluchen nicht ablegen [397] wollte, sagte er voraus, daß er im Arno ertrinken würde. Der Mann lachte über die Weissagung und fluchte um so heftiger. Plötzlich, auf der Brücke über den Arno, scheuten die Lastthiere und stürzten kopfüber in den Arno; sie wurden gerettet, aber der Fuhrmann wurde todt aus dem Wasser gezogen. Eine Frau, die aus der Kirche kam, ermahnte er, wieder umzukehren und recht zu beichten. In der That hatte sie eine Sünde auf dem Gewissen, die sie aus falscher Scham zehn volle Jahre verschwiegen hatte. Sie kehrte um und bekehrte sich aufrichtig. Er starb, nach andächtigem Empfange der heil. Sacramente, an dem Tage, welchen er als seinen Todestag genannt hatte, am 13. Mai. Die Angaben über das Jahr seines Todes sind sehr abweichend. Wadding nennt das J. 1277, Bosius 1242, die Bollandisten 1245. Noch im 16. Jahrhundert fand man seinen Leichnam beinahe unversehrt, er sah aus wie der eines eben Verstorbenen. Die Haut war am ganzen Körper frisch, aber ausgetrocknet, die linke Wange ganz unverdorben, die rechte etwas beschädigt, Hände und Füße ganz unversehrt, Haare und Zähne wenige. Er befindet sich in einem vergoldeten hölzernen Sarge, welcher in einen andern von Stein eingeschlossen ist, unter dem Altare der zu seiner Ehre erbauten Capelle. Einige Kalendarien nennen ihn am 8. Juni, andere am 13. Mai. In Hub. Men. steht er am 3. December; bei den Bollandisten aber am 13. Mai. (I. 246–251.)
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