[398] 19B. Gerardus, Mon. Conf. (13. Juni). Dieser sel. Gerardus (Gherardus) war der zweitälteste Bruder des hl. Bernardus, der Sohn des burgundischen Edelmannes Tezelin und der gottsel. Alix oder Aletta. Er war ein Kriegsmann, in den Waffen streng, kräftig in der Frische seiner Jugend, von großer Klugheit und gutmüthigem Herzen, aber mit Leib und Seele der Welt und ihren Ehren zugethan. Der hl. Bernardus sagte ihm öfter: »Du wirst noch zum Verstand kommen, aber nur durch Trübsal.« Bald darauf wurde er in einem Treffen tödtlich verwundet, und da erinnerte er sich an die Ermahnung seines heil. Bruders. Er beschloß nun, ihm in der Entsagung der Welt nachzufolgen, und rief aus: »Ich bin ein Mönch, ein Mönch von Citeaux!« Dann ließ er seinen Bruder rufen. Als er kam, war Gerardus genesen. Ebenso wunderbar wurde er aus der Gefangenschaft errettet. Nach seiner Befreiung wurde Gerardus in Citeaux aufgenommen, aber später mit seinem Bruder, dem hl. Bernardus, nach Clairvaux gesendet. Er versah hier die Stelle eines Cellerarius, d. i. eines Oekonomen. Der hl. Bernardus sagte später von ihm: »Er war mein Bruder durch die Geburt, mehr aber noch durch den Verband des Klosterlebens. War ich schwach am Körper, so stützte er mich; war ich kleinmüthigen Herzens, so bestärkte er mich. Im Bauwesen, in den Aeckern, Gärten und allen Arbeiten entging nichts seiner Sorgfalt. Er war den Schmieden, Maurern, Gärtnern, Schneidern zugleich Meister. Nur in seinen eigenen Augen galt er nichts und verstand nichts.« Er begleitete im J. 1137 seinen Bruder nach Rom, erkrankte aber, ehe er noch die Hauptstadt der Christenheit erreichte, in Viterbo. Auf das Gebet des hl. Bernardus genas er aufs Neue, starb aber im folgenden Jahre zu Clairvaux. Vor seinem Tode sang er in froher Stimmung den Psalm: »Lobet den Herrn von den Himmeln.« Dann sprach er: »Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.« Das Wort »Vater« wiederholte er öfter, darauf wendete er sich zu seinem Bruder und sagte: »Wie groß ist die göttliche Liebe, daß Er sich würdiget, Vater der Menschen zu seyn! wie groß ist unsere Erhöhung, daß wir Gottes Kinder, Gottes Erben sind.« So entschlief er im Herrn. (II. 699–703.)
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