Gerardus, B. (24)

[399] 24B. Gerardus, einer der Gründer und erster Abt des Ritterordens des hl. Johannes von Jerusalem, wurde im J. 1040 zu Manosque in der Provence (unrichtig nennen Einige Amalfi, von wo aus allerdings die erste Anregung zur Stiftung eines Pilgerspitals in Jerusalem geschehen war) geboren. Er hieß nach Einigen eigentlich Thomas oder Gerhard Tonque. Zur Zeit der Kreuzzüge begab er sich ins heil. Land, trat ins Hospitium zu St. Maria Latina, welches anfänglich dem hl. Johannes, dem Almosengeber, später aber dem hl. Täufer Johannes gewidmet war (daher der Name Johanniter) und wurde zu dessen Vorstand erhoben, da er sich durch Frömmigkeit und Klugheit gleich sehr hervorgethan hatte. Er nahm sich der Armen, Kranken und Verwundeten ohne Unterschied des Glaubens an und bewirkte die vollständige Trennung des Hospitiums von den Mönchen zu St. Maria. So wurde er der Stifter eines neuen Ordens. Die Ordensauszeichnung war ein achteckiges Kreuz von weißer Leinwand, welches man auf der Brust trug, und ein schwarzer Mantel. Die Mitglieder verbanden sich zu den drei Gelübden der Armuth, der Keuschheit und des Gehorsams, nebst dem besondern, die christlichen Pilgrime zu verpflegen. Die christlichen Beherrscher des heil. Landes, Gottfried von Bouillon, Balduin I. u. A. statteten die Stiftung mit reichen Vermächtnissen aus. Auch erhielt der Orden gewöhnlich einen Theil der Beute, welche die christlichen Fürsten im Kampfe gegen die Ungläubigen gemacht hatten. Später kam zu obigem Zwecke auch noch die Vertheidigung der Christen und der Kirche gegen die Ungläubigen. Anfänglich stand der Orden unter dem Patriarchen von Jerusalem. In der Folge eximirten aber die Päpste (Pascal III., welcher im J. 1113 den Orden bestätigte, und Anastasius IV.) das Kloster, wodurch dieses hinsichtlich der Wahl seiner Obern frei gestellt und der Zehentzahlung an den Patriarchen quitt wurde. Der gottselige Gründer starb im J. 1118 (bei Migne steht irrig 1120). Sein Nachfolger Raimund von Puy (de Podio) wandelte den ursprünglichen Mönchsorden in einen geistlichen Ritterorden um. Gerard's Leib wurde zuerst nach Rhodus und von da nach Malta gebracht; jetzt aber befindet er sich nach Migne in seinem Geburtsorte in der Provence, wo man ihn zur Zeit der Dürre anruft, um durch seine Fürbitte Regen zu erflehen. In Heiligen-Verzeichnissen findet er sich nirgends, obwohl er bei Migne einmal »heilig« genannt wird. Da, wo man ihn anruft, wird er den »Seligen« beigezählt. (Mg.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 399.
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