Glyceria, S. (1)

[445] 1S. Glyceria, V. M. (13. Mai). Vom Griech. γλυκις, γλυκερός = süß, lieblich, anmuthig etc. – Diese bei den Griechen hochverehrte heil. Martyrin wird am 13. Mai auch im Mart. Rom. genannt. Sie lebte zu Trajanopolis in Thracien in der Mitte des 2. Jahrhunderts. Ihr Vater soll dreimal Consul gewesen seyn (in Thracien oder in Trajanopolis) und Makarius geheißen haben. Teßhalb heißt die hl. Glykeria eine Römerin. Ihr Leiden fällt in die Antonin'sche Verfolgung, die um das J. 177 ihren Anfang nahm. Das Edict: »Alle, welche den Göttern nicht opfern wollen, befehle ich einem grausamen Tode zu überliefern,« hatte auch sie verkünden hören. Sie gab sich nun bei welegenheit eines heidnischen Opferfestes, bei welchem auch der Präses Sabinus und alles Volk, Lampen in den Händen tragend, sich betheiligte, selbst als Christin an, nachdem sie angeblich zu diesem Vorhaben ihre Stirne mit dem Kreuze bezeichnet (nach einer andern Quelle förmlich bemalt) hatte. Doch weder das eine noch das andere scheint in der That geschehen zu seyn, sondern die hl. Glykeria berief sich nur auf das in den heil. Sacramenten der Taufe und der Firmung empfangene heil. Kreuzzeichen. Deßhalb verstand auch der Präses ihre Worte nicht: »Ich habe meine Lampe, die nicht ausgelöscht werden kann, auf die Stirne geschrieben.« Man wollte sie zwingen, den Götzen zu opfern; dafür bezwang sie durch ihr Gebet die Götzenbilder und warf sie zu Boden. Da stürzten die Heiden in voller Wuth über sie her und wollten sie mit Steinen tödten, konnten sie aber nicht berühren. Darauf wurde sie bei den Haaren aufgehängt und mit eisernen (d. h. mit eisernen Kolben und Hacken versehenen) Ruthen geschlagen und in den Kerker geworfen. Im Gefängnisse tröstete sie ein Engel, der ihr Himmelsnahrung reichte; jede irdische Nahrung war ihr vom Präses verboten, und der Eingang ins Gefängniß versiegelt worden. Als sie nach längerer Zeit gesund und kräftig aus dem Kerker hervorging, wurde sie, da der Präses nach Heraclea ging, dahin abgeführt und in einen heftig brennenden Ofen geworfen, blieb aber unversehrt, weil das Feuer durch himmlischen Thau ausgelöscht wurde. Zuletzt wurde ihr die Haut bis auf die Stirne vom Kopfe gezogen, und sie aufs Neue ins Gefängniß geworfen. Da sie hier auf wunderbare Weise plötzlich genas, bekehrte sich der Kerkermeister Laodicius und wurde unverzüglich enthauptet. Er starb unter den Worten: »Du Gott der Christen, rechne mich zu denen, zu welchen Glykeria, deine Dienerin, gehört.« Endlich wurde die hl. Glykeria den wilden Thieren vorgeworfen und dann ihr heil. Leib zu Heraclea beigesetzt. Man fand jedoch an demselben keine Spur irgend einer Verletzung. Da die Acten ihre Abstammung und ihren Wohnort, nicht aber ihre Verehelichung nennen, so ist hieraus zu schließen, daß sie als Jungfrau gestorben sei. Ihre Reliquien wurden nach den Bollandisten (Sept. V. 277) in Lemnos verehrt. Wann sie dahin übertragen worden seien, finden wir nirgends angegeben. In Heraclea wurde ihr zu Ehren eine schöne Kirche erbaut. (I. 188–193.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 445.
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