Gratus, SS. (7)

[478] 7SS. Gratus et Ansutus, MM. (16. Oct.) Das Andenken der hhl. Gratus und Ansutus86 ist ein sehr altes und in einem uralten Martyrologium der Benedictiner von S. Savinus de Levitania in den Pyrenäen, im Bezirke von Tarbes (in agro Tarblensi) aufbewahrt. Ihre Verehrung reicht bis ins anfangende 12. Jahrhundert. Die Bollandisten konnten tüchtige Quellen, die sie dem Namen nach kannten, nicht bekommen; sie beschränken sich daher nothgedrungen auf den Inhalt der Proprien von Rhodez (Ecclesise cathedralis et Dioecesis Ruthenensis), gedruckt im J. 1706 und 1824, wo es in den Lectionen heißt: »Gratus, ein Römer seiner Heimat nach, adeligen Stammes, verließ Welt und Eltern, zog nach Gallien und blieb daselbst. Und da er voll des heil. Geistes dort auf alle Weise Alles zur Frömmigkeit entzündete, diente er an einer ihm gewordenen einsamen Stätte unweit der Stadt nebst seinem Genossen Ansutus Tag und Nacht dem Herrn, wobei er sein Fleisch mit einer schweren eisernen Kette gehorsam hielt. Seine Heiligkeit und seine Wunderkraft wirkten to mächtig, daß er die zahlreich zu ihm Kommenden, welche ein körperliches Gebrechen plagte, durch Anrufung des Namens Christi gesund entließ. Der böse Geist, eifersüchtig darüber, waffnete seine Rotte wider den Streiter Christi; sie ergriffen ihn, schlugen ihn in Fesseln und hieben ihm das Haupt ab, und so erlangte er nebst seinem Gefährten Ansutus die Palme des Martyrthums.«Der Bollandist macht nun seine kritischen Bemerkungen [478] zu diesen Lectionen. Ansutus dürfte nach diesen allerdings ein Eremit gewesen seyn. Er will aber aus mehreren Gründen diesen hl. Gratus mit dem nachfolgenden S. Gratus Oleronensis identificiren. Fest sei zu halten, daß der hl. Gratus bereits im 12. Jahrhunderte Verehrung genoß; daß er sogar dem Orte St-Grat den Namen gab. Capdinacum, wo nach Saussaius das Andenken beider Heiligen am 16. Oct. geehrt wird, liegt nach den Bollandisten bei Villafranca (wahrscheinlich Villefranche-de-Rovergue) über den Fluß le Lot hinaus, unter der alten Benedictiner-Abtei Figeac (Figiacum). Heutzutage, lautet es bei den Bollandisten weiter, ist der Ort ein Städtchen (oppidum). Bei Migne heißt dieses Städtchen Cadonac, in der Novergue, bei Ungewitter Cadenac oder Capdenac. In der ganzen Diöcese Rhodez feiert man das Fest dieser Heiligen sub ritu duplici mit einer eigenen Oration. Im Elenchus ist für diese Heiligen der 17. Oct. angegeben. (VIII. 180.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 478-479.
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