Guarinus, B. (3)

[537] 3B. Guarinus, Ep. (6. al. 14. Jan. 30. Aug.) Dieser hl. Guarinus, Bischof von Sitten (Sedunum) im Canton Wallis in der Säweiz, auch Sarinus. Guerinus und Varinus genannt, wird von den Bollandisten (lan. I. 347) nur kurz behandelt. Vor Allem sagen sie, daß Hugo Menardus ihn nach einem alten Missale im Kataloge der Heiligen und Seligen des Cistercienser-Ordens aufführe; dann geben sie das, was Henriquez in seinem Cistercienser-Menolodium hat, nämlich daß der sel. Bischof Guarinus zuerst in den Alpen sehr heilig gelebt und die lauer lebenden Mönche der strengeren Cistercienser-Regel unterworfen habe, dann aber zum Bischof von Sitten ernannt worden sei, wo er lange als eifriger Hirt gewirkt und in hohem Alter seine Seele Gott übergeben habe. Ferner bemerken sie, daß ein zu Dijon herausgegebenes Cistercienser-Kalendarium ihn am 6. Febr. als Abt von Hochthal (Altacumba)114 und Bischof von Sitten bezeichne, wissen aber nicht, ob er vom heil. Stuhle den Titel »heilig« oder »selig« erhalten habe; doch glauben sie, daß ihm der Titel »selig« zukomme, da er diesen öfter und auch von Saussayus (in Martyrologio Gallicano) erhalte. Endlich führen sie mehrere Stellen aus den Briefen des hl. Bernardus an, in welchen dieser mit großer Verehrung vom sel. Guarinus spricht und namentlich seine Mönche tröstet, da er zum Bischof von Sitten erwählt wurde. Im Anhange (Jan. I. 1094) fügen sie noch die Notiz bei, der sel. Guarinus sei dem hl. Bischof Amatus von Sitten (f. S. Amatus2) nachgefolgt; man wisse aber nicht, in welchem Jahre dieß geschehen sei, und wie lange er dort Bischof gewesen. Nach seinem Tode sei er in dem Kloster des Alpenthales (Vallis Alpium) begraben worden. – Nach dem Verfasser der Heiligen des Walliser-Landes wurde unser Guarinus, welcher bei ihm der hl. Guerin115 genannt wird, zu Moselbruck (Mossipontum, frz. Pont-à-Mousson) an der Mosel in Lothringen, nicht weit von Nancy, von Eltern geboren, welche sich durch Adel und Reichthum ebenso wie durch Frömmigkeit auszeichneten, und ihrem Sohne eine vortreffliche Erziehung gaben. Da er von Jugend auf eine große Liebe zu seinem Erlöser hatte, so verzichtete er auf die Freuden der Welt und trat in das [537] Kloster Hochthal (St-Jean d'Aulps en Savoie), wo er seinen Brüdern bald an Demuth und Heiligkeit voranleuchtete, so daß sie ihn nach dem Tode seines Vorgängero zum Abt erwählten. Da das Kloster etwas in Verfall gekommen war, so reformirte er dasselbe und führte den im J. 1098 gestifteten Cistercienser-Orden ein, wozu ihm der hl. Bernardus von Clairvaur Glück wünschte und ihm auch einige Mönche aus seinem Kloster schickte, wodurch das Kloster im Hochthal sehr berühmt wurde. Nach dem Tode des Bischofs Boso von Sitten wurde der sel. Guarinus sim J. 1138 zu seinem Nachfolger erwählt, welche Würde er aber in seiner Demuth nicht annehmen wollte, bis ihm Papst Innocenz II. den Befehl hiezu gab. Auch der hl. Bernardus freute sich hierüber und schrieb einen schönen Trostbrief an seine Mönche. Als Bischof entfernte er die eingeschlichenen Mißbräuche und arbeitete mit seinen Geistlichen rastlos an der Verbesserung der Sitten. Er liebte die Armuth und war ein Vater der Armen. Die nach dem Tode Attila's ins Eifischthal geflüchteten Hunnen wurden durch seine Bemühungen zum Christenthum bekehrt. Auch sein ehemaliges Kloster vergaß er nicht, sondern schrieb dem neugewählten Abte und seinen Genossen lehrreiche Briefe. Gegen das Ende des Jahres 1141 machte er ihnen einen Besuch, feierte die Weihnachtstage in ihrer Mitte und schickte sich an, zu seiner Heerde zurückzukehren. Da aber sein Maulthier nicht von der Stelle gehen wollte, so erkannte er hierin Gottes Wink und den Ruf zum ewigen Leben. Er stieg wieder ab und ging in das Kloster, wo er bald erkrankte und seine Tage am 6. Januar 1142 beschloß. In Sitten wird sein Fest am 30. August gefeiert. So der Verfasser der »Heiligen des Walliser-Landes« (S. 189– 195), welcher noch beifügt, daß die Hülle des Heiligen in einem prachtvollen Sarge von Marmor beigesetzt wurde, der auf vier schönen Säulen in der Klosterkirche ruht. Auf seinem Grabe geschahen mehrere Wunder, und noch wallen alle Jahre fromme Pilger aus Burgund, Wallis, Savoyen, Freiburg und andern Orten dorthin, um ihre Anliegen vorzutragen u. Bei Lechner findet er sich am 14. Januar, und wird das J. 1140 als sein Todesjahr angegeben. Nach Migne, wo sein Tod in das J. 1160 gesetzt ist, rühmen sich mehrere Pfarreien der alten Diöcese von Toul, Reliquien von ihm zu besitzen, wobei jedoch Verwechssungen mit dem hl. Martyrer Gerinus, einem Bruder des hl. Leodegar, ja sogar mit Quirinus oder Cyrinus zu Grunde liegen. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 537-538.
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