Hymerius, S. (1)

[815] 1S. Hymerius, (17. Juni), Bischof von Amelia (Ameria) in Umbrien, stammte aus dem Lande der alten Bruttier (dem heutigen Calabrien) in Unter-Italien. Nachdem er seine Jugendzeit den Studien gewidmet hatte, begab er sich nach Vollendung derselben zur Uebung eines vollkommeneren Lebens auf eine Insel in die Einsamkeit. Hier lebte er in der Weise der Anachoreten, bis er merkte, es werde ihm nicht möglich seyn, ungestört zu bleiben, wenn er sich nicht in ein Kloster zurückzöge. Er befand sich auch wirklich längere Zeit in einem Kloster, wo er nicht blos durch Tugenden, sondern auch durch Wissenschaft sich auszeichnete. Doch Gott wollte, daß sein Licht auch noch weiterhin leuchte. Es geschah nämlich zu jener Zeit, daß der bischöfliche Stuhl von Amelia (nordöstlich von Rom, nicht weit von Narni) in Erledigung kam, wo dann Klerus und Volk, zu deren Ohren der Ruf von der Heiligkeit des Hymerius gedrungen war, denselben, ohne ihn je gesehen zu haben, auf höheren Antrieb als ihren Bischof erwählten. Hierauf schickten sie Gesandte nach Rom, um ihre Angelegenheit dem Papste vorzutragen. Da dieser ihre Wahl billigte, begaben sie sich in seinem Auftrage zum hl. Hymerius welcher endlich, nachdem er von den Vorgängen und namentlich von dem Willen des Papstes in Kenntniß gesetzt worden war, die Wahl annahm und in Rom zum Bischofe geweiht wurde. Sein bischöfliches Wirken schildern am besten die kurzen Worte seines Biographen: »Bei der Aufsicht über die Sitten Anderer beobachtete er vor Allem dieß, daß er nie Jemanden etwas auferlegte, was er nicht zuvor sich selbst auferlegt, und nichts von Andern begehrte, worin er nicht bereits rühmlich vorangeleuchtet[815] hatte.« Daß er eifrig predigte, visitirte, tröstete, strafte, in Liebe und Geduld sich aller Nothleidenden erbarmte, daß sein Haus Pilgern und Armen stets offen stand etc., glauben wir nicht besonders hervorheben zu dürfen. Die Zeit seines Wirkens ist ungewiß. Wenn Jakobillus meint, er sei um das J. 324 von Papst Silvester geweiht worden und um das J. 344 gestorben, so ist das jedenfalls unrichtig, indem er nach Ughellus sicher nicht vor dem J. 400 gelebt hat. Andere glauben, er sei um das J. 524 oder noch später gestorben. Jedenfalls wurde sein Grab durch die vielen Wunder, die auf seine Fürbitte geschahen, ein beredter Zeuge seiner Heiligkeit. Im J. 965 wurden seine Reliquien nach Cremona von dem dortigen Bischofe Loyza (Luitprand) transferirt und in der Hauptkirche beigesetzt, wo sie noch verehrt werden. Im Mart. Rom. wird seiner am 17. Juni erwähnt sammt dieser Uebertragung. (III. 371–377.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 815-816.
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