[550] 12S. Justa, (1. Aug.), auch S. Justa Sipontina genannt, eine Jungfrau und Martyrin zu Aquila am Aterno im Königreich Neapel, wird mit ihren Genossen von dem Bollandisten Sollerius am 1. Aug. (I. 38–46) ziemlich ausführlich behandelt. Nachdem er vorher angegeben, daß die Acten über ihr Leben und ihren Cultus etwas dunkel und verwickelt seien, gibt er dieselben, wie sie von dem Jesuiten P. Philippus Alegambe aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt worden sind. Nach diesem lebten (vielleicht unter dem Kaiser Diocletian, wie Sollerius meint) in dem alten Sipontum, einer neapolitanischen Stadt am adriatischen Meere, dem heutigen Manfredonia187, drei Brüder, Namens Florentius19, Justinus19 und Felix151, welche durch die Predigt apostolischer Männer zum Christenthume bekehrt wurden. Justinus, der sich durch seine Talente auszeichnete, ward von seinen Eltern dem Bischofe der Stadt in Unterricht übergeben und von demselben, nachdem er sich ausreichende Kenntnisse erworben, in einem Alter von 20 Jahren zum Priester geweiht. Justinus leitete nun als Priester seine Brüder zur Furcht Gottes und zur Ausübung aller Pflichten des Christenthums an. – Florentius hatte gehört, wie die seligste Jungfrau Maria von Kindheit an sich Gott geweiht habe, und legte ein Gelübde ab, er wolle, wenn Gott ihm eine Tochter schenken würde, dieselbe ebenso heiligen. Nicht lange hernach ward ihm ein ausnehmend wohlgestaltetes Töchterlein geboren, welches Justinus taufte und Justa nannte. Als dieses Mädchen heranwuchs, verlegte sie sich ganz auf geistliche Uebungen und besuchte fleißig den Tempel. Die Gläubigen hatten eine sehr hohe Meinung von ihrer Heiligkeit, so daß ein gewisser Clarus die hl. Jungfrau inständigst bat, sie möchte seinem Enkel, der schon 4 Jahre lang erblindet war, das Augenlicht wieder verschaffen, was auf ihr Gebet auch sogleich erfolgte. Da der hl. Justinus seine Brüder öfter an das Wort des Herrn erinnerte, daß diejenigen, die um Seinetwillen Alles verlassen und ihm nachfolgen, eine hundertfältige Belohnung erhalten würden, so verließen auch die drei Brüder mit den Ihrigen die Stadt Sipontum, und kamen, gegen Westen sich wendend, nach einer sehr beschwerlichen Reise nach Theate, dem heutigen Chieti, wo sie 6 Monate verweilten. Während der hl. Justinus das Evangelium unermüdet verkündete, verlegte sich die [550] hl. Justa ganz auf himmlische Betrachtungen und vertheilte den geringen Lebensunterhalt, welchen sie von ihrem Vater erhielt, noch unter die Armen. Von hier aus begaben sich die Heiligen nach Forcone (Furconium), einer ehemals berühmten, jetzt aber fast ganz verschwundenen Stadt188 in der Nähe der heutigen Stadt Aquila (Avella oder Avia), um den noch meistens heidnischen Einwohnern das Evangelium zu verkünden. Dort angekommen, ließen sie sich in einem naheliegenden Dorfe nieder, welches den Namen Offidius189 hatte. Gleich bei ihrer Ankunft sahen sie eine ungeheure Menge Volkes, welche ein Bild Jupiters mit Weihrauch und andern kostbaren Specereien beräucherte. Ein daselbst lebender, gegen die Armen sehr wohlthätiger Christ, Namens Hilarius, nahm sie gastfreundlich in sein Haus auf. Nachdem sie sich von den Beschwerden der Reise etwas erholt hatten, begaben sie sich früh morgens zu den benachbarten Ortschaften und führten durch ihre Predigt unzählige Bekenner zu Christus. Als dieses die Götzenpriester erfuhren, schickten sie unverzüglich nach Rom, um dem Kaiser Ma, ximian zu melden, daß drei Männer sich bei ihnen aufhielten, welche mit Verachtung seiner Befehle das Volk zum Christenthume verführten. Der Kaiser sandte seine Diener ab mit dem Auftrage, diese Männer, wofern sie nicht den Jupiter anbeten würden, zu enthaupten. Indessen hatte aber ein reicher und mächtiger Jüngling, Aurelius mit Namen, eine große Liebe zur Justa gefaßt und ihr Eheanträge gemacht; da er aber weder durch Bitten, noch durch Geschenke und Drohungen etwas gegen sie vermochte, sann er auf Gewalt und Entführung. Als nun eines Tages die hl. Justa mit zwei andern Frauenspersonen bei einer Quelle, Namens Vera, stand, nahte sich ihr der Jüngling. Justa erschrack über seinen Anblick, ließ das bereits geschöpfte Wasser, so wie die Schuhe, welche sie in der Hand trug, in die Quelle fallen und floh zum Fuße des Berges Offidius hin, in welchem sie sich verbarg. Diejenigen aber, welche sie mit Gewalt ergreifen und fortschleppen wollten, wurden plötzlich des Augenlichts beraubt, das sie erst auf Justa's Fürbitte hin wieder ere hielten, während die hl. Jungfrau ungehindert sich in das Haus des Hilarius zu ihren Verwandten zurückbegeben konnte. Die von Rom angekommenen Götzendiener und die sie begleitenden Soldaten fanden die Heiligen alle beisammen. Justinus floh mit zwei Klerikern auf den Berg Tubennus190 und hielt sich daselbst eine Woche lang bei Hirten auf, die er bekehrte und taufte. Die Götzendiener hatten aber die hhl. Florentius, Felix und Justa ergriffen, in Fesseln geworfen und nach der Stadt Cona191 zu einem Haine des Jupiter geschleppt, um demselben Opfer zu bringen. Standhaft sagten sie zu ihren Quälern: »Wir wollen lieber sterben, als unsern Herrn verlassen.« Deßhalb ward nun der Befehl gegeben, die beiden Männer zu enthaupten. Als man sie aber abführte, rief die hl. Justa mit lauter Stimme: »Warum verlassest du mich, heil. Vater! und warum darf ich nicht mit dir sterben?« Ihr erwiderte Florrulius: »Warte nur ein klein wenig. liebste Tochter! denn für Dich ziemen sich größere Kämpfe.« Hierauf wurden die hhl. Florentius19 und Felix151 auf einem Felde am Flusse Abellinus am 25. Juli enthauptet. Ihre Leiber aber, welche man am selben Platze hatte liegen lassen, nahm zur Nachtszeit der hl. Justinus hinweg und begrub sie, wornach er wieder auf seinen Berg sich zurückzog. Nach Ermordung der beiden Heiligen führten die Heiden die hl. Justa in einen Kerker, und am 5. Tage aus demselben zu einem angezündeten Ofen. wobei sie sprachen: »Fürchtest du nicht diese Flamme?« »Und ihr,« erwiederte sie, »fürchtet ihr nicht die ewigen Flammen der Hölle?« Da kam auf einmal eine Frau, deren einziger Sohn gestorben war, und warf sich vor der hl. Justa auf die Knie nieder, sie unter Thränen beschwörend, ihren Sohn zum Leben zu erwecken. Justa erbarmte sich der Bittenden und betete zu dem Herrn: »Herr der Du den Lazarus aus dem Grabe erwecktest, und den einzigen Sohn der Wittwe ins Leben zurückriefft, wolle doch gnädiglich auch diesen Todten erwecken, damit Alle erkennen, daß Du [551] der Glorreiche bist auf der ganzen Erde.« Alsbald stand der Knabe auf und ging vor Allen kräftig einher. Als Aurelius dieses hörte, bekehrte er sich zu Gott, glaubte und wollte um jeden Preis die hl. Justa den Qualen und dem Tode entreißen. Justa dagegen bat ihn, er möchte ihren Tod nicht verhindern. Als er sie nun wegen seiner Vergehen gegen sie um Verzeihung anflehte, erwiederte sie: »Gott möge dir alle deine Sünden verzeihen.« Hierauf ward Justa in den brennenden Ofen geworfen, in welchem sie 3 Tage unversehrt blieb, da ein heftiger Wind die Flammen auseinander- und auf jene hintrieb, welche das Feuer schürten. Da die Heiden einsahen, daß sie ihr nichts durchs Feuer anhaben konnten, durchbohrten sie ihren Leib mit Pfeilen und Spießen. Sie aber sprach noch zu ihren Mördern: »O ihr erbarmungswürdigen Thoren! warum erwecket ihr keine Reue, so lange es noch Zeit ist? Es wird ein Tag kommen, wo ihr eure Thaten werdet bereuen wollen, aber nicht können.« Hierauf erhob sie die Hände zum Himmel, und sprach mit Thränen in den Augen: »Herr Jesus Christus, nimm meinen Geist auf; denn nun ist die Stunde da, zu Dir zu kommen.« Hierauf schloß siedie Augen und gab ihren Geist auf. In demselben Augenblicke entstand ein fürchterliches Gewitter; der ganze Himmel flammte von Blitzen, durch welche mehrere Heiden getödet wurden. Viele aber, die dieses schauderhafte Schauspiel sahen, bekehrten sich und glaubten an den wahren Gott; sie nahmen den Leichnam der Heiligen und begruben ihn am 1. August in einer Höhle des Berges Offidius. Da bei ihrem Grabe unzählige Wunder geschahen, erbauten die Anwohner vor der Mündung dieser Höhle eine Kirche, wohin dann später der hl. Justinus auch die erhobenen Leiber der hhl. Florentius und Felix übertragen ließ. Der hl. Priester Justinus wurde 84 Jahre alt und starb im Frieden am 31. December. Hilarius begrub ihn auf seinem Felde bei der Villa Offron. Ueber sein Grab wurde später eine prachtvolle Kirche errichtet. – Am Schlusse dieser Erzählung (pag. 41 ff.) gibt Sollerius noch einige Bemerkungen über verschiedene Punkte, die wir noch kurz erwähnen wollen. Der Bischof, welcher den hl. Justinus zum Priester weihte, sei der hl. Leo I., der 4. Bischof von Sipontum, gewesen. Dieser hatze ihn dann unter Begleitung seiner Brüder Florentius und Felix, welche den weltlichen Kriegsdienst mit dem geistlichen vertauscht haben, so wie seiner Nichte Justa, nach Theate in Samnien zur Verkündigung des Evangeliums an die Heiden gesendet etc. Die Leiber dieser vier Heiligen, denen in der (etwas unklaren) Geschichte ihrer Auffindung auch noch die (übrigens fast unbekannte) hl. Umbrasia oder Umbrosia, die angebliche Milchschwester der hl. Justa, beigefügt ist, seien im J. 1330 in Paganico (Paganicum), einem Flecken bei Aquila, auf wunderbare Weise gefunden worden. Nach einer andern Nachricht, welche im zweiten Nachtrage über die Reliquien der hl. Justa gegeben wird, wurde die hl. Justa zuerst in Bazzano begraben und kam dann in die Basilica, welche Hilarius dem hl. Justinus auf seinem Grunde bei Paganico in der Nähe von Aquila erbaut hatte. Im J. 1620 wurden die Häupter und einige andere Gebeine der hl. Justa und des hl. Justinus heimlich nach Aquila gebracht und erst im J. 1661 zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt. Die hhl. Florentius19 und Felix151, welche sich auch im Mart. Rom. und zwar als »Sipontinische Martyrer zu Furconium in Vestinis« finden, werden am 25. Juni verehrt, der hl. Justinus19 am 31. Dec. und unsere hl. Justa mit der hl. Umbrasia am 1. Aug., und zwar in Aquila und einigen denselben geweihten Kirchen. Auch in Benevent und anderen Orten sollen sich Reliquien von ihnen befinden. Doch im Mart. Rom. sind diese drei Letztern nicht enthalten. (I. 38–46).
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