Lambertus (18)

[663] 18Lambertus, (22. Juni), der 40. Abt [663] von St. Bertin9 in Kloster Sithiu bei St. Omer in Frankreich, findet sich bei den Bollandisten am 22. Juni (IV. 137) unter den Prätermissen mit dem Bemerken, daß er von dem Hagiologen Menardus »selig«, von Saussayus sogar »heilig« genannt werde, während Rayssius in dem Verzeichnisse der habe. Wir wollen nun nach Laplane (I. 173), wo wir ihn gefunden haben, Näheres von ihm angeben. Dieser sagt zwar auch, daß man ihn, »selig« nenne, gibt ihm aber selbst nirgends dieses Prädicat. Nach Laplane wurde nun unser Lambertus von seiner frühesten Jugend an im Kloster St. Bertin erzogen, wo er sich wie in allen Wissenschaften, so auch in der Musik ausbildete und bald ein ausgezeichneter Prediger, dann Scholasticus und Prior wurde. Nach dem Tode des Abtes Johannes wurde er im J. 1095 zum Abt erwählt und von Gerard, dem 28. Bischof von Terouanne (évêque des Morins), benedicirt. Die 11 ersten Jahre seiner Verwaltung widmete er der Vollendung der von seinen Vorgängern begonnenen Arbeiten. Im J. 1097 geschah durch ihn die Translation der Reliquien des hl. Folculnus (s.d.), des 16. Bischofs von Terouanne, welche er in der Kirche von St. Bertin neben denen des hl. Audomarus beisetzte. Da um diese Zeit das Domkapitel von Terouanne wegen der Wahl eines Bischofs in Zwiespalt war, vereinigte er es wieder, indem er wesentlich dazu beitrug, daß der Archidiakon Johannes von Arras als Nachfolger des Bischofs Gerard zum Bischofe von Terouanne erwählt wurde (s. B. Johannes183). Dieser kam dann am 1. Mai 1106 nach St. Bertin, um dort den Gottesacker und die neu restaurirte Kirche einzuweihen, wie er denn überhaupt dem Abte Lambertus und seinem Kloster immer sehr gewogen blieb. Da in diesem Kloster, in welchem 120 Mönche lebten, mehrere Unordnungen eingeschlichen waren, indem mehrere Mönche die Gelübde des Gehorsams und der Armuth nicht genau hielten, so suchte Abt Lambert die Reform von Cluny dort einzuführen, ja er ließ sich später selbst von dem hl. Abte Hugo5 als Mönch von Cluny einkleiden. Diese Verhältnisse bereiteten ihm aber viele Trübsale, besonders da Abt Pontius (frz. Pons) von Cluny, der Nachfolger des hl. Hugo5, vermeintliche Ansprüche auf St. Bertin geltend machen wollte, und sogar Mönche von Cluny dort wohnten. Lambert reiste daher selbst nach Rom, wo Papst Paschalis II. ihn liebevoll aufnahm und am 19. Juni 1112 ihm eine Bulle ausfertigte, in welcher diese Ansprüche zurückgewiesen wurden. Im J. 1118 wurde Graf Balduin von Flandern als Mönch von ihm eingekleidet und 10 Monate später (11. Juni 1119) in seiner Kirche beerdigt. Im J. 1123 wurde Lambertus am Körper gelähmt und verlor den Gebrauch seiner Sprache, was ihn zur Abdankung veranlaßte. Er stand dann am 22. Juni 1125 und wurde von dem oben genannten sel. Bischofe Johannes183 zu St. Bertin in der von ihm errichteten Kapelle der seligsten Jungfrau Maria beigesetzt. Wenige Jahre nach seinem Tode wurde er nach Laplane (p. 190) zum, »Range der Seligen« erhoben; allein da Laplane dieses nicht näher nachweist und ihn auch selbst nirgends »selig« nennt, so wollten auch wir ihm dieses Prädicat nicht geben. Unter ihm erhielt das Kloster, welches unter dem Namen »St. Peter und Paul« bekannt war, den Namen »St. Bertin« und »das Kloster der Klöster«. Er that überhaupt viel für dasselbe und vermehrte seine Einkünfte. Namentlich baute er mehrere Mühlen, die dem Kloster vielen Nutzen brachten. Deßwegen wird er dargestellt von zwei Mühlen umgeben, und wie er den Grafen Balduin einkleidet. So findet er sich bei Laplane (I. 173).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 663-664.
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