Lambertus (19)

[664] 19Lambertus, (25. Juni), mit dem Beinamen le Begues oder le Beghe, ein frommer Priester, lebte im 12. Jahrh. und wird von den Bollandisten, die ihn am 25. Juni (V. 3) unter den Prätermissen haben, als Gründer des Beghinenhofes in Lüttich (Begginagii Leodiensis conditor) bezeichnet mit dem Beifügen, daß er bei Saussayus den Titel »heilig« habe, während ihm Fisen in seinen Floribus Ecclesiae Leodiensis einen kirchlichen Titel nicht gebe, weßwegen auch wir von einem solchen abstrahiren. Bei W.W. (I. 726 ff.), wo über die »Beghinen und Begharden« ausführlich gehandelt wird, [664] ist von Prof. Dr. Hefele entschieden nachgewiesen, daß die Beghinen nicht, wie Einige meinen, von der hl. Wittwe Begga (s.d.) den Namen haben, auch nicht von dem Worte »Beggen« = »Bitten« oder »Beten«, so daß es also soviel als »Betschwester« bedeute, sondern, wie die ältesten und besten Quellen angeben, von unserm Priester Lambertus, der zu Lüttich den ersten Beghinenhof gründete und im J. 1184 ehrbare Jungfrauen und Wittwen zu einem gemeinschaftlichen gottgefälligen Leben vereinigte. Diese unterschieden sich von den eigentlichen Nonnen dadurch, daß sie keine ewigen Gelübde ablegten, nicht gänzlich auf ihr Eigenthum verzichteten und keine strenge Clausur hatten. Sie konnten daher mit Erlaubniß der Oberin auf bestimm te Zeit ausgehen, für die Städter manche Arbeiten besorgen, die weibliche Jugend unterrichten, die Krankenpflege in den Häusern der Bürger übernehmen etc. Uebrigens verpflichteten sie sich für die Zeit ihres Aufenthaltes in dem Vereine zum Gehorsam gegen den Pfarrer und die Oberin, zur Keuschheit und zu einem armen Leben. Aus Dankbarkeit gegen ihren Stifter Lambert le Beghe, d.h. »der Stammler«, nannten sie sich Beghinen (auch Beguinen und Begutten). Uebrigens war er selbst kein »Stammler«, sondern vielmehr ein ausgezeichneter Prediger; es war dieß nur ein Beiname seiner Familie, wie denn auch der Name de Begghe noch jetzt in Belgien vorkommt. Da die Kreuzzüge viele Frauen zu Wittwen machten und vielen Mädchen die Eltern oder den Bräutigam nahmen, so entstanden viele solche Beghinenhöfe (beginagium, begginarium), nicht blos in den Niederlanden, sondern auch in Frankreich, Italien und Deutschland. Später (um das J. 1215) bildeten sich auch ähnliche Männer-(Laien-) Vereine, welche sich Begharden oder Beggarden, auch Beguinen nännten und sich mit Handarbeit, besonders mit Weberei, nährten, auch die niederen Dienste in den Kirchen leisteten etc. Da aber im 13. und 14. Jahrh. viele Beghinen und Begharden von den Schwärmereien jener Zeit, namentlich der Fraticellen, angesteckt wurden, auch manche Secten und häretische Genossenschaften unter diesem Namen sich versteckten, so erschienen dieselben verdächtig und wurden nach und nach von der geistlichen Obrigkeit ganz aufgehoben. Die letzten Reste der Begharden vertilgte Papst Innocenz X. im J. 1650. Gegenwärtig gibt es unseres Wissens nur noch in Belgien Beghinen; hier aber sind sie bis auf den heutigen Tag thätig, angesehen und zahlreich. So hat z.B. der große Beghinenhof in Gent10 jetzt noch 600 weibliche Mitglieder. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 664-665.
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