[790] 2V. Leopoldus de Gaiche, (15. April), ital. Leopoldo da Gaiche110, Priester von [790] Perugia und apostolischer Missionär, wurde geboren zu Gaiche, einem Dorfe des Bisthums Perugia, am 30. Oct. 1732, und erhielt in der hl. Taufe den Namen Johannes. Seine Eltern waren gemeine Bauersleute, aber sehr fromm. Der kleine Johannes zeigte schon sehr frühe ebensoviel Talent als Frömmigkeit und äußerte schon als Knabe den Wunsch, Priester zu werden. Da nahm sich ein benachbarter Pfarrer seiner an und sorgte für seine Studien. In einem Alter von 18 Jahren wollte er in den reformirten Franciscaner-Orden treten. Nach langem Anhalten wurde er endlich am 19. März 1251 im Kloster zu Cibotola eingekleidet und erhielt den Namen Leopold. Seine theologischen Studien vollendete er zu Norcia, wo er am 5. März 1757 Priester, und gleich darauf Lector der Philosophie, später aber der Theologie wurde. Auch hielt er an mehreren Orten die Fastenpredigten mit solchem Eifer, daß dadurch seine Heiligkeit weithin bekannt, und er im J. 1768 sogar zum apostolischen Missionär im päpstlichen Gebiet ernannt wurde. Als solcher hielt er denn durch 10 Jahre Missionen in den Bisthümern Todi, Spoleto, Orvieto, Perugia und Norcia. Auch als Provinzial, wozu er im J. 1781 erwählt wurde, setzte er seine apostolischen Arbeiten fort, suchte aber zugleich einen schon lang gehegten Wunsch zu verwirklichen, nämlich auch in seiner Provinz nach dem Beispiel des sel. Thomas von Cora und des hl. Leonardus von Porto Maurizio ein Receßkloster zu errichten, wohin sich Missionäre und Prediger zu den jährlichen Exercitien, und andere eifrige Ordensbrüder zu einem strengern Leben zurückziehen könnten. Hiebei gefiel ihm besonders ein einsamer Hügel bei Spoleto, Namens Monteluco. Unter vielen und großen Hindernissen kam endlich sein Werk zu Stande, und er wurde im J. 1788 der erste Guardian dieses neuen Receßhauses. Dasselbe war auch außer der Missionszeit sein beständiger Aufenthaltsort bis zum J. 1809. In diesem Jahre mußte der 77jährige Greis, der immer noch Missionen hielt, dieses sein liebstes Kloster verlassen und sogar seinen Habit ausziehen; denn der damals über ganz Italien gebietende französische Kaiser Napoleon hob alle Klöster auf, und kein Religios durfte sich in seinem Ordenskleide mehr sehen lassen. P. Leopold bezog anfangs sammt 3 Mitbrüdern eine armselige Hütte bei Spoleto, und machte den Hilfspriester eines alten Pfarrers. Später mußte er die Verwaltung einer ganzen Pfarrei übernehmen, weil die französische Regierung den Pfarrer vertrieben hatte. Da er einen Eid leisten sollte, den er für unerlaubt hielt und deßwegen verweigerte, wurde er mit Arrest bestraft. Doch nach einiger Zeit durfte er wieder Fastenpredigten halten. In dem bekannten Befreiungsjahre 1814, in welchem Napoleon gestürzt wurde, und Pius VII. wieder aus seiner Gefangenschaft zurückkam111, eilte auch P. Leopold unverzüglich nach Monteluco und stellte Alles nach Möglichkeit wieder in den alten Stand. Aber der Herr rief ihn bald in die ewige Ruhe ab. Er starb am 15. April 1815 im 83. Lebensjahre. Die vielen bei seinem Grabe geschehenen Wunder waren Ursache, daß sein Seligsprechungs-Proceß bald eingeleitet wurde. Am 13. Aug. 1844 erfolgte das Decret, welches seine Tugenden als heroisch anerkennt und ihn somit als Venerabilis erklärt. Weiteres ist bisher nicht bekannt. Im neuen Seraph. Martyrologium von Salzburg steht er am 15. April. (J. M. R.)
Heiligenlexikon-1858: Leopoldus, S.