Maximianus, S. (5)

[353] 5S. Maximianus, Arch. Ep. Conf. (22. Febr. al. 21. u. 22. Jan.). Dieser Heilige war in Pola, der alten Colchischen Colonie am adriatischen Meere, die einst Colonia Pola, später Pietas Julia hieß, im ersten Viertel des sechsten Jahrh. geboren. Hier wurde er Diakon, als welcher er, wie zu jener Zeit nach apostolischem Vorbilde die Priester und Bischöfe öfter, mitunter auch durch freiwillige Handarbeit sich nährte. Beim Anbrechen eines Landes fand er eines Tages einen Schatz von ungeheurem Werthe. Nachdem er den gesetzlichen Theil ans Aerar abgegeben hatte, blieb ihm noch eine so große Summe, daß er sein ganzes Leben auf Herstellung von kostspieligen Kirchenbauten und Ausschmückung der schon früher vorhandenen verwenden konnte. Sein Leben ist eine seltene Illustrirung der Psalmstelle: »Ich habe die Zierde deines Hauptes geliebt, o Herr!« Noch in Pola erbaute er zur Ehre der Gottesmutter eine Kirche, die wegen ihrer Anmuth den Beinamen formosa, die wohlgestaltete, erhielt. Im J. 546 kam er als Erzbischof nach Ravenna, wo er (Ughellus) der 30. oder (nach Andern) der 29. Oberhirt war. Aus seiner Thätigkeit daselbst hat sich, wie schon erwähnt, namentlich das Andenken seiner frommen Bauten auf die Nachwelt vererbt. In die Andreaskirche ließ er neue Säulen schaffen, die Kirche des heil. Probus restaurirte er, die Kirche zu Ehren der Enthauptung des hl. Johannes und die Stephanskirche, eingeweiht im J. 550, erbaute er neu. Auch die Kirche des hl. Vitalis und die weitberühmte Basilica des hl. Apollinaris in Classe wurden (erstere im J. 547, letztere 549) durch ihn consecrirt. Zu letzterer war im J. 534 von Julianus Argentarius der Grund gelegt worden. In der Mitte des Mittelschiffs steht ein Altar, welcher nach der (freilich viel spätern) Inschrift vom hl. Maximian zu Ehren der hl. Jungfrau erbaut wurde. Als er um d.J. 556, oder nach Ughellus um 552 oder 553 starb, setzte er die Kathedrale von Ravenna zur Erbin seines Vermögens ein. In der Sakristei des Doms befindet sich noch sein Bischofsstuhl; er trägt viele Elfenbeinreliefs aus dem alten und neuen Testament und schöne Arabesken. Von sonstigen Geschenken, die er an Kirchen gab, erwähnen wir als die merkwürdigsten zwei goldene Gefäße von 28 Pfund Schwere zur Aufbewahrung des Chrisma's, von welchen eines die Inschrift trug: Servus Christi Maximianus AE. [353] hoc Chrismatarium ad usus fidelium fieri jussit. Er gab ferner eine »Endothis« aus Byssus, in welche die ganze Geschichte Christi eingestickt war. Alliährlich am Feste der Erscheinung des Herrn wurde der Hauptaltar mit diesem Tuche behängt. Eine andere »Endothis« enthielt auf Goldgrund in prachtvoller Stickerei mit Goldfäden die Abbildundungen aller seiner Vorgänger auf dem erzbischöflichen Stuhle. Zwei andere dergleichen Tücher trugen in kostbarer Perlen- und Edelstein-Stickerei die Inschrift: »Schone, schone o Herr deines Volkes« (parce Domine, parce populo tuo) und: »Sei meiner eingedenk, des Sünders, den du aus dem Kothe erhoben hast in deinem Reiche.« (Memento mei peccatoris, quem de stercore exaltasti in regno tuo.) Auch ein schönes, großes, mit Edelsteinen reich verziertes Kreuz, in dessen Mitte eine Partikel des wahren Kreuzes sich befand, ließ er fertigen, und 72 neue Meß- und Chorbücher aufs kunstvollste schreiben und übernahm selbst deren Durchsicht und Verbesserung. Alle diese thatsächlichen und glänzenden Beweise seiner Frömmigkeit, Freigebigkeit, Emsigkeit und Demuth hat sein Nachfolger Agnellus in seinem Tagbuche zusammengestellt, an dessen Schlusse noch die Bemerkung steht: »Weniges nur haben wir aufgezählt aus dem Vielen das er gethan hat. Denn in seiner erzbischöflichen Amtsführung ist durchaus Nichts vermißt worden, was zum Heile seines Volkes und zum Nutzen der Kirche dienen konnte.« Er findet sich auch im Mart. Rom. und wird als Erzbischof mit dem Pallium vor dem Kreuze knieend abgebildet. Sein Leib wurde im J. 831 erhoben. (III. 293–298).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 353-354.
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