[446] 28Michael Wittmann, Ep. Miletopol. (8. März). Das Leben dieses frommen, heiligmäßigen Bischofes ist Vielen unserer Zeitgenossen noch in lebendiger und frischer Erinnerung. Sein Lob geht weit über die Grenzen des Bisthums Regensburg von Mund zu Mund. Die allzeit geschäftige und erfindungsreiche Verleumdungssucht der Kirchenfeinde sogar weiß von ihm nichts Böses. Sein Grab im Dom zu Regensburg ist stets mit Blumen und Kränzen geziert. Man spricht von ihm wie von einem Heiligen. Sein Bildniß hängt in vielen Häusern, wie auch sein Lebensbild von tüchtigen Federn bereits gezeichnet ist, und wird von frommen Priestern, die in dem Jammer unserer Tage ein Vorbild, eine Aufmunterung und einen Fürsprecher suchen, gern gelesen und betrachtet. Die dürftige Skizze, welche hier gegeben werden kann, stützt sich größtentheils auf die Schriften von F. X. Hahn und P. R. Mittermüller.239 Die eine wie die andere ist theilweise wörtlich benutzt. Wer Näheres und Besseres wünscht, möge sie selbst zur Hand nehmen. Geboren auf dem Finkenhammer, einem Eisenwerke unweit Pleystein, am 12. Jan. 1760 als der eheliche Sohn von Franz Michael Wittmann und Anna, geb. Walbrun, zog er schon als Kind durch seine Folgsamkeit, Frömmigkeit und Lernbegierde, besonders aber wegen des auffallenden göttlichen Schutzes, welcher ihn vor mancher schweren Lebensgefahr wunderbar rettete, die Aufmerksamkeit Vieler auf sich. Während seiner Studien, die er zu Amberg und Heidelberg vollendete, erwarb er sich durch seinen großen Fleiß nicht allein ein ausgebreitetes und gründliches Wissen, sondern er bewahrte auch seine Unschuld und befestigte sich im gottesfürchtigen Leben durch eifriges Gebet, öftern Empfang der hl. Sacramente und sorgfältige Benutzung der Zeit. Noch als Heidelberger Alumnus erhielt der fromme und strebsame Jüngling zu Speyer die heiligen Weihen mit Ausnahme des Presbyterates, welches ihm am 21. Dec. 1782 zu Regensburg ertheilt wurde. Nach beinahe sechs Jahren, welche er zu Kemnath bei Fuhrn, Kaltenbrunn und Miesbrunn in der Seelsorge zugebracht hatte, kam er im October d.J. 1788 als Subregens ins Klerikal-Seminar nach Regensburg, wo er das Ackerland fand, das er sein Leben lang unter Gottes reichstem Segen bebauen sollte. Bereits im J. 1802 erhielt er die Stelle eines Seminar-Regens, die freilich seinem Feuereifer lange nicht genügte, denn es lag ihm jede geistliche und leibliche Noth so tief am Herzen, daß er weder Ruhe noch Rast kannte, zu trösten und zu helfen. Als Regens leistete er Unglaubliches sowohl durch sein seeleneifriges [446] Einwirken auf jeden Einzelnen als auch durch kluge und theilnahmsvolle Beaufsichtigung Aller. Das Meiste wirkte sein lebendiges Beispiel. »Im täglichen Umgang mit einem solchen Manne«, sagte Diepenbrock in seiner Trauerrede, »mußte jeder Funken geistlicher Empfänglichkeit, und wenn er auch noch so tief versenkt war, in den Jünglingen geweckt werden.« Nie bot sich ein passender Anlaß zu einer Ermahnung oder Belehrung, den er nicht gewissenhaft benutzt hätte. Weil er innig überzeugt war, daß menschliche Kraft hier nichts vermöge, wollte er nur Gottes Werkzeug seyn, und nur als solches hoffte er Gutes und Heilsames zu wirken, und diese Hoffnung ging glänzend in Erfüllung. »Wohl unberechenbar« (sagt Hahn, S. 90) »ist der Segen zu nennen, welchen er auf dem Gebiete seines so verantwortungsreichen Berufes als Regens durch volle 46 Jahre ausgestreut hat. Eine ganze Generation des Regensburger Klerus ist von ihm in den wahren Geist ihres apostolischen Amtes eingeführt, von ihm durch Lehre und Beispiel so ausgerüstet worden, daß der wohlthätige Einfluß seines Wirkens im engern Keeise durch sie wieder auf so viele Heerden der Gläubigen weiter gepflanzt wird.« Was er im J. 1803 schriftlich als das Ziel des geistlichen Lebens bezeichnet hatte: »Die Gelstlichen sollen sich von der Welt lostrennen, um nur in Gemeinschaft mit Jesus Christus leben, dabei aber mit solchen Kenntnissen ausgerüstet seyn, um aus denselben für jedes Vorkommniß das Treffende schöpfen zu können«, galt ihm auch als strenge Richtschnur für sich selbst. Schon in früher Jugend beschäftigte er sich gern mit himmlischen Dingen und liebte es, Predigten und andere Vorträge, welche er in der Kirche gehört hatte, an einsamen Orten sich und seinen Gespielen wieder vorzutragen, und an seinem Hausaltärchen den Gottesdienst wieder zu feiern, welchen man in der Kirche gefeiert hatte. Als Student war er ein eifriges Mitglied der Marianischen Congregation, bewahrte durch die frommen Uebungen derselben seine Unschuld und belebte seinen Eifer für die Ehre Gottes. Vom Jahre 1800 angefangen verließ er alle Jahre einmal seinen Berufskreis, um in der Einsiedelei zu Frauenbrünnel nur mit Gott zu verkehren, durch strenge Bußwerke die begangenen Fehltritte zu sühnen und durch Gebet und Betrachtung sich für die Zukunft zu stärken. Wie sehr er's für seine Pflicht hielt und verstand, mit der Zeit haushälterisch umzugehen, beweist nicht bloß die Zahl der Arbeiten, die er jeden Tag vollbrachte, sondern noch mehr deren Güte, indem er nicht zufrieden gewesen wäre, eine Sache bloß ohnehin und ohne gute Meinung erlediget zu haben, sowie daß er sich ein Viertel-Stunden Manuale eingelegt hatte, um sicher zu seyn, daß auch keine Viertelstunde unbenutzt verstreiche. Schon seit dem J. 1791 als er auf wunderbare Weise durch die Fürbitte der hl. Jungfrau genesen war, wurde ihm klar, daß er von nun an alle Viertelstunden nach dem Antriebe desselben Geistes, der die Zusammenziehung seiner Lunge gewirkt habe, wirken, daß er alle Viertelstunden Gott mit Thränen anrufen, für Gott verwenden müsse und er verpflichtete sich hiezu durch ein Gelübde. So streng beaufsichtigte er sich aber nicht bloß hinsichtlich seiner Thätigkeit, sondern dieselbe Strenge wendete er auf sein ganzes äußeres und inneres Leben an. Er durfte sich zwar weder den Genuß des Weines noch des Bieres ganz versagen, wie er gern gewünscht hätte, aber er beschränkte sich hiebei so sehr es anging. Die Unerlaubtheit oder Unmöglichkeit, dem Eifer seiner Bußstrenge vollen Lauf zu lassen, verursachte ihm mehr Schmerzen, als die strengsten Bußwerke. Er war immer standesgemäß, aber doch fast ärmlich gekleidet. Sein Zimmer im Seminar glich einer Klosterzelle, wenige Stühle, ein Tisch, ein Schrank, Alles von gewöhnlichem Holze, ein niederes und hartes Bett und eine kleine Büchersammlung bildeten seine Einrichtung. Nicht selten schlief er auf dem nackten Boden und unterbrach den kurzen Schlaf durch vieles nächtliches Beten, auf das er besonders großen Werth legte und gerne empfahl. Bezüglich des innern Lebens kämpfte er hauptsächlich gegen jede Regung der Ruhmbegierde, jedes Streben nach Menschengunst, jede knechtliche Furcht vor den Mächtigen dieser Erde und jede, wenn auch vorübergehende Saumseligkeit im Gebetseifer: »Ich möchte mich«, lauten seine eigenen Worte, »von den Pharisäern dadurch unterscheiden, daß ich mit den ärmsten Kleidern mich bedecke, auf der Straße nicht aufblicke oder grüße, ohne Unterlaß bete, Lob fliehe, Schmähungen suche, und keine Viertelstunde ohne Thränen verstreichen lasse.« Wie alle frommen und auserwählten Seelen trug er [447] ein kindliches Vertrauen zur heiligen Mutter Gottes, deren Verehrung und Anrufung er besonders bei der Jugend beförderte. Er war in seiner Jugend ein eifriges Mitglied der Marianischen Congregation und später sind fast alle wichtigern Ereignisse seines Lebens mit der Verehrung und Anrufung der hl. Jungfrau verbunden. Vor ihrem Bilde betend, erhielt er im J. 1791 plötzlich seine Gesundheit wieder, in der Marienkirche zu Fahrenberg machte er das obenerwähnte Gelübde, vor ihren Altären betete er gerne und bekannte (im J. 1820) schriftlich, daß insbesondere die Tugend der Keuschheit ohne die tägliche Verehrung der heil. Jungfrau von Gott nie verliehen werde, während er im J. 1829 schrieb, daß ihn Maria niemals verlassen habe, und er deßhalb immer zu ihr seine Zuflucht nehmen werde. In einer Marianischen Einsiedelei hielt er seine geistlichen Uebungen. Als er am Sterben lag, befahl er, daß unter andern Gebeten ihm auch das Salve Regina noch vorgesprochen würde. »Bei meinen Betrachtungen, die ich vor dem Altar der hl. Jungfrau hielt«, heißt es in den Lichtpunkten d.J. 1821, »habe ich über Vieles eine Belehrung erhalten, wovon mir früher gar niemals etwas in den Sinn gekommen war.« Durch Maria, bekennt er an einem andern Orte, sei er zweimal von heftigen Anfällen des Teufels, der ihn habe verschlingen wollen, befreit worden. Zugleich mit der Regentie des bischöflichen Seminars führte er die geistliche Leitung der Dompfarrei mit der größten Aufopferung achtzehn Jahre lang. Die öffentliche wie die Privat-Seelsorge lag ihm hiebei gleich sehr am Herzen. Er predigte daher oft, eindringlich, selbst tief gerührt und durchdrungen von den Wahrheiten, die er verkündigte, so daß seine schlichte, ungezwungene und durchaus kunstlose Redeweise den besten Eindruck auf die Zuhörer hervorbrachte. Nachdem er früh Morgens die hl. Messe gelesen hatte, ging er jedesmal in den Beichtstuhl. Jeden Tag besuchte er die Kranken, die Schulen, die Armenhäuser. Für das Seelenheil seiner Untergebenen war ihm keine Mühe zu viel, kein Weg zu weit. »Wenn man seine verschiedenen Tagebücher liest, heißt es bei Mittermüller S. 292, so möchte man fast vermuthen, er habe sich vervielfältigen können; denn er war so zu sagen zugleich immer auf der Gasse, in der Kirche, im Beichtstuhle, im Seminarium, in der Schule, beim Katechisiren, in den Spitälern, Kranken- und Waisenhäusern, in den Wohnungen der Armen und Bedrängten, am Schreibtisch, über den Büchern, aufder Kanzel, im Consistorium, auf dem Rathhause, auf dem Lehrstuhl der Wissenschaft u.s.w. Es läßt sich dieses nur durch ganz besondern Beistand Gottes erklären, auf welchen er selbst oftmals sich beruft.« Am meisten ist er durch seine heroische Nächstenliebe bekannt geworden. Niemand bat ihn vergebens um eine Unterstützung. Er wartete auch nicht, bis er gebeten wurde, sondern suchte selbst überall Noth und Armuth auf, um sie zu lindern und zu stillen. Oefter reichte er selbst den Kranken die Arzneimittel, wusch ihre Wunden und verrichtete alle jene Dienstleistungen, die man nur von einer gedungenen Person verlangen würde. Bei dem unglücklichen Ereignisse vom 23. April 1809 sah man ihn unter den beständig einfallenden Kanonenkugeln in den brennenden und vom Brande bedrohten Stadttheilen herumeilen, um geistliche und leibliche Hilfe anzubieten und Andere zur Hilfeleistung aufzumuntern. Er war tief durchdrungen von der Ueberzeugung, daß der Priester als solcher auch zur Ausübung der geistlichen und leiblichen Werke der Barmherzigkeit verpflichtet sei. Deßhalb lagen ihm die Wohlthätigkeitsanstalten, Schulen und Krankenhäuser so sehr am Herzen. Nicht nur um das Recht zu wahren, sondern um dem Domcapitel die Ausübung jener Pflicht in ausgiebiger Weise zu ermöglichen, hat er Alles darangesetzt, demselben die Verwaltung des von ihm gestifteten Krankenhauses zu erhalten. Als im J. 1813 im Lazareth zu Stadtamhof unter den gefangenen Franzosen der Typhus herrschte, sah man ihn hierhin und dorthin eilen, um bald auszusegnen, bald die Sterbsacramente zu spenden, diesen zu trösten, jenen zur Buße zu ermahnen, und wenn ihm die Anforderungen zur Seelsorge einige Minuten zur Verfügung übrig ließen, für die armen entblößten Soldaten in der Stadt Almosen zu sammeln. Wo möglich noch mehr leistete er in den Hungerjahren 1816 und 1817. Wie viel er auf den Unterricht der Jugend hielt, geht schon daraus hervor, daß er in allen deutschen Schulen seiner Pfarrei den Religionsunterricht selbst ertheilte, obwohl er allwöchentlich sieben und dreißig Stunden in Anspruch nahm. Selbst einen Besuch des kgl. Ministers lehnte er eines Tages höflich [448] ab, »weil er um jene Zeit die Christenlehre in Stadtamhof halten müsse.« Ein angenehmer Gotteslohn war dem Gottesmann jede Unbill, die ihm für seine Bemühungen zugefügt wurde. Nicht selten geschah es, daß er bei dem Besuche von Hauskranken anstatt des Dankes Beleidigungen erntete; daß er in finsterer Nacht an verrufene Orte zu Sterbenden verlangt wurde, um auf dem Wege von gottloser Hinterlist überfallen und mißhandelt zu werden. Auch als Regens hatte er viele äußere und innere Leiden zu bestehen. Erstere lagen zumeist in den Kriegsstürmen und Bedrängnissen seiner Zeit, sowie in den drückenden Maßnahmen, womit die katholische Kirche eingeengt, mißtrauisch beobachtet und ihrer Güter und Rechte immer mehr beraubt wurde. Man räumte dem vielseitigen Wissen, das gleichwohl der Gründlichkeit ermangelte, zu viel Zeit und Werth ein, während das innere Leben zu wenig berücksichtigel wurde. Da er selbst in allen Zweigen des menschlichen Wissens wohl zu Hause war und von dem reichen Schatze seiner Kenntnisse, so viel seine Demuth es gestattete, auch reichlich mittheilte, konnte er, ohne Mißdeutung fürchten zu müssen, von der Eitelkeit und Leere der aufblähenden Wissenschaft im Gegensatze zur Einfalt und Reinheit des mit Gott vereinigten Lebens sprechen und letzteres mit besonderm Nachdruck als das allein Nützliche und für den Priester Nothwendige betonen. Mit besonderer Liebe hielt er bis in sein hohes Alter für die Alumnen und für die Priester die heiligen Exercitien, denn auch hier konnte er aus Erfahrung sprechen. Von aller eiteln Ehrsucht finden wir ihn aber der Art abgelöst, daß er eines Tages, als es sich darum handelte, ihm einen Orden zu verleihen, die Aeußerung machte: der schönste Ordensstern möchte vor Gott wohl das Ungeziefer seyn, das ihm die Krankenpflege zuweilen angehängt habe. Der heiligen katholischen Kirche und ihrem Oberhaupte, dem römischen Papste, bewahrte der fromme Diener Gottes während seines ganzen Lebens kindliche Treue und Ergebenheit. Mit Muth und Festigkeit vertheidigte er ihre Rechte und Freiheiten gegen die weltliche Regierung, wenn diese über den Kreis ihrer Befugnisse in die kirchliche Gerechtsame eingriff, that es aber jederzeit in der mildesten Form, denn er wollte in keiner Weise die der Obrigkeit schuldige Ehrfurcht außer Acht lassen. Als er im J. 1817 zur Rechenschaft gezogen wurde, weil er eine Ehe eingesegnet habe, bevor die protestantische Braut von ihrer geistlichen Behörde von den Verkündungen dispensirt gewesen sei, entgegnete er, daß er als Katholik doch nicht Akatholiken zur Erfüllung ihrer confessionellen Pflichten anhalten dürfe. Leider konnte er weder nach dieser Richtung, noch überhaupt in seinen Bestrebungen für die Freiheit der Kirche vieles erreichen, denn es fehlten muthige und von kirchlichem Geiste durchdrungene Mitkämpfer. So geschah es einmal, daß eine Collectiveingabe der Ordinariate, die er beantragt hatte, nur die Beistimmung der Ordinariate München und Passau erhielt, und deßhalb fallen gelassen werden mußte. Kurz und bündig finden wir seine Meinung über das Verhältniß zwischen Kirche und Staat in Bayern in einem Schreiben an das Regensburger Consistorium vom 20. Juni 1822 ausgesprochen: »Wenn man in unserm Lande die Religion vom Staate abhängig macht, so kann die Religion den Staat nicht mehr stützen.« Auch seine Wünsche und Anträge bezüglich der Herstellung der Klöster kamen noch zu früh. Nur die Fortdauer der Clarissinen zu Regensburg, welchen er den Unterrichtder Mädchen zu übergeben wünschte, setzte er durch. Die Schulschwestern in Bayern aber verehren in ihm ihren Mitstifter und allzeit thätigen Beförderer, obwohl er deren Einführung nicht mehr erlebte. Im J. 1821 wurde er Domherr und geistlicher Rath, und dann im Mai 1829 zum Bischof von Comana i. p., später von Miletopolis, als Coadjutor des Weihbischofes J. M. Sailer ernannt und am 28. Juni 1829 durch den Erzbischof Lothar von München consecrirt. Diese Würde nahm er mit großer Bangigkeit auf sich; er fürchtete in ihr einen Stein des Anstoßes, an welchem er zum Falle kommen und den Zorn Gottes auf sich laden könnte. Aber es wartete seiner, nach der Erhebung Sailers auf den bischöflichen Stuhl, eine neue Würde: er wurde im J. 1829 zum Dompropst und im darauffolgenden Jahre zum Generalvicar ernannt. Als Bischof Sailer im J. 1832 am 20. Mai das Zeitliche segnete, sollte er sein Nachfolger werden. Da er nicht glauben wollte, daß Gott seiner Unwürdigkeit ein so erhabenes Amt anvertrauen könnte, unterließ er es, das übliche Gesuch nach Rom abgehen zu lassen. So[449] ging seine ofter ausgesprochene Vorhersagung, daß er den bischöflichen Stuhl nicht besteigen werde, in Erfüllung. Am 23. Febr. 1833 erkrankte er. In den großen Schmerzen, die er nun auszustehen hatte, stärkte er sich durch den sofortigen Empfang der heiligen Sterbsacramente und das unaufhörliche Andenken an das Leiden Jesu. Er sah seinen nahen Tod voraus und sprach: »Ich beschließe jetzt mein armseliges Leben, Gott nimmt mich zu sich, ich hoffe auf seine Barmherzigkeit.« Thränen des tiefsten Schmerzes glänzten in den Augen der Anwesenden. Ehe er starb, verlangte er aus seinem Bette gehoben und zur Erde auf ein Brett gelegt zu werden; vor sich ließ er das Crucifix stellen. Am 8. März 1833 schlummerte er hinüber zu einem glückseligen Wiedererwachen in der Ewigkeit. Am 11. März wurde seine Leiche durch den Bischof Riccabona von Passau begraben. Die von ihm herausgegebenen Schriften sind sehr zahlreich. Seine Erstlingsarbeit bestand in dem Entwurfe eines Unterrichts über das hl. Bußsacrament für Schulkinder. Seine erste größere Schrift war »die kathol. Principien über die hl. Schrift,« Regensburg 1793. Im J. 1796 folgten Anmerkungen zu den fünf Büchern Mosis (annotationes in Pentat. Ratisb. 1796). Dann folgte eine Schrift über den moralischen Nutzen des Breviergebets (de horarum canonicarum utilitate morali, Aug. 1801). Im J. 1803 erschien ein Büchlein: »Nachrichten vom geistlichen Seminar in Regensburg.« Später beschloß er, die Lebensbeschreibungen jener Heiligen und Seligen herauszugeben, welche von Pius VII. canonisirt und beatisicirt worden waren. Wie diese Schriften für das Volk, so war sein »Beichtvater für das jugendliche Alter« für die Geistlichen bestimmt. Seine Schrift: »Katholische Grundsätze über gemischte Ehen«, welche zu Rom mit Bewunderung aufgenommen wurde, zeugt nicht bloß von seiner entschiedenen kirchlichen Gesinnung, sondern auch von seiner innigen Liebe zu dem Heile der Seelen. Anderes ist von seinen Schülern später nach ihren Aufschreibungen dem Drucke übergeben worden. Wenn dereinst, woran nicht zu zweifeln, der Name dieses frommen Bischofes durch den Ausspruch der Kirche in das Verzeichniß der Seligen oder Heiligen eingetragen seyn wird, so wird als Beigabe zu seinem Bildnisse gewiß ein Kreis von armen Kindern oder Kranken, denen er Almosen und Belehrung spendet, nicht fehlen. Jetzt schon, obwohl der Heiligenschein noch mangelt, ruhet auf seinen Bildnissen, wie einst auf seinem lieblich ernsten Angesichte, ein Zug der himmlischen Klarheit.
Buchempfehlung
Die Fortsetzung der Spottschrift »L'Honnête Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plissline« widmet sich in neuen Episoden dem kleinbürgerlichen Leben der Wirtin vom »Göldenen Maulaffen«.
46 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro