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Moyses, S. (2)

[497] ²S. Moyses, Abb. (17. Febr.). Dieser hl. Moyses war Abt in der Wüste Scitis oder Scethis, über deren Lage man den Artikel S. Macarius³ nachsehen wolle. Wenn einige Legendenschreiber Scythopolis haben, so ist dieß ein Irrthum, der in der Verwechslung dieser palästinensischen Stadt mit der scitischen Wüste seinen Grund hat. Er war, nach Alardus Gazäus, ein äußerst sanfter und liebevoller Mann, der auch die Gabe der Krankenheilung besaß. Nur sein Tod ist näher beschrieben. Es befanden sich bei ihm sieben Mönche. Um jene Zeit wurden die Libyschen Klöster öfter durch barbarische Einfälle beunruhigt. Eines Tags sprach der hl. Abt Moyses: »Heute werden die Barbaren kommen, auf, fliehet!« Sie sprachen zu ihm: »Und du, Vater, wirst du nicht mit uns fliehen?« Als er entgegnete, daß er längst schon dieses Tags gewärtig sei, wollten auch sie bleiben. Er ließ es ihnen frei und sprach: »Ich habe keinen Grund zu fliehen, ihr aber gebet wohl Acht, wie es um euch stehe.« Bald darauf erbrachen die Barbaren die Thüren und tödteten sie Alle bis auf Einen, der sich unter einer Palmendecke verborgen hielt und Zeuge der Kronen der übrigen wurde. Dieser kurzen Notiz fügen die Boll. einige Anekdoten bei, von denen aber nicht gewiß ist, daß sie von diesem hl. Moyses herrühren.²⁵⁶ Dieselben sind theilweise zur Erbauung sehr geeignet, weßhalb wir einige hersetzen: Einst wurde der hl. Abt Moyses gerufen, einem Einsiedler, der wider die Regel gefehlt hatte, eine Strafe aufzuerlegen. Er kam, einen schweren mit Band gefüllten Sack auf dem Rücken tragend, unter welchem er keuchend einherschritt. Als man ihn fragte, was dieß bedeuten solle, gab er zur Antwort: »Meine Sünden sind hinter mir und ich sehe sie nicht, und doch komme ich heute, um über fremde Sünden zu richten.« Da die Brüder dieß hörten, schenkten sie ihrem Mitbruder die zugedachte Strafe. Ein anderes Mal kam ein vornehmer Beamter nach Scitis, um den hl. Moyses zu sehen. Als dieser davon hörte, ging er ihm entgegen. Als ihn der Beamte sah, sprach er zu ihm: »Sag' mir, Alter, wo ist die Zelle des Abtes Moyses« »Was fraget ihr nach ihm?« war seine Antwort, »er ist ein Dummkopf und ein Ketzer.« Der Beamte erzählte dieß und erst aus der Beschreibung, die er von dem Alten machte, erkannte man, daß Moyses selbst von sich so übel geurtheilt hatte. Sein Sprichwort war: »Vier Dinge hauptsächlich muß ein Mönch beobachten: das Stillschweigen, die Gebote Gottes, die Demuth, die Armuth; drei Tugenden aber erringt der Mensch schwer: die beständige Traurigkeit, das unablässige Andenken an seine Sündhaftigkeit, und die stündliche Erinnerung an den nahen Tod.« Als für ein nahes Kloster ein Brunnen gegraben werden sollte und die Arbeiter lange Zeit vergeblich sich bemüht hatten, ließen sie den Muth sinken. Da erschien Moyses, und stieg die Leiter hinab, ergriff den Spaten, betete und ermunterte die Andern zu frischer Arbeit: sie sollten Vertrauen haben, Gott werde ihre Ausdauer segnen. So war es. Die Mönche wollten ihn nun zu Tisch laden, er nahm aber die Einladung nicht an, sondern verabschiedete sich mit den Worten: »Wozu ich gesendet wurde, ist geschehen.« (II. 46–48).