[844] 184B. Petrus Forrerius, (7. Juli al. 9. Dec.). Der selige Petrus Forrerius oder Fourrier, gewöhnlich nur Vater von Matincourt genannt, weil er Pfarrer der Gemeinde dieses Namens gewesen, kam zur Welt in Mirecourt (Mirecuria) in Lothringen am 30. Nov. 1565. Seine Eltern Dominicus Fourier und Anna, geb. Vacquart, waren nicht sonderlich bemittelt, besaßen aber eine seltene Frömmigkeit und gaben dem [844] Knaben eine sorgfältige und fromme Erziehung. Er hatte noch zwei Brüder und eine Schwester. Schon als Kind zeigte er, daß dereinst ein Heiliger aus ihm werde; er hatte für alle Tugenden eine übernatürliche Neigung, so daß seine Lehrer in den Elementarschulen sich höchlich über ihn verwunderten. Auch der zukünftige Priester war bereits in dem Knaben zu erkennen, denn jede freie Zeit war geistlichen Beschäftigungen: der Wiederholung der in der Kirche stattgefundenen Gottesdienste und Predigten gewidmet. Als Jüngling vereinigte er ernstes Studium mit eben so ernster Frömmigkeit und Abtödtung. Auf der Universität zu Pont-à-Mousson machte er glänzende Fortschritte; in der griechischen Sprache z.B. war er so bewandert wie in seiner Muttersprache. Als er sein 20. Jahr zurückgelegt hatte, trat er in die Abtei der regulirten Augustiner-Chorherren von Chamonsey, nicht weit von Mirecourt. Nach abgelegter Profeß kehrte er nach Pont-à-Mousson zurück, um seine theologischen Studien zu vollenden. Im Jahre 1597, am Frohnleichnamsfeste, übernahm er die Pfarrei Matincourt, und hielt nach geendigter Prozession seine erste Predigt. Das Volk dankte Gott, einen so frommen und eifrigen Seelsorger erhalten zu haben. Er hatte ihm nämlich unter Andern gesagt, er werde sich bestreben, so wie Christus im Sacramente des Altars sich aus reiner und uneigennütziger Liebe uns zum Opfermahl geschenkt habe, seine ganze Habe und sich selbst dem Seelenheile der ihm anvertrauten Heerde zu weihen. Folgende drei Punkte machte er sich zur Regel: erstlich wolle er den Seinigen lieber mit Beispielen, als Worten predigen; zweitens wolle er nie, außer im Falle der Nothwendigkeit, eine Einladung zu Tisch annehmen, dafür aber täglich von seinem Tische einen oder den andern Armen speisen; drittens wolle er Wein nicht einmal im Hause haben, viel weniger trinken, auf alle Hauseinrichtung mit Ausnahme der entbehrlichen verzichten, und keine weibliche Bedienung – nicht einmal die der Mutter, welche sich ihm angeboten hatte, annehmen. Stolgebühren nahm er nicht. Gab man ihm freiwillig für seine Mühewaltung ein Geschenk, so gehörte es den Armen. Nicht sich begnügend, blos öffentlichen Unterricht zu ertheilen, besuchte Petrus auch die Behausungen seines Pfarrsprengels, um auch solche zu gewinnen, die den gewöhnlichen Lehrvorlägen unzugänglich waren Immer mußten die Inwohner von se vier Häusern in einem benachbarten größern Hause zusammenkommen, worauf der Unterricht begann. Mit Liebe wußte er diejenigen, die sich seiner Leitung im Beichtgerichte überließen, zurechtzuweisen, zu belehren, zu rühren, zu unterstützen. Unter Bitten und Thränen beschwor er die Sünder, sich ihrer Seele zu erbarmen, und fruchtete dieses nicht, kniete der selige Petrus vor den Altar und betete. Es war selten, daß sich bei einem zweiten Besuch der Sünder nicht völlig bekehrte. Nicht selten war er von Morgens 5 Uhr bis Abends 9 Uhr ohne Unterbrechung und ohne sich irgend eine Erholung zu gestatten im Beichtstuhle. Ungeachtet der geringen Einkünfte seiner Pfarrei wußte er jedem Elende abzuhelfen, weßwegen er auch öfters sich anssprach: »Die Genügsamkeit ist eine einträgliche Wechselbank.« Er selbst lebte nur von Gemüsen, schlief auf der Erde, und hatte niemals Feuer, selbst nicht in der rauhesten Jahreszeit. Um die aufgehende Saat zu erhalten, errichtete er in seiner Pfarrei drei Bruderschaften: die des heil. Rosenkranzes, der unbefleckten Empfängniß und des hl. Sebastianus. Eines Tages kamen einige Jungfrauen der Pfarrei zu ihm, sagten, daß sie entschlossen seien, der Welt zu entsagen und sich im jungfräulichen Stande dem Dienste des Herrn und dem Schulunterrichte der weiblichen Jugend zu widmen, und baten um eine Lebensordnung. Petrus erlaubte ihnen, nach längerer Beobachtung, und Prüfung, der Mitternachtsmesse d.J. 1598 am hl. Weihnachtsfeste in schwarzem Kleide und einem Schleier beizuwohnen, um ihre Lostrennung von der Welt öffentlich kundzugeben. Dieses war der Beginn der Congregation der Mädchen Unserer lieben Frau (Congregatio Religiosarum B. Virginis Nostrae Dominae). Petrus wußte die der Begründung dieser Genossenschaft entgegenstehenden Schwierigkeiten zu überwinden. Die großen Dienste, welche sie im Lehrfache leisteten, erwarben ihnen große Hochachtung und es wurde ihr Institut durch Bullen des Papstes Paulus V. vom 1. Februar 1615 und vom 6. Ort. 1616 gut geheißen. – Nachdem der Vater von Matincourt die geistlichen Bedürfnisse [845] dieser Mädchen geordnet hatte,51 machte er sich an die Reform seiner eigenen Genossenschaft, wozu der Bischof von Toul vom hl. Stuhle beauftragt worden war. Nur aus Gehorsam übernahm der demüthige Petrus diese Aufgabe. Die Chorherren, welche sich der Reform unterzogen, erhielten den Namen: Congregation unsers Erlösers (Canonici Regulares Congreg. Salvatoris Nostris). Eine Zeit lang war er ihr Vorgesetzter. Er aber hielt sich für den Letzten seiner Brüder und verschmähte jede Auszeichnung. Seine Sanftmuth war sich immer gleich und seine Liebe ohne Schranken. Böses vergalt er mit Gutem, und rächte sich an seinen Feinden nur durch Wohlthaten und Hilfe. Was seine guten Werke, seine Frömmigkeit, seine Andacht zur seligsten Jungfrau und den Heiligen, seine Gebetsliebe, seine Reinigkeit, seinen Eifer für die katholische Lehre und die Bekehrung der Irrgläubigen, diese namentlich in der Grafschaft Salm, betrifft, würde man an kein Ende kommen, wenn man sich auf Einzelnes einlassen würde. Diese Tugenden wurden aber auch mit der Gabe der Weissagung und der Wunderthätigkeit gekrönt. Als der Lothringer Krieg ihn nöthigte, mit Einigen seiner Schüler zu entfliehen, zog er nach Gray (Grajum) in Burgund, wo er 2 Jahre blieb. Auch hier wirkte er noch, so viel er konnte für das Heil der Seelen und starb am 9. Dec. 1636 in einem Alter von 76 Jahren. Nach den zuverlässigen Belegen der Heldenmüthigkeit seiner Tugenden und mehrerer auf seine Fürbitte gewirkter Wunder wurde er am 29. Jan. 1730 vom Papst Benedict XIII. selig gesprochen. Seine sterbliche Hülle wird in der Pfarrkirche zu Matincourt aufbewahrt. Die von ihm noch vorhandenen zahlreichen Briefe sind ein Beweis seiner großen Begabung und weisen Frömmigkeit. Wie bei Migne hinzugesetzt ist, wurde in den letzten Jahren an seiner Heiligsprechung gearbeitet. (But.)