[1008] Pythinon, ein ehrwürdiger Einsiedler in Aegypten, findet sich in einem Hds. H.-L.
1 An sie schlossen sich Sprüchwörter an wie dieses: Pancraz- und Urbanstag ohne Regen, großer Weinsegen. Die Tage der drei Heiligen: Pancraz, Servaz und Bonifaz sind, wenn sie ohne besondere Kälte vorübergegangen sind, den Gärtnern ein gutes Vorzeichen für den Sommer.
2 Nach der Legende hieß der Vater Eustorgius und war Heide, die Mutter Eubula war eine Christin.
3 Wie die Sage erzählt, fing nämlich dieser Baum sogleich neu zu blühen und Früchte zu tragen an.
4 Noch als Leiche soll er bei der hl. Wandlung die Augen zweimal geöffnet und auf den Gegenstand seiner beständigen Liebe geheftet haben.
5 In imperiis Tartarorum, Persarum, Chal. daeorum, Medorum et Cathaii heißt es bei Huber am 30. November.
6 Nach einer andern Legende lebte dieser Heilige eine Zeit lang als Einsiedler in Palästina und Aegypten, wurde dann Bischof, wirkte Wunder u. s. f. wie oben. Daß beide Legenden das Nämliche erzählen, ergibt sich vorzüglich aus dem Umstande, daß nach der italienischen Version die Bürger von Sinigaglia ihm Nahrung in die Wüste bringen mußten, während die andere einen reichen Mann aus Synogala nennt.
7 Die Gallia christiana nova nennt zwei heil. Bischöfe d. N. und setzt den Tod des ersten beiläufig in's J. 448. Der zweite soll im J. 462 consecrirt worden seyn.
8 Vgl. Gall. chr. n., wo die Reihenfolge diese ist: 1) S. Clemens19, 2) S. Cölestis, 3) S. Felix34, 4) S. Patiens, 5) S. Victor I., 6) S. Victor II., 7) S. Simeonn u. s. f.
9 Nicht diaconus, was lediglich eine falsche Lesart ist.
10 Vgl. Greith, l. c. S. 83: Außer Irland gibt es in Europa kein Land, welchem der Maulwurf und alle Arten von Fledermäusen fehlen, und eben so seltsam ist der gänzliche Mangel an Schlangen jeder Art und die sonstige große Armuth an Amphibien, besonders Eidechsen, Kröten und Fröschen. Wiederholte Versuche in neuerer Zeit, diese Thierarten dort einzuführen, blieben ohne allen Erfolg. Ein altes, irisches Volkslied enthält die Strophe:
»Im ganzen Land ist nichts bekannt
Von gift'gen wilden Thieren;
St. Patrick's Hand hat sie gebannt
Aus unseren Revieren.«
11 Seine Frau, eine Spanierin, hatte ihm noch dazu viele Güter in ihrem Vaterlande als Morgengabe zugebracht. In Gallien ist nach Butler Puy-Paulin in sofern das Merkwürdigste, als es seinen Namen (?) erhalten hat. Vgl. dagegen oben S. Paulinus1.
12 Martyribus mediam (partem parietum) pictis pia nomina signant, schreibt er selbst.
13 Totum quod legimus in divinis libris nitet quidem et fulget etiam in cortice, sed dulcius in medulla est; qui edere vult nucleum, frangat nucem, hatte ihm der heil. Hieronymus geschrieben.
14 Dahin wurden sie im Jahre 1000 durch Otto III. überbracht.
15 Hieron. ad Eustoch. Hujus vitae auctor Paulus, illustrator Antonius.
16 Ueber diese Namensänderung bestehen drei verschiedene Erklärungen: Einige sagen, Paulus sey den Griechen dasselbe, was Saulus den Hebräern, der Apostel habe aber den griechischen Namen lieber gebraucht, um bei den Griechen leichter Eingang zu finden; Andere glauben, es sey zu Ehren des von ihm bekehrten Sergius Paulus (s. S. 729) geschehen; noch Andere meinen, der Apostel habe sich aus Demuth Paulus, d.J. geringfügig, genannt.
17 Nach 1 Kor. 15,32 geschah es wirklich.
18 Egregie Doctor Paule mores instrue
Et nostratecum pectora in coelum trahe,
Velata dum meridiem cernat fides
Et solis instar sola regnet caritas.
19 So Papebroch (Jun. III. 859). Andere (Gall. chr., Pertz, scr. IV. 152.) setzen den Tod seines heil. Vorfahrers Thuribius beiläufig ins Jahr 495. Sonach müßte der heil Pavacius viel später gelebt und gewirkt haben
20 Die Boll. veröffentlichten deßhalb ihre Acten vorsichtig genug mit dem Beisatze: suspecta.
21 Auch die berühmte Hroswitha hat unabhängig von der in Spanien verfaßten Lebens- und Leidensgeschichte des Heiligen eine solche geschrieben. Sie findet sich gleichfalls bei den Boll. abgedruckt.
22 Baronius in seinen Anmerkungen zum Mart. Rom. hat irrig Constantiae in Gallia, was Coutances in der Normandie wäre.
23 Wäre diese Angabe richtig, so müßte den Boll., welche über ihn Erkundigungen einzogen, geschrieben worden sein: tempore nascentis, nicht aber renascentis ecclesiae. Er scheint also erst nach Vertreibung der Saracenen auf der Insel Sicilien gelebt zu haben.
24 Zuerst Augia S. Mariae, später Piscina genannt und von den Grafen von Toggenburg gegründet.
25 Daß sie diesen Zweck auch in unsern Tagen noch erfüllen, beweist das schöne Büchlein: Perpetna oder die afrikanischen Märtyrer des dritten Jahrhunderts. Von J. Praxmarer. Innsbruck, 1866. Es sei hiemit den Lesern des H.-L. angelegentlich empfohlen.
26 Daß die Liebesmahle nach apostolischer Anordnung mit dem hl. Abendmahl verbunden und gemeinsam gefeiert wurden, sehen wir aus 1 Kor. 11,20 vgl. mit Apg. 2,46. Eine Beschreibung derselben gibt Tertullian: »Keiner setzt sich zu Tische, er habe denn zuvor das Gebet gesprochen. Die Hungrigen essen so viel sie wollen, die Durstigen trinken so viel als ehrbaren und züchtigen Leuten ziemt. Bei der Sättigung bleibt ihnen stets der Gedanke, daß sie in der Nacht noch dem Herrn dienen müssen und bei der Unterredung der Gedanke, daß Gott sie höre. Nach der Mahlzeit wäscht jeder die Hände, man betet und geht weg.«
27 Man sehe Näheres hierüber im W. W. K.-L. XII. 961. Wer möchte behaupten, daß der hl. Petrus Damiani so schwere, ins Einzelne gehende Beschuldigungen ohne allen positiven Grund ausgesprochen habe?
28 So die Boll. Bei Migne steht die Jahrzahl 405.
29 Es ist nicht ganz sicher, ob er dem Willen der Mutter nicht nachgab und sich wirklich verehelichte, weßhalb einige Autoren die hier erzählte Weigerung auf die Wiederverehlichung nach dem Tode seiner ersten Frau beziehen.
30 Bei Hueber ist gesagt, er sei Priester gewesen.
31 Woher der Heilige den Beinamen Damianus erhielt, ist nicht ausgemacht. Einige glauben, daß sein Vater so geheißen habe, Andere berichten, er habe aus Dankbarkeit gegen seinen Bruder, der Vaterstelle an ihm vertrat, diesen Namen sich selbst beigelegt. Ueber die Schreibweise Damiani bemerken die Boll., daß die ältesten ächten Quellen sie als irrig erscheinen lassen.
32 Ob culpam levissimam Christiani ab ipso Deo separantur. Ita omnia peccata, Stoicorum antiquo errore, aequalia aestimantur.
33 Der eigentliche Text lautet schärfer: agat ergo, qui laesit, sicut dignum est poenitentiam, ut is qui laesus est, non compellatur dignam exaggerare querelam. Auch das folgende Distichon gehört zu der Charakteristik des Heiligen:
Coeli Roma seras tenet et regit orbis haberas
His si plura velit, tartari sola petit.
34 Merkwürdig in dieser Hinsicht sind seine Sendschreiben an Cadalous, Bischof von Parma, der sich als Gegenpapst Honorius II. nannte. Während sonst die Ueberschriften seiner Briefe an die Päpste gewöhnlich lauten: Domno N. beatissimo Papae, Petrus peccator, monachus servitutem, lautet sie an Cadalous wie folgt: (Cadalao dicto Episcopo Petrus etc. quod dignum et justum est) und: Petrus peccator Cadalao pseudoepiscopo quod meretur.
35 Jetzt ist das Edict nicht mehr vorhanden.
36 Decius hatte seinen Sohn und Anius Maximus Gratus, einen Verwandten zu Reichsgehilfen erhoben.
37 Wie der hl. Cyprian u. A. berichten, waren solche Abfälle in der Zeit dieser grausamen Verfolgung sehr häufig; Viele verleugneten schon den Glauben, bevor man sie in Untersuchung genommen hatte.
38 Döllinger (Christenthum und Kirche, S. 99 Anm.) ist geneigt, nach dem Vorgange Hug's (Einl. II. 213) die erste Reise des hl. Petrus nach Rom in den Zeitraum von der Taufe des Cornelius bis zu seiner Gefangennehmung durch Herodes Agrippa zu setzen.
39 Im K.-L. von Aschbach (I. 287) findet sich hiezu folgende Bemerkung: In den ältesten Zeiten hatte sich der abergläubische Mißbrauch der Heiden, an diesem Tage Speisen auf die Gräber zu tragen und zu opfern, auch unter die Christen eingeschlichen. Man nannte diese Sitte das Fest des hl. Petrus zum Gastmahle (festum epularum, cara cognatio, caristia), woraus sich die altdeutsche Benennung »St. Peterszech'« erklären läßt. Genannte Unsitte bestand (Fleury, VIII. 35.) noch im 6. Jahrhundert.
40 So unwahrscheinlich dieß sein mag, so möchten wir es doch für viel wahrscheinlicher erklären, als die durchaus leere und grundlose, dem christlichen Alterthum gänzlich unbekannte, lediglich zu schismatischen und häretischen Zwecken ausgedachte, auf wissentlich falscher Schriftauslegung beruhende Annahme, daß er auch in Babylon gewirkt habe. S. Döllinger, Christenthum und Kirche, S. 99 f.
41 A. Dürer gab ihm einen großen Schlüss an welchem zwei kleinere hängen.
42 Nach Schlosser, die Kirche in ihren Liedern, S. 104.
43 Eine Verzerrung und Verunglimpfung des Heiligen ist das bekannte unhistorische Bild von Kaulbach, wobei derselbe Haß gegen die katholische Kirche den Pinsel geführt hat, der die Dolche der Mörder des Heiligen mit seinem Blute röthete.
44 Die Legende, nach welcher Papst Sixtus III. ihn durch die Erzählung einer wunderbaren Erscheinung der Kirche von Ravenna gegen ihre freie Wahl aufgedrungen hätte, ist eine leere Erfindung. Zum ersten Male gedenkt ihrer erst Agnellus im 9 Jahrhundert.
45 Man verehrt zu Ravenna noch einen zweiten Bischof d. N., welchem Einige die Gründung des Klosters Classe zuschreiben. (Vgl. S. Petrus86.)
46 Man vergl. auch Wilkens, Petrus d. E., Abt von Clugny. Leipzig, 1857.
47 Die Vision wurde zu Löwen in der Hauptkirche auf einem Glasgemälde der Sacraments-Capelle dargestellt.
48 Die Serviten ließen zu seinem Andenken kleine, ungesäuerte Brödchen backen mit der angeblich vom Seligen selbst herrührenden Inschrift: Christus † ist geboren; Christus †† ist gestorben; Christus ††† ist auferstanden, durch deren Genuß Kranke geheilt werden sollten. Der Cardinal-Bischof Mutus von Viterbo untersagte dieselben als abergläubisch.
49 Man sehe Fleuriau L.-Geschichte des Peter Claver, a. d. G. J. Ins Deutsche übersetzt v. D. Schelkle. Augsburg, 1833.
50 Vita B. Petri Acotant. Zum ersten Mal aus einer Handschrift des 15. Jahrhunderts herausgegeben und mit (einer sehr schönen) Uebersetzung und Anmerkungen begleitet von Georg Zappert. Wien, 1889. Die Anmerkungen sind besonders in kunstgeschichtlicher Beziehung sehr beachtenswerth.
51 Er schrieb: Constitutiones Monialium Congr. B. V. und: Instituti filiarum Virginum Congr. B. Mariae primitivus et legitimus spiritus.
52 Man sieht leicht, daß Canisius nur die latinisirte Wiedergabe dieses Familiennamens ist.
53 Wie sehr der Herzog die vorzüglichen Leistungen der zwei Jesuiten Petrus Canisius und Paulus234 Hoffäus schätzte, erkennt man daraus, daß er gern die Antiphon: ipsi nos docuerunt legem tuam Domine, auf sie anwendete.
54 Das Exemplar, welches der Selige dem Herzog Wilhelm V. widmete, befindet sich noch mit der kurzen handschriftlichen Widmung des Seligen, sehr schön eingebunden, auf der Hofbiblkothek zu München.
55 Die Boll. (l. c.) nennen bei diesem und dem vorigen Petrus die Insel Corsica als Wohnort.
56 Es gibt zwei bekanntere Orte mit Namen Oropesa: eines im vormaligen Königreich Valencia, das andere in Neu-Castilien; welches von beiden hier gemeint ist, findet sich bei Hueber nicht angegeben.
57 Es scheint Alcala de Henares in Neu-Castilien, früher CompIutum, gemeint zu sein.
58 Eine dritte, nicht genannte Tochter des hl. Apostels Philippus ist nach Angabe des Bischofes Polykrates († um d.J. 190) zu Ephesus gestorben, und war durch vesondere Geistesgaben berühmt.
59 Nach seinem Tode fand man, daß auf der linken Seite zwei der falschen Rippen gebrochen waren.
60 Spernere mundum, spernere nullum, spernere se ipsum, spernere se sperni.
61 Die bei Strabo und Plinius erwähnte Stadt Septempeda wurde von den Gothen, oder wie andere wollen, von den Longobarden, von Grund aus zerstört, aber von dem heil. Bischof Severinus wieder aufgebaut, nach dessen Namen sie fortan benannt wurde.
62 Hienach dürfte, was Rettberg (II. 281) über die Nachfolge der Bischöfe von Seben noch zweifelhaft schien, als sicher erachtet werden.
63 Man sehe z.B. Görringer, M., Pirminius, Zweibrücken, 1843. S. 384. Heber, die vorkarolingischen christlichen Glaubenshelden am Rhein. S. 212–248. (Die der kathol. Kirche äußerst feindselige Tendenz dieses Buches haben wir bei dem Artikel S. Odilia hinreichend charakterisirt.) Hefele, die Einführung des Christenthums in S.-W.-Deutschland S. 334.
64 Wir haben die Ausgabe von Brower: sidera illustrium et ss. virorum, qui Germaniam praesertim magnam olim gestis rebus ornarunt, Moguntiae, 1616 benutzt. Derselbe Othlonus schrieb auch das Leben des heil. Bonifaz und des hl. Bischofs Wolfgang von Regensburg. Im Jahre 1055 war er Decan im Stifte St. Emmeran zu Regensburg.
65 Auch Mels im Canton St. Gallen wurde genannt, aber als unpassend verworfen. Medelsheim kommt noch i. J. 888 als königl. Burg vor, und die Erinnerung an einen alten Bischofssitz hat sich hier traditionell erhalten. (Görringer, l. c. S. 390.)
66 Vgl. Rettberg, II. 120. Sintlaz erhält sich in den Urkunden bis in den Anfang des 10. Jahrh., zuletzt noch i. J. 909; der Name Au (Owa, Augia) kommt i. J. 843 zum ersten Male vor. Erst später, als das Kloster reich wurde, erhielt es den Namen Augia dives, Reichenau. Bis dahin hieß es Siutlazan (Sintleozesavia, Sintleohesunva, Sinlazisowam).
67 Nach Rettberg (II. 121) wurde er von Carl Martell wieder eingesetzt, resignirte dann, und ging als Bischof nach Straßburg.
68 Die ersten zwanzig Mönche dahin soll der heil. Pirminius von einer zweiten Romreise aus Monte-Casino gebracht haben. Das Kloster ist i. J. 748 fertig geworden, und unser Heilige hat die Kirche daselbst eingeweiht.
69 So Niedermayer, das Mönchthum in Bajuwarien, S. 52. Sonst haben wir eine solche Notiz nirgends angetroffen.
70 Andere Lesarten sind: Haurunbach, Arembach, Orumbach, Horumbach.
71 Ein alter Tischsegen unter Anrufung des Heiligen lautet:
Sanctificet nostram sanctus Pirminius escam,
Dextera Pirminii bene-† dicat pocula nostra.
72 Wir geben aus den Hymnen im Dominicaner-Proprium zur Verehrung des Heiligen ein paar Strophen, welche sein glorreiches Leben und Wirken verherrlichen:
Hic Michael certamine
Fregit draconis impetum
Piique sumto nomine
Hostem repressit impium.
Ecclesiae pericula
Umbone firmo depulit
Sectariorum spicula
Mucrone forti messuit.
Adhaesit innocentiae
Candor Pii virtutibus
Nitorque conscientiae
Lethalis expers criminis.
Zelosus iste Phinees
Sacris stetit pro moenibus,
Ut barbaros acinaces
Arceret a fidelibus.
Ein Michael zum Streit geschürzt
Hat er des Drachen Lauf gestürzt;
Der fromme Name, den er trägt,
Hat den verwegnen Feind erlegt.
Er jagt mit festem Schild davon
Gefahren, die der Kirche droh'n,
Die Pfeile jeder Ketzerei
Schlägt er mit starkem Schwert entzwei.
Die Unschuld hat den ersten Platz
In Pius' reichem Tugendschatz,
Und sein Gewissen unbefleckt
Hat schwere Sünden nie erschreckt.
Er hat, wie Phinees, als Held
Sich vor den heil'gen Bau gestellt
Und der erzürnten Feinde Schwert
Von den Christgläub'gen abgewehrt.
73 Auch die gleichnamige Kaiserin, die Schwester des Kaisers Honorius, starb im Rufe eines außerordentlich frommen Lebens. Der Stadtklatsch hat ihre Jugendzeit sehr herabgezogen, – sie war als Gefangene oder Geisel auch in das Lager des Gothenkönigs Athaulf gekommen, und i. J. 1414 zu Narbonne seine Gemahlin geworden, hatte sich aber nach dessen Tod mit dem Comes Constantius vermählt, und lebte, nachdem auch dieser gestorben war, eine Zeit lang am Hofe ihres Bruders – aber selbst der Heide Olympiodorus, welcher seine Feder gewiß nicht zurückhielt, berichtet hievon nichts so Leichtfertiges, als später Gibbon. Als aber Placidia mit Honorius zerfiel und mit ihren Kindern aus zweiter Ehe, Honoria und Valentinian, nach Konstantinopel zog, wurde dem Geschwätz (auch Stolberg's Darstellung, G.d.R.J. XV. 90, litt unter dessen Einflusse) der Boden entzogen. Von der Zeit als ihr Sohn Valentinian, für welchen sie läugere Zeit die Regentschaft geführt hatte, auf den Thron gestiegen war, lebte sie wie eine Heilige. Sie erbaute zu Ravenna, wo ihr Andenken allzeit in Ehren blieb, vier Kirchen: die St. Johannes-Basilica, hl. Kreuz, die Klosterkirche Nazarius und Celsus und die Basilica zu Ehren des hl. Johannes des Täufers. Agnellus erzählt im Leben des Erzbischofs Johannes Vieles von ihrer Frömmigkeit. Sie starb i. J. 450 und wird zu Ravenna verehrt. Ueber ihr Grabmal sehe man das schöne Buch von Gaume: Rom in seinen drei Gestalten, III. 287. (Nach Pallmann II. 240, 241 Anm. und 248; vgl. unser »Heiligen-Lexicon« II. 344 bei S. Galla' Placidia).
74 Theilweise dieselben Namen führen sieben Martyrer in Thracien. S. S. Euticus6. Die sog. »Acten« sind entschieden unächt und verdienen kaum eine Erwähnung.
75 Schon die Boll. haben zwei Heilige d. N. angenommen. Ebenso Kampschulte, welcher bemerkt, daß der jüngere heil. Plechelmus nach Deutschland als Missionär gekommen sei. Pagi und die Batavia sacra haben im Gegentheil die Identität beider behauptet. Wenn daher bei Butler gesagt ist, der hl. Plechelmus sei i. J. 732 gestorben, so gilt dieß von seinem ältern Namensgenossen. (Vgl. Wolters, die hhl. Wiro etc. Rörmonde, 1862.) Butler (engl. Ausg. VII. 200) enthält sich jedes Urtheils.
76 Die alte Inschrift lautet: Partes reliquiarum S. S. Wironis, Plechelmi et Otgeri.
77 Dieser Zweifel stützt sich auf das bestimmte Verbot der Kirche, das Martyrthum aufzusuchen, und solche Martyrer in die Zahl der Heiligen aufzunehmen. Man bemerke übrigens, was Stolz (Legende, Sept. S. 141) hiegegen gesagt hat.
78 Vgl. hiezu S. Perpstua.
79 Hienach wäre die Reihenfolge der ersten Bischöfe von Seben etwa in dieser Weise herzustellen:
1. S. Cassianus (4. Jahrh.)
2. S. Lucanus (5. Jahr.)
3. S. Ingenuinus, der erste ständige Bischof, der sich einen Priesterstand erst bilden mußte, am Ausgange des 6. Jahrh., etwa v. J. 570 angefangen. Sein Tod wird von einheimischen Schriftstellern ins J. 605, von anderen ins J. 610 gesetzt.
4. Mastulo, der ins J. 589 gesetzt wird, scheint wirklich zweifelhaft zu sein.
5. S. Constantius, gest. 5. Febr. 635.
6. Constantinus, gest. 5. Febr. 645.
7. S. Präcopius, gest. 646.
8. Ursus, gest. 658.
9. Pienutus, gest. 5. Oct. 661.
10. Präjectus, gest. 670.
80 Im Morgenlande wird die hl. Thekla als solche verehrt.
81 Baronius glaubt, daß sie unter dem Kaiser Claudius II. gelitten habe.
82 Das Buch: »die Kirche der heil. Vigilius etc.« enthält, wie andere Werke, lediglich seinen Namen.
83 Hieher citirte er den Vers des Dichters: »Nicht gut ist Vielherrschaft, Einer sei Herrscher, Einer König.« – Der Richter mochte vielleicht (Hunziker, S. 179) an die diocletianische Vierherrschaft denken und hatte nun auch einen politischen Vorwand zu einer Verurtheilung (quasi infausta regibus depromsisset.)
84 So die Boll. Könnte er aber nicht doch derselbe sein? Die letzten Lebensumstände und der Tod des hl. Prosper von Aquitanien sind gänzlich unbekannt. Es ist doch nicht gerade unmöglich, daß er durch den heil. Leo nach Reggio als Bischof gesetzt wurde. Nicht bloß die Zeitangabe scheint hiefür zu sprechen, sondern noch viel mehr der Umstand, daß er von angesehenen Schriftstellern als »Kirchenlehrer« angeführt ist.
85 Doch heißt es im heutigen Mart. Rom: Apud Rhegium (Reggio) S. Prosperi Aquitani ejusdem urbis Episcopi, eruditione ac pietate insignis etc. Man vgl. unsere vorige Anmerkung.
86 Ob er den ihm von Fleury zugeschriebenen Satz: Deus omnes salvat quos vult salvare, et eos qui non salvantur salvare non vult, wirklich aufgestellt hat, ist zu bezweifeln.
87 Man schließt dieß aus 2 Tim. 4,21 vgl. mit Martial. Epigr. IV. 13. XI. 53. Welche von beiden die erste Frau war, wird wohl nicht aufzuhellen sein; Lütolf (Glaubensboten, S. 106) entscheidet sich bestimmt für Claudia, die eine geborne Britin war.
88 Wie unzuverlässig die Nachrichten über diese heilige Familie sind, ergibt sich aus dem Umstande, daß sie nach Einigen nur 16 Jahre alt geworden wäre. Gott geweihte Jungfrauen in diesem Alter gab es damals nicht.
89 Tillemont behauptet, sie sei wirklich Diakonissin geworden.
Buchempfehlung
Ein reicher Mann aus Haßlau hat sein verklausuliertes Testament mit aberwitzigen Auflagen für die Erben versehen. Mindestens eine Träne muss dem Verstorbenen nachgeweint werden, gemeinsame Wohnung soll bezogen werden und so unterschiedliche Berufe wie der des Klavierstimmers, Gärtner und Pfarrers müssen erfolgreich ausgeübt werden, bevor die Erben an den begehrten Nachlass kommen.
386 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro