[837] 161B. Petrus de Luxemburg, Ep. Card. (2. al. 5. Juli). Der selige Petrus war ein Sohn des Grafen Guido von Luxemburg (Lutcemburg, Lucelburg) u. der Mathilde von Chatillon (de Castilione), welche beide ebenso, wie durch den Adel ihres Geschlechtes, auch durch rechtschaffenen Wandel, unbescholtene Sitten und Tugend sich auszeichneten. Als er das gehörige Alter erreicht hatte, schickten sie den Knaben behufs höherer Ausbildung nach Paris. Schon in seinem 10. Jahre erhielt er nach der Unsitte jener Zeit vom Papst Clemens VII. daselbst ein Kanonikat, zwei Jahre später die Archi-Decanats würde von Chartres und in seinem 15. Jahre das Bisthum Metz. Er mußte es annehmen, so sehr sich auch sein natürliches und sittliches Gefühl dagegen sträubte. Wohl erkennend, daß diese Auszeichnungen nicht seinen Verdiensten, sondern nur seiner Abstammung und einem Adel galten, schätzte er dieselben so gering wie Spinnengewebe und war beflissen, Gott allein zu gefallen. Mit bloßen Füßen, auf einer Eselin reitend, nahm er von seinem Bisthum Besitz. Bald nach seiner Erhebung zum Bischof von Metz ernannte ihn der Gegenpapst Clemens VII., der nur von Frankreich, Spanien und Schottland anerkannt war, zum Cardinal-Diakon mit dem Titel von St. Georg in Velabro. Diese Würde bestimmte ihn, mit um so größerer Strenge gegen sich zu verfahren, da er in seinen Augen so ganz unnütz und sündhaft war. Aus Furcht vor den größern Gefahren, denen er zu Avignon ausgesetzt war, schrieb er sich eine eigene Lebensnorm vor. An allen kirchlich vorgeschriebenen Fasttagen genoß er nichts, als Wasser und Brod; ebenso fastete er am Donnerstage [837] zur Ehre der Gefangennehmung, am Freitag zur Ehre des Leidens und Sterbens Christi, und am Samstage zur Ehre der heiligen Maria, so daß ihn der Papst, welcher für seine Gesundheit und sein Leben besorgt war, zu sich berief, um ihm Vorstellungen deßhalb zu machen und ihn aufzufordern, von dieser strengen Lebensweise abzulassen. Er merkte nicht, daß er von überirdischem Glanze strahlte, als er dem Papste sich vorstellte; in aller Demuth sprach er zu ihm: »Heiliger Vater! Ich thue ja gar nichts Gutes in der Welt, und bin auch nicht fähig dazu; weßhalb ich mich nicht wenig schäme.« Niederfallend auf die Knie bat er, seine Heiligkeit möchte für ihn beten. – Er hatte sich auch vorgeschrieben, den dritten Theil seiner Einkünfte den Armen zu geben, aber hiemit war er nicht zufrieden, sondern Alles, was bei seinem einfachen Hauswesen erübrigt wurde, ließ er jedesmal als etwas Ueberflüssiges unter die Dürftigen austheilen. Um ihretwillen machte er nicht den geringsten Aufwand auf Kleidung; er war mit einem Anzuge zufrieden, den er trug, bis er nicht mehr konnte. Oft war für sein Hauswesen kein Kreuzer mehr vorhanden, weil er Alles den Armen gegeben hatte. Eine ungemeine Freude hatte er, wenn er mit eigener Hand den Armen, welche vor der Thüre seiner Wohnung seinen Ausgang abwarteten, Almosen austheilen konnte. – Häufig stellte er Betrachtungen über das Leiden Christi an, wobei er sich ganz in die Wunden seines Erlösers vertiefte. Als er einst dem hl. Meßopfer beiwohnen wollte, und in lebhafte Betrachtungen der unendlichen Liebe Jesu vertieft auf der Straße dahin wallte, erblickte er auf einmal hoch in der Luft den gekreuzigten Heiland in strahlendem Lichte, was ihn so ergriff, daß er über eine halbe Stunde sprachlos wurde und man ihn in das nahegelegene Spital von St. Anton bringen mußte.47 Mehrerer solcher Erscheinungen ward der Selige gewürdigt. Der Selige hatte erst 18 Jahre erreicht, als er im 10. Monate seines Cardinalats von einem schleichenden Fieber ergriffen wurde. Auf Anrathen der Aerzte mußte er zur Herstellung seiner Gesundheit sich nach Villanova bringen lassen. Allein das Fieber nahm auch in diesem gesunden Klima stetig zu. Der Selige bereitete sich auf seinen Tod. In seinem Testamente bestimmte er, daß man seinen Leib im Gottesacker der Armen bei St. Michael begraben solle und zwar ohne allen Prunk. Nur drei Kerzen, zwei zu seinem Haupte und eine zu seinen Füßen sollten brennen zur Ehre der heiligsten Dreieinigkeit. Demüthig bat er noch alle seine Diener um Verzeihung und ermahnte sie zur gegenseitigen Liebe. Täglich während seines Krankenlagers hatte er sich die heilige Kommunion reichen lassen. Mit tiefster Demuth empfing er noch die heilige Oelung und entschlief selig im Herrn am 2. Juli 1387. Nach seiner Bestimmung ward er am 5. Juli auf dem Kirchhofe bei St. Michael beerdigt. Bald ereigneten steh bei seinem Grabe unzählige Wunder, so daß man in den zwei auf seinen Tod folgenden Jahren 964 Wunder zählte, die Christus auf die Fürbitte des Wunderthäters gewirkt hat. Es wurde deßhalb schon i. J. 1390 der Proceß der Kanonisation zu Avignon eingeleitet, und auf dem Concil von Basel neuerdings beantragt. Jedoch erfolgte die Seligsprechung erst am 9. April 1527. Man hatte nämlich an seiner Erhebung durch Clemens VII. (s. o.) Anstoß genommen. Seine Heiligsprechung unterblieb bis heute aus demselben Grunde. Am 23. Juli desselben Jahres wurde das Grab des seligen Jünglings eröffnet, und man fand seinen Leib, wie den eines Armen bestattet. Am folgenden Tage wurde er erhoben, in silberne Gefäße gelegt und einstweilen in die hl. Kreuzkapelle gebracht. Am 2. Aug. brachte man ihn aber auf Befehl des Cardinallegaten Franciscus von Clermont auf den unter seinen Namen eingeweihten Hochalter. – Gegenwärtig befinden sich auch zu Ligny, Bisthums Verdun, Reliquien des Seligen.