Quirinus, S. (3)

[13] 3S. Quirinus (Cyrinus2) M. (25. al. 30. März, 16. Juni). Von diesem heil. Martyrer zu Rom enthält das H.-L. (Bd. I. S. 714) unter dem Namen Cyrinus2 eine Notiz, die das Wesentliche dessen gibt, was von ihm bekannt ist. Sein Leiden wird von den Boll. ins J. 264 gesetzt. Die »Acten«, welche sie von ihm geben, sind nur eine Bearbeitung der frühern Legende. Seine Uebertragung (in einem umfangreichen Gedichte beschrieben, von Metellus, Quirinalia, sive gesta S. Quirini et translatio Roma in Tegernsee in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh.) ins Kloster Tegernsee fällt in die Zeit seiner Stiftung, also in die zweite Hälfte des achten Jahrhunderts. Nachdem nämlich die frommen Brüder Adelbert (der erste Abt) und Otgar (Otger, Ottokar) i. J. 746 für dasselbe die nöthigsten Vorbereitungen getroffen hatten, pilgerten sie nach Rom und erbaten sich dort vom Papste Zacharias die Gebeine des hl. Martyrers zum Geschenke, den ihr Schwestersohn Uto im Geheimen mit sich nahm. Sowohl in den Quirinaila, als auch in der 14. bis 16. Lection des frühern Translations Officiums v. J. 1576 wird dabei Folgendes erzählt: Als bei der Reise durch Tyrol Neugierige es wagten, weil sie den Römern mißtrauten und meinten, sie seien betrogen worden, den Sarg zu öffnen, schlug Feuer aus demselben, das sie verzehrte. Zwischen Gmund und Tegernsee, wo man die letzte Rast hielt, entsprang über Nacht unter dem Wagen eine heilkräftige Quelle, über welcher in der Folge eine Kapelle erbaut wurde, deren Hochaltar das Bildniß des Heiligen ziert. An dem marmornen Becken, das den Brunnen umgibt, steht die Inschrift: »Wunderquelle des hl. Quirinus, Königs und Martyrers«. Hieher finden von Tegernsee aus alle Jahre drei Bitt- und Wallfahrtsgänge statt. Im J. 754 wurde die Einweihung der Klosterkirche, zu welchem Feste die Bischöfe von Salzburg, Regensburg und Freising herbeikamen, vollzogen. Im nämlichen Jahre wurden die heil. Reliquien, von welchen eine sich wie von frischem Blute benetzt zeigte, daselbst feierlich beigesetzt. Ein Theil derselben (das Haupt und mehrere Gebeine) befinden sich in reicher Fassung auf einem Seitenaltare der Kirche. Auch sein hl. Blut ist noch vorhanden; eine zu [13] Rom stattgefundene Prüfung hat dessen Aechtheit bewiesen. Die Kirche verehrt als Hauppatrone die hhl. Apostel Petrus und Paulus und den hl. Martyrer Quirinus. Die Uebertragungsfeier ist bereits i. J. 804 urkundlich beglaubiget. Unsern vom Finnerhofe liegt die Quelle des St. Quirinus-Oels, welche i. J. 1430 unter dem Abte Caspar entdeckt wurde. Auch über dieser Quelle wurde ein kleines Gebäude, St. Quirinus-Kapelle genannt, errichtet. In einem alten gedruckten Zettel heißt es, daß die mit Anwendung dieses Oeles bewirkten Heilungen »die Kräste eines pur natürlichen Petrolei weit übersteigen.« In der Pfarrei Kranzberg, die ehedem zum Kloster Tegernsee gehörte, ist der hl. Quirinus Kirchenpatron und wird sein Fest jedes Jahr am 30. März mit Concurs und Ablaß gefeiert. Auch an andern Orten der Erzdiöcese München-Freising, z. B. in Ostermünchen (bei Tuntenhausen) und in Aubing wird der heil. Quirinus als Patron verehrt. Zu Tegernsee wurde ehedem am 16. Juni das Hauptfest (translatio) begangen, am 24. März aber sein Todestag gefeiert. Die letztere Feier hat dermalen aufgehört. Die schöne Oration am Translationstage lautet: Wir bitten o Herr, öffne dein Ohr unsern dringenden Bitten, damit wir bei Verehrung der Uebertragung des hl. Quirinus, deines Blutzeugen, auf seine Fürbitte von unsern Sünden zu einem tugendhaften Leben übertragen werden mögen. Noch ist zu bemerken, daß dieser hl. Martyrer Quirinus öfter mitdem gleichnamigen Bischofe und Martyrer von Siscia (s. d.) verwechselt worden ist. Die Todesart beider ist freilich nicht gleich. Dieser hl. Quirinus wurde enthauptet und in den Fluß geworfen, während der hl. Bischof d. N. in den Fluß geworfen wurde, um ertränkt zu werden. Das Mart. Rom. enthält zum 25. März allerdings einen hl. Martyrer d. N., aber es frägt sich, ob es jener ist, dessen Reliquien sich in Tegernsee befinden. Zu Rom bewahrt man solche noch bei St. Prassede und St. Lorenzo in Lucina. Vielleicht ist aber ein anderer Quirinus gemeint. Im J. 1732 ist zu Tegernsee eine jetzt sehr seltene Schrift: »Leben und Martertod des hl. Quirini« erschienen. Der hl. Quirinus wird mit Anwendung des erwähnten Oeles in den verschiedensten Krankheiten, besonders innerlichen, dann in Augen- und Ohrenleiden, namentlich auch bei Viehkrankheiten angerufen. Auch das Quellwasser des Kirchleins St. Quirin wird manchmal als heilskräftig benützt. Seit Aufhebung des Klosters hat die Verehrung dieses Heiligen, der Gebrauch der Oelquelle u. s. w. sehr abgenommen.7 Das Proprium der Diöcese Freysing enthält sein Officium nicht.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 13-14.
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