Richardus, V. (6)

[90] 6V. Richardus, Abb. (14. Juni). Dieser Abt des Benedictinerklosters St. Vannes zu Verdun war in Frankreich von christlichen Eltern geboren. Sein Vater hieß Walter, seine Mutter Theorada. Seine Studien machte er in Rheims. Hier wurde er Priester, Musikmeister und Archidiacon. Nach einigen Jahren verkaufte er Alles, was er hatte, und trat zu Verdun, bei St. Vannes ins Kloster. Im J. 1004 wurde er mit Gutheißung des Bischofs Haimon zu Abt erwählt. Er genoß ein so allgemeines und großes Vertrauen, daß viele Bischöfe und weltliche Herren ihm die in ihren Ländern liegenden Klöster zur Reform überließen. Seine Bemühungen in dieser Richtung hallen zwar guten Erfolg, kosteten ihn aber auch viele Ueberwindung, Nachtwachen und Bitterkeiten. Einmal war selbst sein Leben in großer Gefahr. Als Klöster, die von ihm verbessert und eine Zeit lang geleitet wurden, sind die bekanntesten Lobbes, St. Amand, wo er in einer Hungersnoth, um für die Armen Geld zu bekommen, alle Einkünfte verpfändete, St. Bertin, St. Josse sur Mer und St. Vaast [90] in Arras. Nachdem er lange, Zeit in diesem Berufe gearbeitet hatte, machte er eine Wallfahrt nach Palästina, auf welcher ihn sieben Mitbrüder begleiteten. Noch einem andern sehr ruhmvollen und verdienstlichen Werke hatte er sich als Theilnehmer angeschlossen, der Predigt des sg. »Gottesfriedens« (treuga Dei), um den fast ununterbrochenen kleinen Kriegen der damaligen zahlreichen kleinen Herren ein Ende zu machen. Zugleich zog er sich in die Einöde Faucilles zurück, in welcher er fünf Jahre unter frommen Uebungen verweilte und erst auf das Drängen des Bischofs und der Mönche kehrte er wieder nach Verdun zurück. Nach des Bischofs Rambertus Tod sollte er den bischöflichen Stuhl zu Verdun besteigen, wozu man ihn aber nicht bewegen konnte. Er starb in den Armen des Bischofes von Verdun den 14. Juni 1046 und wurde in der Kirche seines Klosters in einer Gruft unter dem Hauptaltare begraben. (II. 974.)


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 90-91.
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