[530] 15S. Thomas, Ap. M. (21. Dec. al. 9. Febr., 9. Juni, 3. Juli). Der hl. Apostel Thomas, dessen Name griechisch Didymus, zu deutsch Zwilling lautet, hieß nach Eusebius auch Judas. Da er sich nach der Auferstehung Christi mit der Mehrzahl der Apostel nach Galiläa begab, so wird er wohl hier zu Hause, und vielleicht gleichfalls ein Fischer gewesen sein. Aus seiner Stellung im Canon der hl. Messe und in den Litaneien dürfte ferner hervorgehen, daß er der fünftberufene Apostel gewesen ist. Seine Liebe zu Jesus und sein Opfergeist zeigte sich, als die Apostel den Heiland von der Reise nach Jerusalem nicht abzuhalten vermochten. Er sprach bei dieser Gelegenheit: »Auch wir wollen mitgehen und mit Ihm sterben.« Als ein anderes Mal der Heiland von seinem Tode und seiner Himmelfahrt redete, und unter Anderm sagte: »Ihr wisset, wohin ich gehe, und wisset auch den Weg,« machte er das offene und demüthige Geständniß: »Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst, wie können wir den Weg wissen?« und gab hiedurch Veranlassung zu dem Worte Jesu: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.« Nach der Auferstehung Jesu blieb er längere Zeit ungläubig. Zwar meint der hl. Ambrosius, sein Unglaube habe sich nicht auf die Thatsache der Auferstehung, sondern auf die Auffassung und Erzählung der Apostel darüber bezogen und der heil. Gaudentius setzt hinzu: »es sei aus seinen Worten mit Gewißheit nur das Verlangen, den Herrn zu sehen und zu betasten, nicht der Unglaube zu entnehmen«, aber die Worte Jesu: »Weil du gesehen hast, Thomas, hast du geglaubt!« und: »Sei nicht mehr ungläubig, sondern gläubig!« lösen diese Einwendung mehr als zur Genüge. Doch gab er dafür in den Worten: »Mein Herr und mein Gott!« eine so gründliche Genugthuung, daß der heil. Gregorius d. Gr. sagt, dieser Apostel habe durch seinen Unglauben unserm Glauben mehr genützt, als die übrigen Apostel durch ihren Glauben. Von seinem Apostolate nach der Herabkunst des heil. Geistes erzählen die Ueberlieferungen aller Länder31; so daß der heil. Chrysostomus sagt, nur dieser Apostel habe die ganze Erde durchreist. Geschichtlich nachweisbar scheint die Verkündung des Evangeliums durch den heil. Thomas bei den Aethiopern und Abyssinern zu sein. Sehr weit verbreitet ist die Ueberlieferung von seinem Apostolate in Indien. Dort soll [530] ihn ein Brahmine mit einem lanzenähnlichen Rohre, während der Feier des heil. Messe getödtet haben. Sein Grab in Meliapur war lange Zeit nicht nur von (den sog. Thomas-) Christen, sondern auch von Saracenen als Wallfahrtsstätte geehrt. Ebendeßhalb heißt er der Apostel Indiens, obwohl er nach Andern in Odessa gestorben ist. Seine Reliquien sind in der ganzen Welt zerstreut; die merkwürdigste, der Finger, welchen er in die Seite Christi legte, wird zu Rom in der Basilica des hl. Kreuzes von Jerusalem verehrt.