[600] 12Udalricus (2. Juni), ein Einsiedler und Freund des sel. Nicolaus von der Flüe (s.d.), dessen Ruf ihn, wie viele andere angesehene Männer in den Ranft gezogen. Nach Raderus stammte unser Udalricus aus München, nicht aber wie Bucelin nachweisen will, aus Memmingen. Er kam im J. 1473 in den Ranft und besuchte sogleich den gottesfürchtigen Klausner, der ihn sehr freundlich empfing, und um die Ursache seines Besuches fragte. Udalricus erwiederte, die vielen Beschwerden, die er in der schlüpfrigen Welt ausgestanden, und der Ruf seines frommen und strengen Wandels habe in ihm die Begierde erregt, in dieses rauhe und abgelegene Thal zu kommen, um durch seine Anweisung und sein Beispiel den Weg des Heiles zu finden. Der Bruder Claus machte in der That so großen Eindruck auf ihn, daß er den Entschluß faßte, diese Wildniß nicht mehr zu verlassen. Der selige Nicolaus wies ihm ein Häuschen an, das er ehedem selbst bewohnt hatte. Udalricus beeiferte sich, seinem Lehrmeister in Allem nachzufolgen, und wollte auch auch die immerwährende Fasten aneignen; allein er vermochte es nicht über den 13. Tag. Da sprach Nicolaus zu ihm: »Bruder, es ist genug. Gott hat nur für diese Tage dich begnadigt; es gefiel ihm dein guter Wille; er will aber nicht, daß du dein Fasten länger fortsetzest; er führt seine Diener auf mancherlei Wege, dem Einen gibt er diese, dem Andern eine andere Gnade.« Nach vollendeter Probezeit begab sich Udalricus nach dem Rathe seines Lehrmeisters auf eine nahe Anhöhe jenseits der Melcha, im Mößli (Masly) genannt, wo er unter einem Felsen seine Wohnung aufschlug. Hier suchte er dem gottseligen Nicolaus in den Werken der Buße ähnlich zu werden; er betete viele Stunden des Tages, schlief wenig, hatte einen Stein zum Kopfkissen, und bat Gott beständig um Beharrlichkeit und Ausdauer. Mit Beihilfe frommer Landleute und Pilger erbaute der Einsiedler im Mößli im J. 1484 eine Kapelle mit 3 Altären. Im J. 1486 unternahm Udalricus mit Gutheißung des Bruders Claus eine Wallfahrt nach Rom, wohin ihn ein frommer Priester, Namens Lukas Kölbing, aus dem Muottathale begleitete; bei seiner, Zurückkunft lag Nicolaus am Sterben. Mit brüderlichem Herzenleid drückte er dem Seligen die Augen zu. Nach vier Jahren, gerade am Frohnleichnamsfest, den 2. Juni, vollendete auch Bruder Udalricus seine irdische Laufbahn. Er ward in dem Beinhaus zu Kerns begraben; – sein Eremitenkleid wurde über dem Grabe aufgehängt. Sein Grabmal von Stein stellte einen Altartisch vor und hatte zur Aufschrift: »Hier liegt begraben Bruder Ulrich, der selig starb im J. 1491.« Später ward er sammt der ehrwürdigen [600] Schwester Cäcilia20 erhoben und im J. 1768 in die neue Pfarrkirche übertragen, wo sie in einer Seitenwand derselben einander gegenüber eine schönere Ruhestätte fanden. Hier verblieben seine Reste bis zum Brande der Kirche im J. 1813. Nach demselben wurden seine Gebeine gesammelt und in ein Kästchen in der Sacristei der Pfarrkirche gelegt, bis man, wie Burgener schreibt, einen passendern Ort zur Beisetzung in der Kirche ausmittelt. (I. 159 u. Burg. II. 297.)
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