Volcoldus, V.

[751] V. Volcoldus, Diac. Erem.45 Der gottselige Volkold (Volchhold), ein Sohn Ottwin's, Grafen von Lurn im Pusterthale (Tyrol) und der Glicha, Ottwins erster Hausfrau, welche eine geborene Gräfin von Görz gewesen ist, erblickte das Tageslicht um das J. 972. Sein gottesfürchtiger Vater gab ihm nach damaliger Weise eine vortreffliche Erziehung, seine Mutter verlor er schon frühzeitig. Er wurde zum geistlichen Stande bestimmt; jedoch blieb er aus Demuth »Levit« d. i. Subdiacon oder Diacon. Obwohl reich an zeitlichen Gütern, heftete er nie sein Herz an die Güter dieser Erde, verstand es aber sehr wohl, sich einen Schatz für die Ewigkeit zu hinterlegen, indem er sein Vermögen zu guten Werken [751] und zur Ehre Gottes verwendete. Deßhalb beschloß er, für sein eigenes, seiner Eltern und aller seiner Angehörigen Seelenheil ein Frauenkloster in seinem Schlosse »Suanapurk« im Pusterthale46 in der Grafschaft Engelberts zu stiften und einzurichten. Volkold wünschte, wie eine alte Urkunde von Sonnenburg erzählt, die seligste Jungfrau und Gottesgebärerin zur Erbin seiner Güter zu machen, und seine Nichte Wichburg, die in dem Kloster Langensee nach der Ordensregel lebte, als Abtissin über seine Anstalt zu verordnen. Den Bischof Ulr ich I. von Trient (vom J. 1006–1022) erbat er sich zum Schirmvogt des neuen Stiftes. Mit großem Gepränge wurde im J. 1018 die Uebergabe der Stiftsgüter vollzogen und seine Nichte Wichburg als erste Abtissin eingesetzt. – Die Ordensfrauen erhielten die Regel des hl. Benedict, doch ohne strenge Clausur. In späteren Jahrhunderten befaßten sie sich mit der Erziehung des weiblichen Adels. Die Anstalt wurde, nach dem sie 767 Jahre hindurch bestanden hatte, von Kaiser Joseph II. im J. 1785 aufgehoben; die Stiftsgüter wurden eingezogen. Eine alte Legende erzählt uns vom gottsel. Volkold noch folgendes: Nach Aufrichtung des Klosters lebte er die meisten Tage seines Lebens zu Sonnenburg, wo er hinter dem Kloster im dunklen Gebüsche eine ärmliche Hütte bewohnte, fastete und betete. Man zeigte noch in der jüngsten Zeit zwei schlechte Stäbe, einen steinernen Becher von weißer Farbe mit grünen Adern, einen Teller von demselben Gesteine und ein Messerbein, welches man im Klosterarchive als ehrwürdiges Andenken aufbehalten hat. (Roßbichler, Gesch. d. Bisch. v. Brixen II. 10. u. 11.) Volkhold starb um das Jahr 1041 und ward zu Sonnenburg unterhalb des Hochaltares auf der Epistelseite bestattet. Sein erster Grabstein ist nicht mehr vorhanden, wohl aber ein späterer, auf welchem das Bildniß Volkholds, als eines Diacon's im Levitenkleide vor der hl. Jungfrau Maria kniend, wie sie ihm das göttliche Kind zeigt, zu sehen ist. Die Grabschrift lautet: »Allhie ligt begrawen Herr Volkholdus, gefürsteter Graf von Görz, wellicher dises hochadelige Frawenkloster gestiftet hat Anno 1018. Starb in Gott seliglich um das Jahr Christi 1041.« Dieser Grabstein wurde nach Aufhebung des Klosters in den Gottesacker der Pfarrei St. Lorenzen übersetzt, und ist dort vor der großen Kirchenpforte eingemauert. (Sinnacher Beitr. II. 249.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 751-752.
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