Walaricus, S.

[758] S. Walaricus (Guallaricus), Abb. Conf. (1. Apr. al. 12. Dec.) Dieser hl. Abt von Leuconaus (Bisthums Amiens) in der Picardie, frz. St. Valery, ist bereits kurz in unserm Werke (II. 532) behandelt. Wir ergänzen hier das dort fehlende. Seine Eltern waren mittellos, vielleicht sogar arm, denn er mußte von Kindesjahren angefangen Schafe hüten. Seine Lernbegierde war aber so groß, daß er bloß mit Hilfe eines von einem Knabenlehrer erbetenen Alphabetes lesen und schreiben und den Psalter auswendig lernte, ohne irgend eine Schule besucht zu haben, was einem Wunder gleichgeachtet wurde. Seine weitere Ausbildung erhielt er im Kloster von Autumon (Autoin); daß er hier das Ordenskleid erhielt, ist nicht sicher1. Wenigstens wird erzählt, er habe sich nach einiger Zeit in das Kloster St. Germain von Auxerre und von da wieder mit seinem durch ihn bekehrten Gesinnungsgenossen Bobo nach Luxeuil unter die Leitung des hl. Columbanus begeben. Er war unter dem heil. [758] Eustasius5 noch in Luxueil, (also ungefähr vom J. 594–615). Nach seinem Abgange von diesem Orte stiftete er das Kloster Leuconaus in der Landschaft Vimeux (pagus Wimnacensis), an der Somme, welches später seinen Namen erhielt. Seine Missionsthätigkeit soll besonders die Landschaft Caux und die Ufer des Canals umfaßt haben. Außer vielen Wundern, unter welchen die Wiederbelebung eines durch den Strang Getödteten das größte ist, erzählt die Legende folgenden schönen Zug: Als der Heilige einmal bei strenger Kälte von Culdis (jetzt Cayeux) ins Kloster zurückkehrte, wollte er sich in dem Hause eines Priesters wärmen; sobald er aber hörte, wie dieser mit einem anwesenden Freunde unflätige Reden führte, verzichtete er sogleich auf diese kleine Erholung und ging fort. Ebenso werden in seiner Lebensgeschichte Beispiele seiner prophetischen Begabung erzählt (Cap. 17–19.) Auch daß er Niemanden wehe thun konnte, und sogar mit den Thieren Mitleid hatte, wenn er hörte, daß sie nicht gut behandelt wurden, insbesondere aber den Vögeln, welche ihm von freien Stücken wie gezähmt zuflogen und den Lämmern mit besonderer Liebe zugethan war, ist bemerkenswerth. Sein Tod wird von Einigen ins J. 619 auf den 1. April, von Andern ins J. 622 auf den 12. Dec. gesetzt. Die Barbaren der Revolution des J. 1793 haben seine Reliquien mitten im Chore der Klosterkirche zu Asche verbrannt. Bei Usuardund Ado steht er zum 12. Dec. als Priester und Bekenner. Im Mart. Rom. steht sein Name mit der Bemerkung, daß seine Grabstätte durch zahlreiche Wunder berühmt sei.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 758-759.
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