Agrippina

[77] Agrippina. 1. Tochter des großen M. V. Agrippa, Gemahlin des Germanicus, dessen Begleiterin nach Gallien und Syrien, ungestümen Charakters, aber so lange Germanicus lebte, aus Liebe zu ihm sich beherrschend. Nach seinem Tode erzürnte sie den Tiberius durch ihre Werbung um die Volksgunst, ihren unverhehlten Verdacht gegen ihn, so daß er sie nach der Insel Pandataria verbannte, wo sie sich 33 n. Chr. zu Tode gehungert haben soll. 2. Tochter des Germanicus und der vorigen, zuerst an Domitius Ahenobarbus, dann an Crispus Passienus vermählt gewann sie ihren Oheim, den Kaiser Claudius durch buhlerische Künste zum Manne. Diesen beherrschte sie durch eigene Künste und seinen Sklaven Pallas und bewog ihn, daß er ihren Sohn erster Ehe, Domitius Nero, adoptirte. Aeußerungen des Cl. von Unzufriedenheit und Mißtrauen und die Hoffnung, durch ihren Sohn Nero unbeschränkter zu herrschen, veranlaßten sie, ihren Gemahl durch Gift aus der Welt zu schaffen. (54 n. Chr.) Nero ertrug aber ihre Herrschsucht nicht und ließ sie d. 10. Juni 59 n. Chr. ermorden. Sie hatte Memoiren geschrieben, die Tacitus benutzte.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 77.
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