Belgrad

[469] Belgrad, deutsch Weißenburg, türk. Darol Dschad, Haus des heil. Krieges, Hauptfestung in Serbien am Einflusse der Sau in die Donau mit 32000 E., der Mehrzahl nach Türken. B. besteht aus 4 Theilen: der eigentlichen Festung, auf hohen Felsen, mit starken Mauern; Thürmen und Bastionen, Sitz des Paschas, mit türk. Besatzung u. einem Arsenale; der Wasserstadt in der Gabel zwischen Donau und Sau; der Raizen- (Serben-) stadt an der Sau und der Palanka; alle diese Stadttheile sind stark befestigt. Keine Stadt ist wohl so oft wie B. belagert und erobert worden; 1435 und 37 von Murad II. vergebens belagert; ebenso 1456 durch Mohammed II., 1492 durch Bajazet II.; endlich 1521 fiel es in die Hände Soliemans II.; 1688 erstürmte es Kurfürst Max Emmanuel von Bayern, 1690 der Großwessir Kiuprili; 1693 belagerten es die Oesterreicher unter dem Herzog von Croy vergeblich; 1717 belagerte es Prinz Eugen mit 60000 Mann; der Großwessir schloß ihn mit 200000 Mann und Verschanzungen ein, aber in der Nacht vom 16.–17. August griff ihn Eugen mit 40000 Mann (20000 blieben gegen die Festung stehen) an und zersprengte die ganze feindliche Armee vollständig; den Tag darauf ergab sich Belgrad und blieb österr., bis es 1739 Feldmarschall Wallis u. General Neipperg wieder verloren. 1789 nahm es Laudon, im Frieden von 1791 wurde [469] es aber wieder türkisch. 1807 erstürmten es die Servier unter Czerny Georg, 1812 die Türken, die es bis jetzt behaupten. – Belgrad ist zugleich eine bedeutende Handelsstadt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 469-470.
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