[570] Blücher, Gebhardt Lebrecht von. geb. zu Rostock am 16. Dec. 1742, Sohn eines hess. Rittmeisters, trat 16jährig in schwed. Dienste, wurde von den Preußen gefangen und trat unter preuß. Fahnen. 1772 nahm er gekränkt seinen Abschied und lebte der Landwirthschaft; erst nach Friedrichs d. Gr. Tod trat er als Major wieder in sein Regiment, focht mit demselben als Oberst gegen die Franzosen und wurde 1794 Generalmajor. 1806 war er bei Auerstädt Generallieutenant, konnte auf dem Rückzuge das Hohenlohesche Corps nicht erreichen, eilte in das Mecklenburgische, zog das Corps des Herzogs von Weimar an sich, wurde aber nach mörderischen Kämpfen in Lübeck gefangen. Nach dem Tilsiter Frieden wurde er auf Napoleons Befehl pensionirt. 1813 von seinem Könige an die Spitze des preuß. Heeres gestellt. Er kämpfte bei Lützen, Bautzen und Haynau mit unerschütterlichem Muthe, organisirte das Heer neu, vernichtete am 26. August das Heer des Marschalls Macdonald an der Katzbach, ging am 3. Oct. bei Wartenburg über die Elbe, welche meisterhafte Operation selbst die Franzosen anerkennen. Sie führte zur Schlacht bei Leipzig, in welcher B. am 16. Marmont bei Möckern schlug. Am 1. Jan. 1814 ging er bei Kaub über [570] den Rhein, siegte am 1. Febr. bei La Rothière über Napoleon, wurde aber bei den fehlerhaften Manövern der verbündeten Heere im Febr. mehrmal geschlagen, faßte sich aber zuerst wieder und gewann den 9. März die Schlacht von Laon. Am 31. März focht er bei Paris und zog als Sieger in die Stadt ein; sein König ernannte ihn zum Fürsten von Wahlstadt u. Feldmarschall. die Soldaten aber nannten ihn den »Marschall Vorwärts«. 1815 commandirte er in den Niederlanden, verlor gegen den aus Elba zurückgekehrten Napoleon am 16. Juni die Schlacht von Ligny, entschied aber am 18. durch sein rechtzeitiges Erscheinen die sonst verlorene Schlacht von Waterloo zu Gunsten der Allirten; er verfolgte die Franzosen unaufhaltsam, erschien schon am 29. Juni vor Paris, dem er übel mitgespielt hätte, wenn er nicht durch die Souveräne abgehalten worden wäre. Man häufte nun auf ihn alle militärische Ehren, er blieb jedoch bescheiden und anerkannte laut das Verdienst Scharnhorsts und Gneisenaus. Er zog sich auf seine Güter zurück und st. 12. Sept. 1819 zu Krieblowiz in Schlesien. B. war ein ächt deutscher Soldat, kühn, unverzagt, gutem Rathe zugänglich, voll Haß gegen den übermüthigen Feind, und wenn auch kein genialer Stratege, so verstund er es doch mit seinen Streitkräften zur rechten Zeit entscheidend zu wirken, wie er in den Feldzügen von 181315 gethan hat. Seine Nachkommen sind die Grafen von B.-Wahlstadt; verwandt ist die Familie B.-Altona in dän. Diensten u. die B.-Finken in Mecklenburg.