Brissot

[672] Brissot, Jean Pierre, wurde 1754 zu Quarville bei Chartres geb., arbeitete zuerst mit Robespierre bei einem Procurator und wurde alsdann Schriftsteller. Der Verdacht, ein Pamphlet auf die Königin gemacht zu haben, brachte ihn für einige Monate in die Bastille und seine Verbindung mit dem Herzog von Orleans, dessen Sekretär er wurde, zur Flucht nach England. Daselbst gründete er einen Verein für Abschaffung der Sklaverei u. ging 1788 im Auftrage desselben nach Nordamerika, von wo er auf die erste Nachricht von dem Ausbruche der Revolution zurückkehrte. Heftige Flugschriften und die Herausgabe des »Patriote français« verschafften ihm eine öffentliche Stellung und wachsenden Einfluß. Er war ein Hauptanstifter des Aufstandes auf dem Marsfelde, wurde am 15. Juli 1791 in der Nationalversammlung mit Condorcet als derjenige bezeichnet, welcher die Clubbs als Maschine gebrauche u. »statt des Königthums das Ungeheuer einer Republik in Frankreich einführen wolle« und drang oft genug darauf, allen Königen den Krieg zu erklären. Er stimmte für den Tod Ludwigs XVI. und galt vielfach als Haupt der Gironde (Brissotisten, Brissotinismus, daher brissotage, brissoter), mit welcher er stand und fiel. Nachdem er vieles zur Kriegserklärung an Oesterreich und England beigetragen, wurde er von seinem frühern Freunde Robespierre des Einverständnisses mit dem Hofe, der Bestechlichkeit und des Föderalismus angeklagt, auf der Flucht in die Schweiz zu Moulins ergriffen und am 31. Oct. 1793 mit 20 Gesinnungsgenossen zu Paris guillotinirt. Von seinen zahlreichen Schriften (Théorie des lois criminelles 1781, le sang innocent vengé u.a.m.) wurde die Reisebeschreibung nach Nordamerika dreimal ins Deutsche übersetzt und 1830 gab B.s Sohn die Memoiren heraus.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 672.
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