Condorcet

[187] Condorcet (Kohngdorsseh), Marie Jean Antoine Nicolas Caritat, Marquis de, geb. 1743 zu Ribemont bei St. Quentin in der Picardie, genoß durch seinen Onkel, den Bischof von Lisieux, eine gute Erziehung, zeichnete sich 21jährig [187] bereits als Mathematiker aus, fand in Paris Gönner, wurde durch sein »Mémoire sur le probleme de trois corps« 1769 Mitglied und durch Lobreden auf die Akademiker von 1666–99 Secretär der Akademie. Busenfreund dʼAlemberts, der ihn treffend einen mit Schnee bedeckten Vulcan nannte, lieferte er viele Artikel in die Encyclopädie. Schon zur Zeit des nordamerik. Krieges Republikaner, schrieb er 1788 »Sur les assemblées provinciales«, wirkte seit 1789 beim Mangel an Rednergabe als Mitglied der gesetzgebenden Versammlung in Ausschüssen, als Schriftsteller u. Mitredacteur des Feuille Villageoise, wollte nur gegen bewaffnet ergriffene Emigranten Todes strafe, gegen das deutsche Reich Krieg, als Conventsmitglied und Girondist den König durch Deputationen der Provinzen richten und stimmte für »die härteste Strafe, die keine Todesstrafe sei«. Nach dem Sturze der Gironde flüchtig und am 28. Juli 1793 außer dem Gesetz erklärt, verließ er eine barmherzige Freundin, um diese nicht auch der Todesgefahr auszusetzen, floh mit der bei ihr verfaßten Schrift: »Esquisse dʼun tableau historique des progrès de lʼesprit humain« in Steinbrüche, wurde durch Hunger in eine Schenke getrieben und verhaftet und tödtete sich selbst am 28. März 1794 im Gefängniß durch Gift. Seine Werke, unter denen die entschieden deistische Lobrede auf Pascal und die Lebensbeschreibungen seiner Freunde Turgot (1786) und Voltaire (1787) gerühmt wurden, erschienen gesammelt 1804 zu Paris in 21 Bdn.; seine Memoiren über die franz. Revolution (Paris 18202 Bde.) werden für unächt gehalten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 187-188.
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