Fualdes

[820] Fualdes, reicher Franzose aus Rhodez im Depart. Aveyron, wurde 1817 ermordet im Flusse Aveyron gefunden. Die 10jährige Tochter Bancals, des Inhabers einer übelberufenen Schenke, verrieth, daß sie Zeugin des Mordes gewesen sei und bald darauf eine geschiedene Offiziersfrau, Manson, die ein galantes Abenteuer in solche Umgebung geführt hatte. Nach deren Aussage wurde F. durch seine Schuldner Jausion u. Bastide mit Hilfe des entlassenen Soldaten Collard, eines gewissen Missonier, Bax [820] u. des Schenkebesitzers Bancal ermordet, wobei noch andere Personen, Bousquier, 3 Notare u. die Zuhälterin des Collard anwesend waren. Das Schwurgericht von Rhodez verurtheilte Jausion, Bastide, die Wittwe Bancal (ihr Mann hatte sich im Gefängnisse entleibt), Collard und Bax zum Tode, die andern Angeschuldigten zu Gefängnißstrafen, obwohl vielfache Widersprüche der Aussagen vorgekommen waren; der Cassationshof verwarf das Urtheil; das Schwurgericht von Alby aber, vor welches der Fall gebracht wurde, entschied wesentlich gleich und am 3. Juni 1818 wurden Jausion, Bastide (die bis zum letzten Augenblicke leugneten) nebst Collard guillotinirt. Dieser Prozeß regte ganz Frankreich auf, weil die Parteileidenschaft mitspielte; F. war napoleon. Beamte gewesen und gehörte der liberalen Partei und der reformirten Confession an, seine Mörder waren Ultraroyalisten und Katholiken, daher wurde Regierung und Geistlichkeit von ihren Gegnern beschuldigt, sie suche die Verbrecher zu schützen; 1818 noch einmal aufgenommen, ergab die Sache kein neues Resultat (vgl. »der neue Pitaval« Bd. I.).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 820-821.
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