Genremalerei

[50] Genremalerei, diejenige Malerei, die sich mit Darstellung von Erscheinungen u. Gegenständen aus dem gewöhnlichen Leben abgibt, wie Scenen aus dem tägl. Leben, Stillleben, Thier-, Blumen-, Architekturstücke u.s.f., im Gegensatze zu der Historienmalerei, welche Erscheinungen aus der Geschichte mit höherer künstlerischer Auffassung darstellt. Die G. kann sich zwar auch eine historische Begebenheit zum Vorwurf nehmen, aber die Anlage des Ganzen ist dann weniger auf die geschichtliche Handlung und deren Hauptpersonen selbst berechnet, als vielmehr auf Darstellung einer Volksscene mit blos geschichtl. Anknüpfung, wobei der Künstler der Gruppirung u. Ausführung der Nebenfiguren dieselbe oder mehr Berücksichtigung schenkt als den geschichtl. Hauptfiguren. Man unterscheidet deshalb zwischen dem gewöhnlichen und dem histor. Genre. Indeß kann auch das gewöhnl. G. durch geistreiche Auffassung des Lebens und der Natur, durch Humor wie durch Ernst, eine höhere Bedeutung erlangen. – Die histor. G. ging der gewöhnl. G. voraus, und wurde zuerst in Italien geübt (z.B. Paul Veroneseʼs Hochzeit zu Kana); das eigentl. Genre stammt aus den Niederlanden, wo die ersten Künstler Vortreffliches darin leisteten (Teniers, Ostade, Rembrandt, Dow, v. Steen etc.), später die Spanier u. Engländer (Hogarth, Wilkin), u. in neuester [50] Zeit hat auch Deutschland viele u. ausgezeichnete Künstler in der G.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 50-51.
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