Glasmalerei

[87] Glasmalerei. Die älteste G. bestand in der Darstellung von Bildern durch Zusammenfügen verschieden gefärbter Glasstücke, welche man durch Gyps od. Bleistreifen verband, also mosaikartig. Diese G. verbreitete sich besonders von Frankreich aus schon im 8. Jahrh. nach Italien, Deutschland u. England. Dann erst entstand die Kunst, eigentlich auf Glas zu malen. Es geschah dieß zuerst mit schwarzer Farbe, indem man mit derselben Gesicht u. Glieder auf blaßrothes Glas zeichnete, während die andern Theile des Bildes (Gewand etc.) durch andere verschiedenfarbige Gläser gebildet, und die Umrisse durch das die Stücke verbindende Blei angegeben wurden. Schon damals verstand man, die schwarze Farbe dauerhaft mit dem Glase zu verbinden. Die eigentl. kunst- und werthvolle G. aber beginnt gegen Ende des 14. Jahrh. mit der (nach Einigen von van Eyck gemachten) Erfindung der Schmelzmethode, der Kunst, gewöhnliches Glas mit andersfarbigem zu überziehen, wobei durch stellenweises Ausschleifen die Lichtparthien gegeben, oder die ausgeschliffenen Stellen mit andern Farben überzogen wurden. Diese G. erreichte im 15. u. Anfang des 16. Jahrh. ihre Blütezeit (das schönste sind die Fenster des nördl. Seitenschiffs im Dom zu Köln von 1509), kam dann allmälig in Verfall und verschwand im 18. Jahrh. gänzlich, nur in England sich noch dürftig erhaltend. Eine neue Periode der G. begann in diesem Jahrh. mit raschem und glänzendem Wiederaufblühen derselben, namentl. durch Mohn u. Vörtel in Dresden und Frank aus Nürnberg, besonders aber durch die Aufmunterung König Ludwigs von Bayern, durch den München die neue Heimath der G. wurde. Aus der dortigen Werkstätte unter Gärtner, Heß und Ainmüller gingen bereits die großartigsten und herrlichsten Arbeiten hervor. Auch Nürnberg, Berlin und Wien haben eigene Werkstätten für [87] G., außerhalb Deutschland besonders Brüssel, Sèores und Paris.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 87-88.
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