Herodes

[287] Herodes, Name von 5 jüd. Königen od. Fürsten (Herodianer) in der letzten Zeit der Selbständigkeit der jüd. Nation. H., der Große, geb. 62 v. Chr. zu Askalon, war kein Jude, sondern Sohn des schlauen Idumäers (Edomiters) Antipater, indessen mit der königl. Familie der Hasmonäer verwandt. Bei dem damaligen Kampfe der Parther u. Römer um die Herrschaft Syriens stellte er sich mit richtigem Blicke auf die Seite der Römer, während die jüngern Hasmonäer ihre Stütze bei den Parthern suchten. Der Sieg der Römer gab H. gewonnenes Spiel, das er geschickt ausbeutete, indem er nach der Schlacht von Actium rechtzeitig zu Octavian überging, wodurch er von demselben auch die Gebiete jenseits des Jordans erhielt. Den Juden war er als Edomiter u. fast ebensosehr wegen seiner Hinneigung zur griech.-röm. Denk- u. Lebensweise verhaßt; der prachtvolle Tempelbau versöhnte sie um so weniger, als seine Amphitheater-, Bäder- u. Städtebauten zu lebhaft an des Königs fremden Geschmack erinnerten u. zudem viel Geld kosteten, das am Ende doch nur die Juden lieferten. Als tyrannischer Heide zeigte er [287] sich besonders gegen die Familie der Hasmonäer, welche er vertilgte, und in dem Mißtrauen gegen sein eigenes Haus, dem er seine Gemahlin Mariamne, seine Söhne Aristobul, Alexander u. Antipater opferte. Er st. fast 70 I. alt, 2 I. n. Chr., an der Phtiriasis. Sein ältester Sohn H. Archelaus folgte ihm, aber nur als Ethnarch über Judäa, u. wurde bald von Augustus nach Gallien relegirt; der 2. Sohn, H. Antipas, Tetrarch von Galiläa, aus der Geschichte Johannes des Täufers bekannt, hatte 42 n. Chr. dasselbe Schicksal; der 3., H. Philippus, st. als Tetrarch v. Trachonitis. H. Agrippa I., Sohn des von Herodes I. hingerichteten Aristobul, erhielt nach und nach durch die Gunst der Kaiser Claudius und Caligula das ganze Reich seines Großvaters zurück und st. 44 nach Chr.; sein Sohn H. Agrippa II., der letzte König, mußte sich mit einem Fürstenthume begnügen und den Krieg gegen die jüd. Rebellen mitmachen; st. 100 n. Chr.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 287-288.
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