Hippel

[313] Hippel, Theod. Gottl. v., humorist. Schriftsteller, geb. 1741 zu Gerdauen bei Friedland in Ostpreußen, studierte Theologie zu Königsberg, entsagte 1762 einer Hauslehrerstelle, um die Rechte zu studieren, wurde Advocat, 1780 durch Friedrich II, erster Bürgermeister in Königsberg [313] und st. 1796 als geh. Kriegsrath und Stadtpräsident mit Hinterlassung eines großen Vermögens. H., welchen schon sein Lehrer Kant einen Plan- und Centralkopf nannte, war kein Humorist im eigentlichen Sinne, wohl aber ein Sonderling, dessen Charakter voll der seltsamsten Widersprüche sich in seinen Schriften spiegelt und dem Witz und Laune reichlich zu Gebote standen. Er war Hagestolz, aber er schrieb gedankenreich »Ueber die Ehe« (Berlin 1774, 7. Aufl. 1840), bürgerliche Verbesserung der Weiber (1792) sowie über weibl. Bildung. Unter seinen Romanen, die er in strengster Anonymität herausgab, enthält der berühmteste: »Lebensläufe nach aufsteigender Linie« (1778) seine eigenen Grundsätze und Jugendschicksale. Die »Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z« (1793 bis 1794) haben bei allem Ernst und aller Satire zuviel Geheimnißkrämerei und Erkünsteltes. Sämmtliche Werke Berl. 1828–31, 14 B. – H., Gottlieb Theod. v., der 1843 zu Bromberg als pension. Regierungs-Präsident st., war Verfasser des Aufrufes: »An mein Volk«, wodurch Friedr. Wilh. III. am 3. Febr. 1813 die wehrbaren Männer Preußens zu den Waffen rief.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 313-314.
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