Linnen

[3] Linnen, der verarbeitete Hanf und Flachs. L.industrie, die Verarbeitung jener Gespinnstpflanzen; sie zerfällt in die Spinnerei und Weberei. Das Spinnen geschah sonst mit der Spindel und dem gewöhnlichen Spinnrade, jetzt größtentheils durch Maschinen. Die Baumwollespinnmaschinen trugen nämlich wesentlich bei, die Leinwand immer mehr durch die wohlfeileren Baumwollestoffe zu verdrängen, daher setzte Napoleon einen Preis von 1 Mill. Frcs. auf die Erfindung einer Spinnmaschine für den Flachs. Allein die seitdem erfundenen Maschinen erwiesen sich als unzureichend; erst seit 1830 ist die Erfindung in England gelungen und dieses hat in der L.industrie seitdem das Festland überflügelt und namentlich die deutsche Ausfuhr beeinträchtigt. Der von der Maschine gesponnene Faden ist schöner u. gleichartiger als bei dem Handgespinnste, nur zu den feinsten Fäden, z.B. zum Spitzengarne scheint die Maschine nicht hinzureichen. Nach der Feinheit des Gewebes zählt man vom Battiste bis zur Packleinwand eine Menge Arten Leinwand; man unterscheidet ferner glatte Leinwand, aus gleichen Fäden und ungefärbtem oder nur mitgefärbtem gemischtem Garn, u. Gebildleinwand mit eingewebten Mustern aller Art. – Die Leinwand hat zwar viel von ihrem früheren Gebiete an die Baumwolle verloren, da sie sich aber zu Hemden, Bettzeug etc. viel mehr eignet, auch viel kühlere Kleidungsstücke liefert als die Baumwolle, daher für die heißen Klimate unentbehrlich ist, [3] so wird sie sich jedenfalls neben derselben behaupten.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 3-4.
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