Möhler

[208] Möhler, Joh. Adam, einer der verdientesten und wohl der scharfsinnigste u. geistvollste unter den Theologen der neuern Zeit. geb. 1796 zu Igersheim bei Mergentheim, studierte zu Ellwangen und Tübingen, wurde 1819 Priester, 1820 Repetent am Wilhelmsstift zu Tübingen, als welcher er durch das Studium der altclassischen Schriftsteller seine formelle Bildung vollendete, begann 1823 Vorlesungen über Kirchengeschichte, Kirchenrecht und Patrologie, folgte 1835 einem Rufe nach München, wurde 1836 von der Cholera befallen und kränkelte fortan, st. 1838 am 12. März, nachdem er eben zum Domdekan von Würzburg befördert worden war. M. erhielt ein prachtvolles Denkmal auf dem Münchener Kirchhof, aber das unvergänglichste hat er sich durch seine Schriften gesetzt. die Unberechenbares für die Wiederbelebung u. wissenschaftliche Ermannung des kathol. Geistes beitrugen. Schon in seiner 1. Schrift; »Die Einheit in der Kirche od. das Princip des Katholicismus« (Tübg. 1825, 2. Aufl. 1843) bewies er, daß er über den unkirchlichen Zeitgeist sich emporgeschwungen. M. lieferte 1827 sein erstes Meisterwerk. nämlich den »Athanasius« (Mainz 1827, 2. Aufl. 1844) u. 1832 sein größtes u. epochemachendes aber, die »Symbolik, oder Darstellung der dogmatischen Gegensätze der Katholiken u. Protestanten nach ihren öffentlichen Bekenntnißschriften« (6. Aufl. Mainz 1844), welche vielfach in fremde Sprachen übersetzt, protestantischerseits dagegen von Nitzsch, Marheineke u.a. angefochten wurde, namentlich vom Hegelianer Baur in Tübingen, dem M. in den »Neuen Untersuchungen der Lehrgegensätze zwischen den Katholiken u. Protestanten« (2. Aufl. Mainz 1835) glänzend antwortete. M.s Patrologie, von der Reithmayer den 1. Band herausgab, ist unvollendet geblieben, andere Aufsätze (darunter einer gegen die Cölibatsstürmer im Badischen) stehen in den »Gesammelten Schriften« 2 B. – Lebensbeschreibung von Reithmayer, neueste von einem Ungenannten: Essai sur la vie et les ouvrages de J. A. Moehler Paris 1850.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 208.
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