Mönchsschrift

[209] Mönchsschrift, die aus altröm. und goth. Buchstabenzügen gebildete scharfeckige gothische Schrift, in welcher die Mönche die Handschriften u. Urkunden bis in die Zeit der Reformation hinein schrieben und welche beim Vergleich mit den ältesten Drucken auf den ersten Blick als die Mutter unserer heutigen deutschen Druckschrift erkannt wird. Staunenswerther Fleiß und saubere Gleichförmigkeit ist noch an vielen M.en des 18. Jahrh. zu sehen, wo die mühsam zu schreibenden goth. Schriftzüge übrigens den gerundeten latein. od. der vereinfachten deutschen Schrift gewichen waren. Im Mittelalter übten sich die Einbildungskraft und der Kunstsinn der Schreiber vor allem an den Eingängen der Kapitel und an den Anfangsbuchstaben durch die verschlungensten Schnörkeleien, gemalte und ungemalte Verziehungen u. diese sind noch heute trotz der Vervielfachung der Schriftarten Muster bei Verzierung von Prachtausgaben, lithographischen Arbeiten, Ehrendiplomen, wichtigen Urkunden u.s.w. – Vergl. Miniaturmalerei, Missale.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 209.
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