Muskeln

[272] Muskeln (musculi) nennt man diejenigen Organe des thierischen Körpers, welche die Bewegung vermitteln. Sie kommen, wie die Bewegungsfähigkeit selbst, allen Thieren zu, zeigen aber in den verschiedenen Thierklassen große Verschiedenheiten; am ausgebildetsten erscheinen sie bei den Wirbelthieren. Beim [272] Menschen bilden sie jene weichen, feuchten und rothen Festtheile des Körpers, welche hauptsächlich unter der Haut um das Gerippe gelagert sind und die man gewöhnlich unter dem Gesammtnamen Fleisch begreift. Die M. bestehen aus einer unendlichen Zahl sehr seiner Fäserchen; diese vereinigen sich zu kleinen, von einer zelligen Hülle umgebenen Bündeln, u. indem diese wieder zu größern Bündeln zusammentreten, welche wiederum von Zellgewebe umgeben sind, so entsteht durch immer weitere Vereinigung endlich der ganze Muskel. Zwischen den Bündeln in dem Zellgewebe verlaufen die Gefäße u. Nerven. Man theilt die M. in unwillkürliche u. willkürliche. Jene kommen fast nur in der Brust- u. Bauchhöhle vor und dienen den unwillkürlichen Bewegungen der vegetativen Organe; so das Herz. Zwerchfell, die M. des Magens und Darmkanals. Die willkürlichen M., welche die Hauptmasse des Körpers und dessen äußere Form bilden, sind gestreckt und gehen an ihren Enden gewöhnlich in breite od. runde Sehnen od. Flechsen über, mit denen sie sich an die Knochen befestigen. Alle M. besitzen die eigenthümliche Fähigkeit, sich zusammenzuziehen, zu verkürzen, wodurch sie die Bewegung vermitteln. Diese Zusammenziehung geht von den feinsten Fasern aus durch den ganzen Muskel.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 272-273.
Lizenz:
Faksimiles:
272 | 273
Kategorien: