Knochen

[620] Knochen (ossa), das solide Gerüste, das den Weichtheilen des thierischen Körpers zur Unterstützung dient. Die Entstehung der K. aus Knorpelsubstanz hat Aehnlichkeit mit der Versteinerung; wie hier so tritt auch dort allmälig K.erde an die Stelle der thierischen Materie, je älter deßwegen ein K. desto geringer ist das Verhältniß der thierischen Bestandtheile zu den mineralischen; beim K. des Kindes verhält sich die thierische Substanz zur erdigen wie 100: 102, beim Erwachsenen wie 100: 370, beim Greisen wie 100: 690. Die thierische Substanz der K. ist identisch mit dem Chondrin. Die mineralischen Bestandtheile sind wesentlich phosphorsaure und kohlensaure Kalkerde im Verhältniß von nahezu 5: 1. Dieser Gehalt an phosphorsaurem Kalk ist die Ursache, weßwegen die K. eines Thieres, das man mit Färberröthe füttert, sich roth färben. Man hat dieses Mittel benützt,[620] um das Wachsthum der K. zu studieren. Die nächsten anatomischen Theile des K. sind außer dem eigentlichen K.gewebe Zellgewebe, Blutgefäße, Saugadern und Nerven. Die abgränzende Haut des K.s ist die K.haut (periosteum). Ist der K. ein Röhren-K., so heißt die innere K. haut auch Markhaut, weil sie das das Innere der Röhre ausfüllende Mark umgibt. Bei Continuitätstrennungen geht stets von der äußern und innern K.haut die Heilung und Bildung der K.narbe (callus) aus. Man theilt die K. in schwammige oder platte, in feste oder Röhren-K. ein. Zu ersteren gehören insbesondere die K. des Kopfes, die Wirbelsäule des Beckens, die Rippen, das Brustbein, Schulterblatt, die Hand- und Fußwurzel-K. Die Zahl sämmtlicher K. des menschlichen Skeletts sind 217, nämlich 27 Kopf-, 58 Rumpf- und 132 Extremitäten-K.; dazu noch 32 Zähne, 5 Zungenbein-K. u. jederseits 2 kleine Gehörknöchelchen, sind 256 einzelne Stücke.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 620-621.
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